Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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200 Kilometer in 14 Tagen

Torsten Rimane hat den Plan gefasst, 200 Kilometer zu Fuß durch Schlesien zu pilgern, die Heimat der Großeltern. Klingt erst einmal nach Heimwehtourismus mit spirituellem Akzent. Tatsächlich aber soll die Sache einem guten Zweck dienen.


Für jeden zurückgelegten Kilometer bittet der Braunschweiger um die Spende von einem Zloty oder einem Euro. Der Erlös soll in ein konkretes Projekt der deutschen Minderheit fließen. „Jeder, dem die Idee gefällt, kann mich unterstützen“, sagt der 48-Jährige. Unterstützung erhofft sich Rimane auch bei der Versorgung mit Lebensmitteln und er freut sich über ein Nachtlager. Herbergen möchte er nur im Notfall anlaufen. Die Begegnung steht im Vordergrund. „Ich möchte Menschen treffen und Menschen zusammenführen“, sagt er und lädt außerdem dazu ein, ihn auf Teilstrecken zu begleiten. Ob nach den neuen Verschärfungen im Land die aktuelle Corona-Lage das zulassen wird, ist ungewiss. Dennoch: Rimane bleibt zuversichtlich. Dass ihm der Einfall just während des Gottesdienstes gekommen ist, für Rimane ein Zeichen. „Ich bin überzeugt, dass Gott mir diese Idee ins Herz gelegt hat“, sagt er.

 

Immer wieder zieht es Torsten Rimane nach Breslau, wo seine Wurzeln liegen. Foto: privat

Bisher zieht es Rimane über die langen Wochenenden vor allem in Niederschlesiens Hauptstadt, die Heimat von Vater und Großeltern, die nach dem Krieg vertrieben wurden. Nein, Heimwehtourismus betreibt er nicht, dafür hat er Ideen, die dem deutsch-polnisch-schlesischen Miteinander Auftrieb geben. Zur Adventszeit bringt Rimane auf dem Breslauer Weihnachtsmarkt Deutsch-Sprechende aus der Region mit Schlesien-Interessierten aus Niedersachsen zusammen, vor vier Jahren hat er damit begonnen, 2020 wurde das Treffen wegen Corona ins Netz verlegt.

Jetzt will Rimane zu neuen Abenteuern aufbrechen. Der Wirtschaftsinformatiker, verheiratet und zwei Kinder, nimmt sich dafür bei Arbeitgeber und Familie zwei Wochen frei. Feste Ziele für seinen Fußmarsch durch Schlesien hat er noch nicht. Auf der Liste stehen bisher Klassiker wie der Annaberg, Schloss Moschen und das Schloss in Groß Stein. Auch Initiativen der deutschen Minderheit wie die „Miro Deutsche Fußballschule“ interessieren den sportbegeisterten Rimane. „Ich bin für Anregungen dankbar“, sagt er. Eine konkrete Vision hat er aber doch: eine ökumenische Messe in deutscher Sprache im Raum Kattowitz, von wo die Großmutter stammt. Die Geistlichen vor Ort dafür zu gewinnen, im katholischen Polen zweifelsohne eine Herausforderung. Vielleicht hilft der Glaube weiter. Zumindest glaubt Rimane daran, dass diese besondere Reise entscheidende Weichen in Richtung Zukunft stellt. „Ich spüre, dass die Menschen, die ich treffen werde, Spuren in meinem Leben hinterlassen und ich in ihrem.“

Doch bevor das große Wandern losgeht, will Rimane noch einmal Kraft schöpfen – auf einem Auto-Kurztripp mit Freunden und den beiden Söhnen. Gemeinsam bereisen sie: natürlich Schlesien.

Marie Baumgarten

Die Wanderung soll in der Zeit vom 16. – 30. Mai stattfinden. Jeder, der Torsten Rimane unterstützen will, meldet sich bitte per E-Mail: schlesienwanderung@gmx.de

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