Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Alles kann, nichts muss

Es gab viel zu Lachen beim Breslauer Sprachcafé.

Klatschmohn ist zur Blume des Jahres 2017 gekürt worden. Anders als einige vermuten, kann man aus ihr kein Opium herstellen. Das und mehr war Thema beim Breslauer Sprachcafé, das die deutsche Sprache fördern will.

 

 

Mit seinen knallroten Blüten steht er auf Wiesen und in Getreidefeldern und zeigt an, dass Sommer ist – der Klatschmohn. Die Hamburger Loki-Schmidt-Stiftung (gegründet von Loki Schmidt, der Frau des Altkanzlers) hat die Ackerwildpflanze jetzt zur Blume des Jahres 2017 gekürt. Haben Sie nicht gewusst? Dann kommen Sie doch mal zum Breslauer Sprachcafé.

 

 

Kreative Übungen

 

Das Sprachcafé gibt es seit März 2016 und findet ein Mal im Monat bei der Deustchen Sozialkuturellen Gesellschaft Breslau (DSKG) statt. Diesmal lernten die Teilnehmer vieles über Klatschmohn und andere Pflanzen und sollten eine persönliche Geschichte dazu erzählen. Eine Teilnehmerin berichtet, wie sie, inspiriert von Władysław Reymonts Erzählung „In der Opiumhöhle“, versuchte, aus handelsüblichem Mohn Opium herzustellen – mit mäßigem Erfolg. „Willkommen in unserer Selbsthilfegruppe“, scherzt Gruppenleiter Ruben Gallé, ifa-Kulturmanager bei der DSKG. Die Gruppe lacht, die Stimmung ist locker. So ist es gewollt von den Initiatoren des Sprachcafés: „Dahinter steht die Idee, mit einem konkreten Thema und kreativen Übungen die Sprachkenntnisse zu fördern – mehr als bei einem Stammtisch, wo man häufig nur plaudert, aber nicht so streng wie im Unterricht“, erklärt Gallé.

 

Unterschiedliches Sprachniveau

 

Das ist keine leichte Aufgabe, denn nicht alle Teilnehmer bringen die gleichen sprachlichen Voraussetzungen mit. Adam Waliczek aus Breslau spricht schon sehr lange und gut deutsch. Es ist seine Arbeitssprache. Der Mathelehrer arbeitet gerade als Programmierer und im Kundensupport. Trotzdem könne er hier immer noch etwas Neues lernen, sagt er: „Redewendungen wie: jemandem ein Veilchen verpassen. Das bedeutet jemandem das Auge blau schlagen.“ Der 29-Jährige kommt zu jedem Treffen, auch, weil es so lustig sei. Edward Heinzer aus Schweinern (Świniary) hat Kinder und Enkel in Deutschland, die er oft besucht, doch mit der Sprache hapere es noch. Deswegen komme er ab und an zum Sprachcafé. Doch während die anderen aktiv teilnehmen, hält der 70-Jährige sich zurück. Er will lieber zuhören. Das bringt viel, wenn Muttersprachler wie Paula Sawatzki aus Berlin zu Wort kommen. Sie ist für ein Studiensemester nach Breslau gekommen und zum ersten Mal dabei, auf Facebook sei sie darauf gestoßen. „Ich will als Muttersprachler Hilfestellung leisten. Aber auch mit Polen in den Dialog treten und von ihnen polnisch lernen“, sagt die 21-Jährige. Und genau das ist der Weg, den auch das Sprachcafé einschlägt. Deutsche Muttersprachler versuchen sich auch im Polnischen, um niemanden auszuschließen und den anderen die Scheu vor dem Sprechen zu nehmen. Alles kann, nichts muss.

 

Das nächste Sprachcafé findet in einem Monat statt. Jeder kann Themenvorschläge einreichen. Infos gibt es auf der Facebook-Seite der DSKG.

 

 

Marie Baumgarten

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