Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Am Fuße des Warthagebirges

Bevor wir uns auf längere Strecken wagen, beginnen wir die diesjährigen Sommerferien mit einem Ausflug in eines der interessantesten Dörfer des Sudetenvorlands.

 

 

Die Fassade der Schlosses Kamenz ist imposant, leider ist von der Innenausstattung nichts übrig geblieben.
Foto: Łukasz Malkusz

 

 

 

Unser Ziel ist diesmal das an der Glatzer Neiße liegende Kamenz (Kamieniec Ząbkowicki). Dieser Ort ist leicht mit dem Zug aus Breslau oder Glatz zu erreichen, sehr einfach kommt man hierher auch mit dem Auto – von der Landesstrasse 8 ist es aus Frankenstein (Ząbkowice Śląskie) nur ein kurzer Abstecher. Parkmöglichkeiten bieten sich vor allem an der Zamkowa-Straße, empfehlenswert ist es aber etwas näher am Fluss, an der Młyńska- oder Ząbkowicka-Straße zu parken. Dort halten wir nach dem blauen Wanderweg Ausschau, der uns in wenigen Minuten ans Zisterzienserkloster führt.

 

 

 

 

Das Kloster

Das imposante Gebäude samt Mariä-Himmelfahrts-Kirche stammt aus dem 14. Jahrhundert und war über 600 Jahre lang das Symbol von Kamenz. Besonders die aus der Zeit um ca. 1700 stammende barocke Ausstattung ist eine Erinnerung an das kulturelle Erbe der Region. Als deren Schöpfer haben sich fast ausschließlich deutsche Künstler einen Namen gemacht, darunter der Altar mit Figuren von Königer, Gemälde von Willmann, sechzehn durch Liszka und Kretschmer geschnitzte Seitenaltäre, eine Kanzel von Anton Jorg, Figuren von Thomas Weissfeldt und ein Kreuzweg von Mauroner.

 

 

 

 

Ein kurzer Anstieg

Gleich hinter dem Kirchenplatz führen uns die blauen Zeichen über den Pausengraben. Links sehen wir die ehemalige evangelische Dreieinigkeitskirche, die selbst auch einen kurzen Umweg wert ist. Das neugotische Gotteshaus wurde 1885 durch Ferdinand Maritius errichtet, dient aber seit Jahrzehnten nur noch als Konzert- und Ausstellungssaal. Von hieraus führt uns eine gemütliche Straße an unser Wanderziel. Es geht nur etwa 50 Meter sanft hinauf, bis wir da sind. Wer sich beeilt, braucht für den ganzen Spaziergang vom Auto nicht mal 15 Minuten, wir empfehlen aber etwas mehr Zeit einzuplanen, um sich beide Gotteshäuser näher anzusehen.

 

 

 

 

Landsitz der Hohenzollern

Auf diese Weise gelangen wir zum Eingang eines der imposantesten Schlösser Schlesiens. Seine Entstehung ist eng mit Prinzessin Marianne von Oranien-Nassau verbunden, die es ab 1838 als Ehegeschenk für ihren Mann, Prinz Albrecht von Hohenzollern errichten ließ. Leider dauerte der Bau des neugotischen Schlosses länger als die Ehe des Paares, das sich 1849 scheiden ließ. Die Arbeiten leitete zuerst Karl Friedrich Schinkel und nach seinem Tode Ferdinand Mauritius. Das neugotische Gebäude war am Ende des 19. Jahrhunderts mit etwa 100 Räumen und fast 20 000 Quadratmetern Fläche das wohl imposanteste Bauwerk des Sudetenvorlandes. Die Nachkriegszeit überdauerte es nicht ohne Schaden – 1946 brach hier ein schwerer Brand aus. Danach blieb das Schloss lange eine verlassene Ruine ohne Innenausstattung. Erst seit wenigen Jahren wird es durch die Gemeinde Kamenz wiederaufgebaut, man kann es auch besichtigen.
Das Innere des Schlosses kann man sich nur im Rahmen einer Gruppenführung ansehen. Diese ist mit Hunderten von Treppenstufen viel anstrengender als der Spaziergang zum Schlosshügel selbst. Es lohnt sich aber auf jeden Fall teilzunehmen, denn auf diese Weise können wir uns nicht nur die Dimensionen des Baus besser vorstellen, wir kommen auch zu einem für unsere Ausflüge typischen Aussichtspunkt. Von der Schlossterrasse aus können wir uns nämlich das Panorama des Warthagebirges anschauen.

 

 

 

Łukasz Malkusz

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