Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Auszeit zum silbernen Priesterjubiläum

Am 6. April beging Domherr André Schmeier, der katholische Seelsorger der deutschen Minderheit in Ermland und Masuren, sein 25-jähriges Priesterjubiläum. Aus diesem Anlass unternimmt er eine Wallfahrt auf dem Jakobsweg nach Santiago de Compostela. Vor seinem Aufbruch am 1. Mai haben wir mit ihm gesprochen.

 

Zunächst einmal herzliche Gratulation zum 25-jährigen Jubiläum der Priesterweihe. Doch warum gibt es hier eigentlich deutschsprachige Gottesdienste und wie kamen Sie hierher nach Allenstein (Olsztyn)?

Mit der Entstehung der deutschen Vereine Anfang der 1990er-Jahre wurde auch der Ruf nach deutschen Messen laut. Im Juni 1991 war Papst Johannes Paul II. in Allenstein – und bei dieser Gelegenheit gab es die Anfrage beim damaligen Bischof Edmund Piszcz, ob er solche Gottesdienste ermöglichen könnte. Ab Herbst 1991 las dann Prälat Bronisław Magdziarz in der Kirche in Allenstein-Jomendorf (Olsztyn-Jaroty, Anm. d. Red.) einmal im Monat eine deutschsprachige Messe, an die sich ein Treffen bei Kaffee zur Integration anschloss. Fünf Jahre später fragten die Gläubigen im Ermlandhaus in Münster – dem Sitz der Seelsorge für die Ermländer in Deutschland – nach, ob sie einen eigenen deutschen Priester bekommen könnten. Ich beendete gerade mein Studium in Münster und Visitator Prälat Lothar Schlegel fragte mich, ob ich mir vorstellen könnte, als Priester in Allenstein zu arbeiten. Es sollten zwei, drei Jahre zur Probe sein – und wurden bis jetzt 26.

 

Wie verliefen Ihre Anfänge hier in Allenstein?

Als ich im Februar 1996 nach Allenstein kam, bekam ich hier im Priesterseminar und in der Gemeinde meine praktische Ausbildung, dann am 28. September 1996 meine Diakonenweihe im Missionshaus in Mehlsack (Pieniężno, Anm. d. Red.) und schließlich am 6. April 1997 die Priesterweihe. Das war am Weißen Sonntag in der Kirche in Jomendorf im deutschsprachigen Gottesdienst, wie ich gern betone. Denn es war ein mutiger Schritt von Erzbischof Edmund Piszcz, einen deutschen Seminaristen in seinem Bistum aufzunehmen, ihn noch dazu in deutscher Sprache zu weihen und ihm die Seelsorge für die deutschsprachige Bevölkerung anzuvertrauen.

 

Erzbischof Senior Edmund Piszcz ist vor Kurzem, am 23. März, gestorben. Welche Bedeutung hatte er für Sie, welche Erinnerungen haben Sie an ihn?

Ohne seine positive Entscheidung von damals wäre mein Leben anders verlaufen. Insofern waren sie und seine Bereitschaft, mich hier aufzunehmen, entscheidend für mich. Ich erinnere mich an eine Aussage von ihm ganz zu Beginn bei einer Begegnung. Er sagte: „André, die Türen meines Hauses und meines Herzens stehen immer offen.“ Und ich muss sagen, dies waren keine leeren Worte, er hat wirklich danach gehandelt. Die ganzen 25 Jahre waren eine Zeit gegenseitigen Vertrauens.

Domherr André Schmeier

Wie haben sich die deutschen Messen in der Region entwickelt, seitdem Sie hier Seelsorger sind?

Anfangs gab es nur die eine Messe im Monat in Jomendorf, aber das änderte sich schnell. Wir haben jetzt jeden Sonntag eine deutschsprachige Messe in Jomendorf, nur am zweiten Sonntag im Monat sind wir in der Herz-Jesu-Kirche, die zentraler in Allenstein und außerdem nahe des Sitzes der Allensteiner Gesellschaft Deutscher Minderheit liegt, wo danach das Kaffeetrinken stattfindet. Außerdem gab es auch Interesse von deutschen Ermländern außerhalb Allensteins, sodass einmal im Monat auch Messen in Bischofsburg, Heilsberg und Rößel (Biskupiec, Lidzbark Warmiński und Reszel, Anm. d. Red.) gelesen werden. Heilsberg ist auch deswegen für mich wichtig, weil meine Familie zum Teil von dort kommt.

 

25 Jahre Priester, 25 Jahre Dienst für die Menschen der deutschen Minderheit sind eine lange Zeit. Ein guter Zeitpunkt, einmal innezuhalten. Was haben Sie denn vor?

In der Tat, eine lange Zeit. Solch ein Jubiläum ist Gelegenheit für einen Blick zurück und nach vorn. Ich werde immer wieder gefragt, wie lange ich noch hier im Ermland bleiben möchte. Zwar sehe ich kurzfristig keinen Grund für Änderungen, aber das entscheidet mein oberster Chef [lacht]. Wenn Gott mich woanders braucht, wird er mir das sicher zu verstehen geben. Aber ich spüre, dass es Zeit ist, meine Batterien aufzuladen und etwas Distanz zu allem und auch zu mir selbst zu bekommen. Daher möchte ich einen Plan aus Studienzeiten umsetzen und auf dem Jakobsweg nach Santiago de Compostela pilgern.

 

Warum gerade der Heilige Jakob und der Jakobsweg?

Der Heilige Jakob hat mich auf meinem Weg immer begleitet, ja beinahe schon verfolgt. In meiner Heimatstadt Einbeck im südlichen Niedersachsen ist die Stadtkirche – seit der Reformation evangelisch – dem Heiligen Jakob geweiht. Später kam ich nach Allenstein und auch dort fand ich eine Jakobskirche als Stadtkirche vor. Den Plan zur Wallfahrt auf dem Jakobsweg habe ich schon länger – und jetzt, zum 25-jährigen Priesterjubiläum, möchte ich ihn verwirklichen. Wegen der Pandemie hat sich das Vorhaben verzögert, aber jetzt stehen die konkreten Pläne und ich habe auch den Segen des Erzbischofs als meinem Vorgesetzten, denn immerhin sind es 4.000 Kilometer bis nach Santiago de Compostela und man muss mit fünf Monaten Dauer rechnen.

 

Was bedeutet das für die deutschsprachigen Messen? Wie haben die Gläubigen die Nachricht aufgenommen?

Ich habe nicht allein entschieden, sondern habe meiner Gemeinde meinen Plan im Februar vorgestellt und begründet. Sie haben mich verstanden und dazu ermuntert, mir meinen Traum zu erfüllen. Es wird während meiner Abwesenheit jeweils am zweiten Sonntag im Monat die Messe in der Herz-Jesu-Kirche mit anschließendem Kaffeetrinken im Haus Kopernikus bei der Allensteiner Gesellschaft Deutscher Minderheit geben. Dazu sind auch die Ermländer aus dem Umland eingeladen, denn deutsche Gottesdienste dort wird es nicht geben. Außerdem findet am vierten Sonntag im Monat die übliche deutschsprachige Messe in der Kirche in Jomendorf statt.

 

Wie lange dauert die Wallfahrt und wo laufen Sie los?

Der Weg beginnt immer vor der eigenen Haustür. Von den unzähligen Schritten, die man macht, um ans Ziel zu kommen, ist der erste der schwierigste: wirklich aus dem eigenen Haus zu gehen und sich auf den Weg zu machen. Ist man erst einmal unterwegs, gelangt man mithilfe des Heiligen Jakob auch ans Ziel. Die erste Station nach Jomendorf ist natürlich die Jakobskirche im Stadtzentrum von Allenstein und dann der Wallfahrtsort Dietrichswalde (Gietrzwałd, Anm. d. Red.). Das sind etwa 17 bis 20 Kilometer – eine gute Startdistanz. Danach wird die Wallfahrt bei einem Tagesschnitt von 30 Kilometern etwa viereinhalb Monate dauern. Das werde ich nicht schaffen, ich rechne mit fünf Monaten, also bis Ende September.

 

Wie verläuft Ihre Route und wie kommen Sie zurück – auch zu Fuß?

Das sicher nicht [lacht]. Wenn man fünf Monate gelaufen ist, dann freut man sich sicher, wenn man einfach zwei, drei Tag nur sitzen kann. Je nachdem, wann ich ankomme und wie es mir geht, komme ich mit dem Flugzeug, Bus oder Zug zurück. Meine Route verläuft Richtung Deutsch Eylau, Thorn und Gnesen (Iława, Toruń und Gniezno, Anm. d. Red.), dann quer durch Deutschland über Frankfurt an der Oder, Magdeburg, Hildesheim, Köln und anschließend über die Eifel nach Lothringen; quer durch Frankreich – das wird mit etwa 1.500 Kilometern das längste Stück –, über die Pyrenäen und dann „nur“ noch 800 Kilometer in Spanien bis nach Santiago de Compostela. Und danach – wie gesagt – freue ich mich bestimmt, wenn ich einige Tage sitzen und mich ausruhen kann.

 

Das Interview führte Uwe Hahnkamp.

 

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