Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Bei Mama nur „mimry z mamrami”

Mit dem aus Schlesien stammenden Podcaster und Foodblogger, Camil Lange, aus München sprach Andrea Polański.

 

Woher kommt bei Dir die Leidenschaft für‘s Kochen?

Oft ist es so, dass einem das Kochen schon als Kind beigebracht wird, ob jetzt von der Mutter oder der Oma. Ich habe mich eigentlich nicht so dafür interessiert. Als ich aber älter wurde, merkte ich, dass das, was ich so täglich esse, nicht wirklich das ist, was mir schmeckt. Bei meiner Mama gab es oft „mimry z mamrami“, also musste ich selbst kochen lernen, deshalb habe ich mich nach einem zu experimentellen Gericht, welches mir aufgetischt wurde, in die Küche gesetzt und mir überlegt, wie man die ganzen Reste im Kühlschrank schlau miteinander kombinieren könnte. Ich habe erstmal mit asiatisch angefangen, weil wir öfters beim Chinesen bestellt hatten. Das hat mir geholfen zu wissen, wie das Gericht zu schmecken hatte. Im Studium musste ich dann selbst für mein Essen sorgen und in meiner WG war es klar, dass ich der Mann am Herd bin. Meine Mitbewohner waren immer gespannt, was ich denn wieder Neues aus den Resten kochen würde. Sie saßen mit in der Küche, während ich ein neues Rezept nach dem anderen entwickelte. Oft wurde ich danach gefragt, wie ich die Gerichte zubereite. Meine Rezepte habe ich anfangs auf Zetteln geschrieben und weitergegeben, aber das war mir doch mit der Zeit zu viel und ich wollte dann auch für mich ein digitales Kochbuch schreiben. So ging es mit dem Foodblog los. Das hat mir seit 2015 so viel Spaß gemacht, dass ich seitdem jede Woche ein neues Rezept veröffentliche.

 

Aufseinem Blog hat Camil mittlerweile 250 Rezepte veröffentlicht.
Foto: privat

 

Du bist ja in Schlesien geboren, bist aber noch als Kind nach Baden-Württemberg gezogen. Hattest Du danach noch Kontakt mit Schlesien?

 

Wir sind bereits nach Deutschland ausgewandert, da war ich noch keine 2 Jahre alt. Ich bin dann in der Nähe von Stuttgart aufgewachsen. Wenn es jetzt um den Kontakt mit Schlesiern in Deutschland geht, gab es davon nicht viel. Es gab so viele Kinder mit Migrationshintergrund, aber andere Schlesier waren nicht dabei. Lediglich meine Cousins und Cousinen, aber wir haben uns hauptsächlich auf Deutsch unterhalten. In den Sommer-, Oster- und Weihnachtsferien sind wir oft nach Gogolin gefahren, also das war schon 2- bis 3-mal im Jahr und auch für mehrere Wochen. Das war ein wichtiger Bezugspunkt, sowie die Familie vor Ort. Hier in Deutschland war Schlesien aber im Freundeskreis kein Thema, viele konnten damit nichts anfangen. Man hat versucht, es zu erklären, aber dann wurde häufig entgegnet, dass es Schlesien nicht mehr gibt, dass man Pole ist und so weiter. Wenn man jetzt in der Identität kein Land hat, auf welches man sich zurückbesinnen kann, ist es nicht immer einfach, weil man jegliches Heimatgefühl verliert.

 

Was war oder ist Dein Lieblingsgericht aus der schlesischen oder auch polnischen Küche?

Schwer zu sagen. Das hängt von Tag zu Tag davon ab, was im Kühlschrank ist und worauf ich Lust habe. Eine Sache, die ich ganz besonders mag, sind schlesische Klöße und Rouladen nach Omas Art. Ich habe es schon mehrmals selbst gekocht und von der Konsistenz haut es auch hin, aber die Soße ist weiter ein Geheimnis für mich. Ich weiß nicht, wie meine Oma es macht, aber auf jeden Fall macht sie es besser. Vielleicht kommt es daher, dass ich dann doch etwas sparsamer bin, wenn es um Butter und Sahne geht. Zur polnischen Küche kann ich sagen, dass ich ein riesiger Bigos-Fan bin. Ich habe bereits bei einem kleinen Kochwettbewerb Pierogi und Barszcz gemacht, was sehr gut ankam.

 

Camil Lange ist als Kind von Schlesien nach Deutschland ausgewandert.
Foto: privat

Was kochst Du sonst noch gerne? Hast Du einen bestimmten Kochstil?
Ich würde meinen Kochstil als Zero-Waste bezeichnen, weil ich mit dem koche, was gerade im Kühlschrank ist. Ich improvisiere einfach und dabei kommt dann auch immer etwas Leckeres heraus. Ganz wild sind die Fusion-Kitchen Rezepte, wie zum Bespiel ein Maultaschen-Wrap mit Tzatziki oder bayrisches Sushi.

Die Zubereitung der Gerichte von Camil Lange dauert zwischen 15 bis 30 Minuten.
Foto: privat

 

 

Wie kam es dazu, dass Du einen eigenen Foodblog gestartet hast?

Wie ich schon vorher erwähnt hatte, fing es so richtig bei mir im Studium an, das war 2015. Ich habe es ja für mich selbst begonnen und es stellte sich heraus, dass doch mehr Menschen an meinen einfachen und schnellen Rezepten Interesse haben, als ich gedacht hätte. Anfangs waren die Posts noch nicht so regelmäßig, aber die letzten zwei, drei Jahre kommt jede Woche ein neues Rezept, dementsprechend ist da schon ein Gericht auf dem Foodblog cjfoodblog.wordpress.com hinterlegt. Jetzt sind knapp 250 Rezepte und ich habe noch immer nicht zu Ende gekocht.

 

Man könnte auch von Dir behaupten, dass Du einer der Pioniere der kulinarischen Podcasts in Deutschland bist.

Im weitesten Sinne stimmt das schon. Ich war der erste mit meinem Kochcast “Locker & Lecker”, bei dem man quasi live mitkochen kann. Klar ist es gut, ein Rezept vor sich zu haben, aber wenn du kochst, bist du mitten dabei und dann ist es umständlich, noch Kochvideos oder Rezepte anzuschauen. Deshalb dachte ich mir, warum nicht einfach einen Kochcast starten. Ich erzähle da Schritt für Schritt, was zu machen ist, welche Zutaten und Kochsachen man benötigt. Da ich gleichzeitig den Podcast aufnehme und koche, dauert der ganze Kochprozess auch nur so lange wie die jeweilige Folge geht, meistens zwischen 15 bis 30 Minuten. Das sind also alles sehr einfache und schnelle Rezepte für jeden zum Mitkochen. Das Lustige ist, dass ich die Rezepte immer das erste Mal koche, das heißt, ich weiß selbst nicht, wie es wird, aber da ich es schon eine Zeit lang mache, habe ich auch ein gutes Gespür für meine Gerichte.

 

 

Hier finden sie Camil Lange:
Im Web: www.cjfoodblog.wordpress.com
Instagram: @lockerundlecker
Spotify: Locker & Lecker – Der Kochcast zu CJ’s Foodblog

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