Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Das deutsche Königshaus Englands

Heute nimmt Großbritannien und die Welt Abschied von Queen Elisabeth II., die am 8. September im Alter von 96 Jahren verstorben ist. Mehrere hundert offizielle Gäste, darunter auch Japans Kaiserpaar, geleiten die Queen auf ihrem letzten Weg, ebenso wie Millionen Menschen in London und Milliarden vor den Fernsehern in der ganzen Welt. Wir erinnern am heutigen Tag an die deutschen Wurzeln der britischen Royals.

 

1714 übernahm das Hannoveraner Adelsgeschlecht der Welfen die Macht in Großbritannien. Die ersten deutschstämmigen Könige auf dem britischen Thron konnten kein Englisch. Nach fünf Königen bekam eine noch heute sehr bekannte Frau das Zepter in die Hand: Queen Victoria. Sie regierte länger als alle ihre Vorgänger. Obwohl sie 1819 in London das Licht der Welt erblickte, wurde ihr in ihren ersten Lebensjahren nur Deutsch und kein Wort Englisch beigebracht, denn sowohl ihre Mutter Victoria von Sachsen-Coburg-Saalfeld als auch ihr Kindermädchen Louise Lehzen kamen aus Coburg in Bayern. Queen Victoria, die gleichzeitig auch Prinzessin von Hannover und Herzogin von Braunschweig und Lüneburg war, starb in den Armen des deutschen Kaisers Wilhelm II., ihres ersten Enkelkindes. Victorias Tochter heiratete den deutschen Kaiser Friedrich III., den Vater von Wilhelm II.

Königin Victorias Herkunft ist Thema eines in England berühmten Sketches in der BBC-Serie „Blackadder Goes Forth“, in dem ein britischer General einen Soldaten namens Darling verhört, den er im Verdacht hat, ein deutscher Spion zu sein. Darling will sich verteidigen: „Ich bin so britisch wie Queen Victoria!“ Daraufhin der General: „Also ist Ihr Vater ein Deutscher, Sie selbst sind ein halber Deutscher und Sie haben einen Deutschen geheiratet!“

Victorias deutscher Ehemann, Prinz Albert von Sachsen-Coburg und Gotha, machte nicht nur den deutschen Weihnachtsbaum im gesamten Königreich populär, sondern sang auch aus voller Brust Weihnachtslieder auf Deutsch. Eine weihnachtliche Sitte aus der alten Heimat hat sich bei den „Royals“ bis heute gehalten: Die britische Königsfamilie beschenkt sich an Weihnachten – wie in den meisten Haushalten Deutschlands üblich – bereits am 24. Dezember und nicht erst am 25. Dezember wie ihre englischen Landsleute.

Noch im 20. Jahrhundert bezeichnete König Edward VIII. das Deutsche als seine Muttersprache und Prinzessin Diana nannte ihre angeheiratete Verwandtschaft im Buckingham-Palast „meine deutsche Familie“.

 

Prince Charles
Foto: wikipedia/imh

 

Und auch heute noch wird die deutsche Sprache im Hause Windsor gepflegt, u.a. von Charles. Der neue König Karl III. – so sein jetziger offizieller deutscher Name, hat dies schon mehrfach unter Beweis gestellt. So hielt er beispielsweise 2020 vor dem Bundestag eine Rede auf Deutsch. Ein Jahr zuvor sagte er bei einem Empfang in der Residenz des britischen Botschafters in Berlin: „Es ist auch wirklich ein besonderes Vergnügen, wieder einmal in Berlin zu sein, besonders als Großvater eines neugeborenen Enkels.“ In München sprach Charles im Mai 2019 als damaliger Prinz von Wales vor den Teilnehmern eines Banketts folgende Worte: „Servus! Für mich verkörpert Bayern vieles von dem, was Deutschland so besonders und zu einem so wichtigen und geschätzten Partner für das Vereinigte Königreich macht.“ Seine landestypische Begrüßung sorgte für Heiterkeit.

Man kann die Königsfamilie Großbritanniens also ohne Übertreibung als deutsch-britisch bezeichnen. Die Vorfahren von König Karls Mutter Elisabeth stammen einerseits aus dem Adelshaus Hannover sowie andererseits aus dem Hause Sachsen-Coburg und Gotha. Die familiären Wurzeln seines Vaters Philip liegen in den Adelsgeschlechtern derer von Battenberg und derer von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg. Philip ist zum großen Teil mit Deutsch als Mutter- und Alltagssprache aufgewachsen.

Quelle: IMH-Nachrichtenagentur/Björn Akstinat

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