Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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30 Jahre Stiftung für die Entwicklung Schlesiens – Professionalität in der DNA

Am 2. Dezember 2021 feiert die Stiftung für Entwicklung Schlesiens (SES) ihr 30-jähriges Bestehen. Die Initiatoren ihrer Gründung waren Vereinigungen der deutschen Minderheit und eines ihrer Hauptziele war es damals, die Massenauswanderung von Deutschen aus Polen in die Bundesrepublik Deutschland zu stoppen.

 

Vorrangig war auch die Schaffung einer Institution, die durch ihre Tätigkeit unmittelbaren Einfluss auf die soziale, wirtschaftliche und kulturelle Entwicklung Schlesiens nehmen und die Verantwortung für die ordnungsgemäße Verwendung der finanziellen Mittel der deutschen Regierung zur Unterstützung der Deutschen Minderheit in Polen übernehmen würde. Die in der Gründungssatzung der Stiftung festgelegten Ziele waren daher sehr weit gefasst. Vor allem im Bereich der Unterstützung von Organisationen der Minderheit und insbesondere von kleinen und mittleren Unternehmen, denn die Hauptidee der SES war es damals, so viele Arbeitsplätze wie möglich in der Region Oppeln zu schaffen. Ebenso war die Stiftung aber auch in der Woiwodschaft Schlesien und den nördlichen Regionen Polens aktiv. Der letztgenannte Bereich wurde stark ausgebaut, und zwar nicht nur auf der Grundlage deutscher Mittel, denn die SES begann, Gelder aus verschiedenen Hilfsprogrammen – nationalen und EU-Programmen – zu beschaffen.

 

Mit der Stiftung in die EU

„Auf diese Weise konnten wir unsere im Laufe der Zeit gewachsenen satzungsgemäßen Aufgaben erfüllen und gleichzeitig unser Dienstleistungsangebot stetig erweitern und an gesellschaftliche Bedürfnisse und die Situation anpassen. Unser Hauptaugenmerk lag jedoch auf der Unterstützung kleiner und mittlerer Unternehmen“, erinnert sich der ehemalige Stiftungsvorsitzende Henryk Juretko. In der Anfangsphase ihrer Tätigkeit unterstützte die SES übrigens nicht nur Unternehmer oder z.B. Landwirte, sondern auch Kommunalverwaltungen im Bereich der Infrastrukturentwicklung, da zu dieser Zeit in Polen noch keine EU-, Heranführungs- oder Beitrittshilfen zur Verfügung standen.

 

„Aus diesem Grund wurde eine unserer Prioritäten zu dieser Zeit die Vorbereitung der Gesellschaft und der Kommunen auf den Eintritt in die EU-Strukturen. Wir haben als Vermittler fungiert und darüber aufgeklärt, wie man Beitrittsgelder erhält, und zu diesem Zweck das Europäische Haus gegründet“,

 

sagt Henryk Juretko. Das Ergebnis war großartig! Das Europäische Haus agierte auf vielen Ebenen sehr effektiv, von Schulen über Kommunalverwaltungen bis hin zu verschiedenen Institutionen, indem es dort Vorträge und Lesungen organisierte und dafür sorgte, dass die Woiwodschaft Oppeln beim Referendum die höchste Zustimmung in Polen für einen EU-Beitritt Polens erhielt – über 80 Prozent!

 

Vorbild für andere

„Und als Polen der EU beitrat, konnte die Stiftung nunmehr effektiv auf EU-Mittel zugreifen und dann in Form von Zuschüssen und später Darlehen Wirtschaftseinheiten unterstützen. Dazu gehörte der Bau von kommunaler und Bildungsinfrastruktur und gleichzeitig war sie im Bereich des kulturellen Erbes wirksam“, sagt Henryk Juretko, der seit 2009 nicht mehr der Stiftungsvorsitzende ist. Sein Amt wurde von Arnold Czech übernommen, der es bis 2020 innehatte. In dieser Zeit hat er u.a. die Darlehensprogramme der SES mitgestaltet und die Einwerbung von Fremdmitteln durch die Stiftung initiiert, um die Unterstützung und Entwicklung von kleinen und mittleren Unternehmen zu ermöglichen. Während seiner Zeit bei der Stiftung war er auch für die ordnungsgemäße Verwendung von Mitteln der deutschen Regierung zur Finanzierung von für die deutsche Minderheit wichtigen Initiativen verantwortlich. Er engagierte sich auch im sozialen Bereich, insbesondere in der Nachrüstung von Gesundheitsdiensten und in der Hilfe für ältere und behinderte Menschen. Über die Stiftung sagte er immer:

 

„Wir entwickeln uns ständig weiter. Wir versuchen, den aktuellen Bedürfnissen im sozialen und wirtschaftlichen Bereich gerecht zu werden“,

 

während sein Vorgänger Henryk Juretko hinzufügte: „Arnold Czech ist in jeder Hinsicht ein Profi! Er setzt sich voll und ganz für diese Institution ein. Unter seiner Leitung ist die Stiftung zu einem Vorbild für viele andere Organisationen nicht nur in der Woiwodschaft Oppeln, sondern im ganzen Land geworden.“

 

In ausgezeichneter Verfassung

 

Helena Lellek, Geschäftsführerin der Stiftung
Foto: FRŚ

 

Die Stiftung verdankt ihre heutige Krösus-Position der Tatsache, dass sie in ihren Anfangsjahren fleißig gelernt hat: „Die Erfahrungen im Umgang mit deutschen Institutionen, insbesondere mit dem heutigen BWI, damals GWZ, haben unsere Mitarbeiter mit den richtigen Fähigkeiten und Kenntnissen ausgestattet. Wenn es diese Erfahrungen nicht gegeben hätte, wären wir heute nicht da, wo wir sind, wir wären nicht in der Lage zurechtzukommen. Auch hätten wir vor dem Beitritt Polens zur EU keine Heranführungshilfen beantragen können. Und genau diese Mittel haben wir von Anfang an, seit 2003, erhalten“, sagt Geschäftsführerin Helena Lellek, die seit April 1993 in der Stiftung tätig ist. An dieser Stelle stellt sich die Frage, ob die Zukunft der Stiftung angesichts der sich verändernden politischen und wirtschaftlichen Situation ins Wanken geraten könnte: „Darum mache ich mir keine Sorgen! Die Stiftung ist in ausgezeichneter Verfassung und verfügt über ein so großes Potenzial, dass sie jeder Situation gewachsen ist. Vor allem, wenn es um das Unternehmensumfeld und die unterstützenden Einrichtungen geht. Außerdem haben wir eine solide Grundlage für die weitere Entwicklung unserer Stiftung in den kommenden Jahren“, so Helena Lellek.

Krzysztof Świerc

 

Kalendarium der Stiftung:

02.12.1991: Gründung der Stiftung für Entwicklung Schlesiens durch eine notarielle Urkunde

03.07.1992: Eintragung der Stiftung für Entwicklung Schlesiens in das Stiftungsregister

1992: Aufnahme der Tätigkeit als Darlehensfonds

1995: Einführung eines Stellenvermittlungsprogramms für Studenten; in 13 Jahren konnte 1.742 Studenten eine Arbeitsstelle vermittelt werden

1999: Verlegung des Sitzes der Stiftung von einem gemieteten Büro in der ul. Damrota 7 in ihr eigenes Gebäude in der ul. Słowackiego 10

07.2000: Einrichtung eines Europäischen Hauses in Zusammenarbeit mit dem Marschallamt

2001: Einrichtung eines Regionalzentrums für Europa-Information bei der Stiftung, das bis 2012 tätig war

03.2006: Unterzeichnung einer Vereinbarung mit Baden-Württemberg International über die Übertragung von Rückflussmitteln an die Stiftung

08.2008: Die Stiftung fungiert als regionale Finanzierungseinrichtung, die für die Umsetzung des Operationsprogramms Innovative Wirtschaft in der Woiwodschaft Oppeln zuständig ist.

12.2009: Die Stiftung erhält die erste Kapitaleinlage in den Regionalen Darlehensfonds im Rahmen des ROP WO.

10.2010: Einrichtung des Hochwasserfonds auf der Grundlage einer mit dem Wirtschaftsministerium unterzeichneten Vereinbarung

09.2014: Erster Spatenstich für den Bau des Business-Centers

 

V.l. Oppelns Marschall Andrzej Buła, der Sejmabgeordnete der deutschen Minderheit Ryszard Galla und der Vorstandsvorsitzende der Stiftung Arnold Czech bei der Grundsteinlegung des Businesszentrums.
Foto FRŚ

 

11.2014: Einführung des Programms „Existenzgründung – Unterstützung am Start II“ für die Woiwodschaften Oppeln und Schlesien, das bis heute bei der Stiftung läuft.

08.2015: Das Business-Center der Stiftung für Entwicklung Schlesiens wird Betrieb genommen.

 

Feierliche Eröffnung des Businesszentrums, in dem sich heute auch der Hauptsitz der Stiftung befindet.
Foto: FRŚ

 

06.2018: Einrichtung des Johann-Kroll-Stipendienfonds der Stiftung für Entwicklung Schlesiens

02.2019: Verlegung des Sitzes der Stiftung in das Business Center in der ul. Wrocławska 133

2020: Start der Unterstützung für Unternehmer in den Woiwodschaften Oppeln und Niederschlesien zur Beseitigung negativer Auswirkungen der COVID-Epidemie

 

 

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