Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Botschafter bei der Minderheit

Der heutige Tag (5.06.) des Besuches des deutschen Botschafters in Polen Arndt Freytag von Loringhoven stand ganz im Zeichen der deutschen Minderheit. Es wurden nicht nur das Jugendzentrum und der Sitz des Forschungszentrums der deutschen Minderheit eröffnet. Der Botschafter nahm auch an der Sitzung des Vorstandes des Verbandes deutscher Gesellschaften teil.

 

Das Jugendzentrum in der ul. Krupnicza in Oppeln
Foto: R.Urban

 

Das an die jungen Mitglieder der deutschen Minderheit gerichtete Jugendzentrum hat seit heute seinen Sitz in der ul. Krupnicza 15. Das Hauptziel der Einrichtung, die offen für neue Initiativen und Ideen ist,  ist es bestmögliche Bedingungen für die Entwicklung und Zugänglichkeit der deutschen Sprache und Kultur für die Jugend der deutschen Minderheit in Polen zu schaffen. „Als jahrelangem Organisator von Jugendinitiativen fiel mir selber der Mangel an solchen Orten auf, die sich direkt an junge Menschen richten und ihnen Freiraum schaffen“, sagte bei der Eröffnung Michał Schlueter, Mitglied des VdG-Vorstandes, zuständig für die Jugend. Und die Jugendbeauftragte des VdG Beata Sordon fügte hinzu: „Wird ein neuer Punkt auf der Landkarte von Oppeln sein. Ein Ort, wo sich Jugendliche treffen können, mehr über die deutsche Kultur und Sprache erfahren. Es wird aber auch ein Ort für alle sein, die sich für die deutsche Minderheit interessieren“.

 

Feierliche Eröffnung durch Botschafter von Loringhoven (re.) und Michał Schlueter vom VdG
Foto: R.Urban

 

Um das Jugendzentrum mit Leben zu füllen, wird dort auch das Projekt Lernraum.pl seinen Sitz haben, das den Angehörigen der deutschen Minderheit polenweit die Möglichkeit gibt, die deutsche Sprache in einer großen Vielzahl von Kursen, Seminaren und Workshops zu verwenden und ihre Horizonte zu erweitern. Außerdem findet man dort auch den Jugendpunkt des Hauses der deutsch-polnischen Zusammenarbeit sowie die Redaktion der Jugendzeitschrift „Antidorum.

Es ist also eine Verbindung von Jugend- und Bildungsarbeit, zu der Botschafter von Loringhoven die Verantwortlichen beglückwünschte, denn „die Jugend ist das Wichtigste“ und er habe sich gefreut mit den Vertretern des Bundes der Jugend der Deutschen Minderheit schon am Vortag einen langes Gespräch zu führen.

 

Forschungszentrum

 

Es wurde nicht nur das Forschungszentrum der deutschen Minderheit sondern auch die Tätigkeit der Eichendorffbibliothek vorgestellt. Foto: R.Urban

 

“Das Wissen um die eigenen Wurzeln ist für jede Gemeinschaft eine wichtige Identitätsquelle” − mit diesen Worten beschreibt sich das Forschungszentrum der deutschen Minderheit, eine Einrichtung, die die Geschichte, das Erbe und die Gegenwart der Deutschen Minderheit in Polen untersucht. Zu den Aufgaben, die sich das Forschungszentrum stellt, gehören unter anderem die Durchführung von Forschungsprojekten und wissenschaftlichen Konferenzen, Herausgabe von Publikationen und Bearbeitung einer breiten Archiv-Sammlung mit mehr als 60.000 Seiten von Dokumente.

 

Foto: R.Urban

 

Der Sitz des Forschungszentrums ist in der ul. Szpitalna 7a, im selben Gebäude wie die Eichendorffbibliothek. „Das Forschungszentrum wird einen wichtigen Beitrag leisten zur Erforschung der Geschichte der Deutschen in Polen, denn gerade in Schlesien ist die geschichtliche Betrachtung immer sehr komplex“, sagte bei der Eröffnung des Sitzes Botschafter Arndt Freytag von Loringhoven und fügte hinzu, dass dieses Zentrum Teil der Vereinbarungen des deutsch-polnischen Runden Tisches ist, die auf Grundlage des deutsch-polnischen Nachbarschaftsvertrages von vor 30 Jahren unterzeichnet wurden. „Der Nachbarschaftsvertrag eröffnete eine völlig neue Grundlage für die Tätigkeit der deutschen Minderheit und ich bin sehr glücklich, dass Bundespräsident Steinmeier entschieden hat nach Warschau zu kommen, um am 17. Juni das Jubiläum zu feiern“.

 

Herausforderungen und Probleme

 

VdG-Vorsitandssitzung in Oppeln
Foto: R.Urban

 

Dass nach 30 Jahren des deutsch-polnischen Nachbarschaftsvertrages nicht nur Positives zu berichten ist, wurde dann deutlich während der Sitzung des Vorstandes des Verbandes deutscher Gesellschaften. Hier unterstrich VdG-Vorsitzender Bernard Gaida, dass die Vereinbarungen des deutsch-polnischen Runden Tisches im Hinblick auf die deutsche Minderheit eben nicht realisiert werden, was sich an Vorhaben wie dem Dokumentations- und Ausstellungszentrum der Deutschen in Polen zeigt, das zwar nun entsteht, nicht aber wie vereinbart mit Unterstützung des polnischen Staates, sondern eben der Bundesrepublik. Der Bundestag hat nämlich zusätzliche Mittel bewilligt, von denen auch die Entstehung des Zentrums finanziert wurden.

Ein anderer Teil der Bundesmittel ging für an das Jugend- und das Forschungszentrum sowie Vereinsschulen in der Oppelner Region, die zweisprachigen deutsch-polnischen Unterricht anbieten. Diese Schulen übernehmen ebenfalls Aufgaben, die eigentlich in der Verantwortung des polnischen Staates liegen.

Mehr zu den Ergebnissen der VdG-Vorstandssitzung lesen Sie in der kommenden Ausgabe des Wochenblattes.

Rudolf Urban

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