Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Das Leben ist eine Wallfahrt

Jeden zweiten Sonntag im August pilgern die Deutschen in Polen nach Albendorf in Niederschlesien. So reisten auch dieses Jahr Deutsche aus den Woiwodschaften Niederschlesien, Oppeln und Schlesien an. In der Basilika vor Ort begann das Hochamt kurz nach 12 Uhr.

 

„Wir treffen uns hier am Wallfahrtsort, weil wir unterwegs sind, weil wir pilgern. Weil der Mensch immer unterwegs ist, weil jedes Leben nicht nur eine Wanderschaft, sondern eine Wallfahrt ist. Und nicht zu vergessen, weil der Mensch immer ein Ziel in der Ewigkeit hat”, erklärt Pater Marian Bernard Arndt, Seelsorger der Minderheiten in den Diözesen Schweidnitz, Liegnitz und Breslau. Seit wann genau Bewohner aus Ober- und Niederschlesien nach Albendorf pilgern, ist nicht genau bekannt: „Es wäre ein gutes Thema für eine wissenschaftliche Arbeit, den genauen Zeitpunkt zu benennen“, so Pater Arndt.

 

Begegnungen mit Menschen

Die Messe leitete Pfarrer Professor Joachim Piecuch. In seiner Predigt hat er die Gläubigen auf die Begegnungen der Menschen aufmerksam gemacht, wie diese in Albendorf, bei denen immer Gott innewohnt:

 

„Wenn es zu einer richtigen Begegnung kommt, dann geschieht etwas, was wir nicht in den Händen haben. Und das ist, würde ich sagen, der Gesang Gottes.“

 

Die musikalische Begleitung der Messe übernahm der Chor Freundschaft aus der DSKG Waldenburg. „Wir konzentrierten uns auf drei Werke: ‚Kyrie Elejson‘ von Ignaz Reimann, ,Es blüht die Blume eine‘, das ist ein Marienlied und ‚Ave Maria‘, ebenfalls von Reimann. Wir haben uns für diese Lieder entschieden, weil der Kirchenkomponist Reiman eben hier in Albendorf geboren ist. So wollten wir an den Künstler erinnern“, so Alicja Krajewska-Ślazińska, die den Chor in Vertretung leitet.

Heiligen Messe in Albendorf.
Foto: M. Leibig

Eine Wandergruppe aus Deutschland, die die Woche im Glatzerland verbingen wird, war auch dabei. Schließlich haben unsere Vorfahren auch an der Wallfahrt einst teilgenommen, sagt Andreas Klosa: „Wir kamen gestern an und die Messe ist ein guter Auftakt. Normalerweise machen wir unsere Wanderwoche in der Heimat unserer Vorfahren immer im September. Da wir aber nicht wissen, was uns der diesjährige September bringt, haben wir uns entschlossen, die Wanderwoche auf den August vorzuverlegen. Und so sind wir glücklicherweise auf die Wallfahrt gestoßen“, erzählt der Leiter der Gruppe.

 

„Mir kamen die Tränen“

Edith Lopatka aus Patschkau hat schon an der Minderheitenwallfahrt nach Zuckmantel teilgenommen, doch in Albendorf war sie das erste Mal:

 

„Bis hierher haben wir 80 Kilometer aus Patschkau. Mein Vater ist als junger Mann mit dem Fahrrad hier gewesen. Er ist von zu Hause um 2 Uhr in der Nacht weggefahren, hier in Albendorf hat er die Messe mitgemacht und ist dann wieder zurück. Es war heute sehr ergreifend, mir kamen die Tränen. Ich freue mich, dass ich in meinem Alter das noch miterleben konnte“.

 

Durch Zufall kam auch eine Familie aus Allenstein zu der deutschsprachigen Messe. Sie beendeten zu sechst ihren Urlaub in der Gegend und wollten einer Messe in der Basilika beiwohnen. „Es war eine Überraschung für uns, dass jetzt alles auf Deutsch ist und wir kein Deutsch sprechen. Aber bei den Lesungen und dem Evangelium haben wir ein paar Wörter verstanden und konnten es entsprechend einordnen“ so der junge Krzysztof, der bei der Messe seinen Sitzplatz einer älteren Dame überlassen hatte.

Die nächsten Minderheitenwallfahrten werden am 18. September in Zuckmantel und am 6. November in Trebnitz stattfinden. Der Verband Deutscher Gesellschaften organisiert eine Busfahrt von Oppeln aus zu beiden Wallfahrten.

Anmeldungen unter der Telefonnummer 77 453 85 05.

Manuela Leibig

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