Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Das schlesische Davos

Ende des 19. Jahrhunderts wurde Görbersdorf zu einem der bedeutendsten Kurorte Deutschlands. Gäste aus Österreich, Polen, Russland und Skandinavien kamen hierher, um die Kaltwasserkur und Hydrotherapie zu genießen. Um 1900 konnte Görbersdorf über 1100 Sanatoriums-Patienten beherbergen.

Die Erfolgsgeschichte von Görbersdorf als Heilanstalt, dem „schlesischen Davos“, begann, als Marie von Colomb, die Nichte des Generalfeldmarschalls von Gebhard Leberecht Blücher, hier eine Kaltwasserheilanstalt gründete. Es muss eine außergewöhnliche Frau gewesen sein. Erstens gab es zu ihren Lebzeiten kaum Ärztinnen, zweitens ist es ihr als Frau gelungen, irgendwie eine Konzession zur Errichtung einer eigenen Heilanstalt zu erhalten! Dort praktizierte sich wohl auch einige Jahre als Medizinerin. Dennoch wird ihr Name heute kaum mit Görbersdorf in Verbindung gebracht. Als Gründer der Heilanstalt gilt dagegen ihr Schwager, der schlesische Arzt Hermann Brehmer. Er war derjenige, der die Kaltwasserheilanstalt später in eine Lungenheilanstalt umgewandelt hat, die hauptsächlich für Tuberkulosekranke gedacht war.

 

Die Kuranstalt von Dr. Hermann Brehmer (von der Straßenseite)
Foto: SchiDD/Wikimedia Commons

Gäste aus weiter Ferne

Hermann Brehmer hat in Görbersdorf die von Vincenz Prießnitz entwickelte Methode der Kaltwasserkur und Hydrotherapie angewendet. Zudem gestaltete er ein eigenes Konzept zur heilklimatischen Behandlung Lungenkranker. Seine Methode wird übrigens in dem Roman von Thomas Mann „Der Zauberberg“ erklärt. Die Behandlung, die von Brehmer entwickelt wurde, hat man später in vielen anderen Kuranstalten praktiziert. Währenddessen erfreute sich Görbersdorf großer Popularität und zog Gäste aus weiter Ferne heran. Vor allem aus dem Russischen Reich reisten viele nach Niederschlesien, auch zu mehrmonatigen Kuraufenthalten. Die Bruderschaft des heiligen Fürsten Wladimir ließ für sich im Jahre 1901 eine russisch-orthodoxe Kapelle des heiligen Erzengels Michael bauen. Zuvor entstand hier auch schon eine evangelische Kapelle, in der Kurprediger Andachten abhielten. Ab 1921 wurden dort auch katholische Andachten und Messen gefeiert.

Neben der Kuranstalt entwickelte sich in Görbersdorf auch immer mehr der Wintersport. 1934 wurde hier sogar eine Skisprungschanze gebaut.

 

Das meteorologische Observatorium in Görbersdorf
Foto: SchiDD/Wikimedia Commons

„Sanatorium Grunwald“
Nach dem Zweiten Weltkrieg verlor Görbersdorf an Bedeutung. Der Ort wurde umbenannt und hieß ab 1945 Sokołowsko. Nicht ohne Grund. Ein langjähriger Mitarbeiter Brehmers war der polnische Internist Alfred von Sokołowski, der später Professor an der Universität Warschau wurde. Der Kurbetrieb wurde zunächst im „Sanatorium Grunwald“ fortgesetzt, aber sukzessiv immer mehr eingeschränkt. Die Kurgebäude und Pavillons wurden devastiert. Bis heute wurden sich nicht wiederaufgebaut. Zurzeit besteht in Sokołowsko ein Woiwodschaftszentrum für Lungenerkrankungen und ein Pflegeheim für Demenzkranke und Alzheimerpatienten.

Seinen alten Glanz aber hat der Kurort aber nicht wieder erlangt.

 

Anna Durecka 

 

Ruine der Brehmer’schen Heilanstalt in Görbersdorf (Sokołowsko)
Foto: Pufacz/Wikipedia
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