Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Das Unwort „deutsch“?

„Heino goes Klassik – Ein deutscher Liederabend“ heißt eine neue Tournee des Schlagerstars. In der Düsseldorfer Tonhalle, wo eines der Konzerte stattfinden sollte, stieß der zweite Teil des Titels auf Kritik. Mit dem Wort „deutsch“ geht dagegen die deutsche Minderheit in Polen ganz anders um.

 

„Wir stören uns an dem etwas tümelnden Untertitel”, sagte eine Sprecherin des Düsseldorfer Konzerthauses Tonhalle, als bekannt wurde, die Kultureinrichtung wolle das für Oktober geplante Heino-Konzert nicht bewerben, wegen des Untertitels „deutscher Liederabend“. Der Intendant der Tonhalle Michael Becker erklärte genauer: „Es geht hier um die Bezeichnung eines Liederabends als ‚deutsch‘. Das bezieht sich dann auf die Form des Konzerts und nicht auf den Inhalt.” Das sei fachlich wie politisch nicht korrekt. Man habe in der Tonhalle auch keine deutschen Symphoniekonzerte, wenn nur Brahms und Beethoven gespielt werde. Zudem bezog sich der Intendant auf eine Richtlinie der Stadt, die besage, städtische Räume seien kein Ort für Hetze.

 

Nicht in die rechte Ecke

Auf diese Aussagen reagierte Heinos Manager Helmut Werner: „Heino ist ein deutscher Sänger, der deutsche Lieder singt. Wenn das Wort ‘deutsch’ jetzt schon rechtspopulistisch ist, schafft Deutschland seine Identität ab.“ Das Wort „deutsch“ gehöre allen Deutschen, sagte Werner und unterstrich, dass man Heino keineswegs in die rechte politische Ecke drängen dürfe, da er sich vor einigen Jahren in einem Interview für ein AfD-Verbot ausgesprochen habe.
Letztendlich wurde der Streit beigelegt, als sich Düsseldorfs Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller (CDU) eingeschaltet hat. „Ich sehe in dem Plakat keinerlei nationalistische oder ähnliche Tendenzen und teile die Kritik daran nicht. Die sprachliche Ungenauigkeit, dass es ein “Abend mit deutschsprachiger Musik” und kein “deutscher Liederabend” sein müsste, sehe ich – wenn überhaupt – als marginal an. Insofern haben der Intendant der Tonhalle und ich besprochen, dass das Tourneeplakat aufgehangen wird“, sagte er auf Anfrage der Zeitung „Die Welt“.

 

2015 war Heino mit einem Konzert im Oppelner Amphitheater.
Foto: Archiv

 

Deutsch bei der Minderheit

Ganz anders sieht die Situation in Polen aus. Auch wenn aktuell in der Politik immer wieder Deutschland zum Feindobjekt stilisiert wird, ist das Wort „deutsch“ keineswegs in der Öffentlichkeit verpönt. So haben Betreiber kleinerer und größerer Konzerthallen, wie der Jahrhunderthalle in Breslau, wo alle drei Jahre das Kulturfestival der deutschen Minderheit stattfindet, keine Probleme, ein deutsches Fest zu bewerben. Und auch die Minderheit selbst geht offen und öffentlich mit dem Wort um, wenn man allein die Werbeaktion für die deutsche Nationalität bei der Volkszählung 2021 anschaut.
Hierzulande haben also die Deutschen und auch ein Teil der Mehrheitsgesellschaft kein Problem mit dem Wort „deutsch“. Etwas mehr Gelassenheit dabei könnte man auch Deutschland wünschen.

Rudolf Urban

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