Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Der Adel am Fuße des St. Annabergs

Westlich des St. Annabergs liegt das kleine Dorf Zyrowa. Wer sich für die Geschichte Schlesiens interessiert, dem wird der Name Gaschin bekannt vorkommen. Diese bedeutende Adelsfamilie hatte ihren Sitz im Schloss am Fuße des Annabergs.


Die Geschichte des Dorfes und des Schlosses reicht bis ins Mittelalter zurück und ist mit dem Zisterzienserkloster in Himmelwitz verbunden. Die dortigen Mönche haben das erste Gebäude an der Stelle des heutigen Schlosses um die Wende des 14. und 15. Jahrhunderts erbaut. Am 13. März 1631 kaufte Melchior Ferdinand von Gaschin das Gut in Zyrowa für 24.000 Taler.

Das Schloss in seiner heutigen Form wurde wahrscheinlich teilweise auf den Mauern des früheren Gebäudes errichtet. Die Gestalt der Anlage ist wohl auf den Einfluss von Baumeistern aus dem Norden zurückzuführen.

In den Nachkriegsjahren diente das imposante Schloss erst als Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft und danach als Kinderheim.
Foto: A. Polański

Das barocke Gebäude hat einen viereckigen Grundriss mit einem Innenhof und einem erweiterten Flügel. Das hohe Giebeldach, blinde Arkaden, ein Korbbogen, der Torturm und symmetrische viergeschossige Türme an den Ecken lassen den Adelssitz repräsentativ wirken.

Die Fassaden sind durch einen Rhythmus von rechteckigen Fensteröffnungen gegliedert, die mit Pilastern, die die Arkaden stützen, Gesimsen zwischen den Stockwerken und profilierten Fensterbändern verziert sind. Wappenkartuschen sind an mehreren Stellen sichtbar. Im Inneren ist noch ein Teil der ursprünglichen Innenausstattung erhalten: ein geschmiedetes Gitter, eine hölzerne Wendeltreppe und originale, reich mit Schnitzereien verzierte Türen.

Angrenzend an die östliche und südliche Seite liegt der Schlosspark mit einer Größe von 11 Hektar. Der Park besitzt eine Vielzahl von alten exotischen Bäumen und steht seit 1985 unter Denkmalschutz.

Unter dem Herrn von Gaschin entwickelte sich das Schloss zu einem beliebten Treffpunkt des schlesischen und österreichischen Hochadels. 1852 wurde die Herrschaft Zyrowa unter Reichsgraf Ferdinand von Gaschin an den preußischen Gesandten Max Friedrich Carl Franz Graf von Hatzfeld-Schönstein verkauft. 1899 erwarb Johannes Graf von Francken-Sierstorpff das Anwesen Zyrowa, in dessen Familienbesitz es bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs verblieb. Sie ließen das mittlerweile verfallene Gebäude wieder aufbauen. Die teils zerstörte Fassade wurde original rekonstruiert. 1910 weilten Friedrich Franz IV., Großherzog von Mecklenburg, sowie Kaiser Wilhelm II. im Schloss Zyrowa. Beim 3. Aufstand in Oberschlesien 1921 wurde das Schloss geplündert. Während des Zweiten Weltkriegs beherbergte das Schloss ein Militärarchiv. Im Frühjahr 1945 wurde dieses durch die Rote Armee geplündert und verwüstet.

In den Nachkriegsjahren diente das imposante Schloss erst als Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft und danach als Kinderheim. Es wechselte mehrmals den Besitzer. Heute hat es dank des neuen Eigentümers seinen alten Glanz zurückerhalten.

Andrea Polański

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