Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Der Spuk der Tempelritter

Legenden und Geschichten werden im Volksmund gerne von Generation zu Generation weitergegeben. Mit dem Tempelberg bei Oberwitz in der Gemeinde Gogolin sind genau solche Erzählungen verbunden. Bis heute lockt dieser Platz mit seinen mysteriösen Geschichten Neugierige an, aber auch für Naturliebhaber bietet der Ort eine ideale Kulisse für Spaziergänge.

Um den Tempelberg ranken sich zahlreiche Legenden und Geschichten, die einem die Haare zu Berge stehen lassen können. Oberwitz wurde erstmals 1352 erwähnt. Etwa einen Kilometer vom Dorfzentrum und 200 Meter vom Flussbett der Oder entfernt, befinden sich die Überreste einer Festung aus dem 13. bis 15. Jahrhundert, die angeblich von den Tempelrittern beherrscht wurde. Einst war das Kloster am Annaberg die einzige Kirche in der Umgebung. Vor Ostern ging einer der Priester über die Oder in die Gegend von Zuzella, Broschütz und Straduna. Er predigte und verteilte die Kommunion. Auf dem Rückweg wurde er von den Tempelrittern angegriffen, die ihm die Monstranz und den Kelch stahlen. Der Priester verfluchte den Ort, an dem der Raub stattgefunden hatte und die Festung drohte einzustürzen. Diese Spuren der ehemaligen Burg waren Gegenstand archäologischer Untersuchungen, die das Vorhandensein menschlicher Siedlungen in der Vergangenheit bestätigten.

Heute ist anstelle der ehemaligen Burg ein mehrstöckiger Hügel übriggeblieben, der von sichtbaren Wällen und einem Graben umgeben ist, der stellenweise noch mit Wasser gefüllt ist. Der Hügel ist mit Eichen und Hainbuchen bewachsen, darunter befinden sich zwei Naturdenkmäler: die Pistulka- und Czmielik-Eichen. Auf der Oder-Seite verschwindet der Wall in einigen Metern Entfernung, wahrscheinlich könnte sich hier ein Eingangstor befunden haben. Es gibt auch einzelne Kalksteinblöcke, die auf den benachbarten Feldern nicht zu finden sind, was beweisen könnte, dass hier früher Gebäude standen, die zumindest teilweise aus Kalkstein gebaut waren. Die Gebäude der Templer in dieser Region waren keine großen Festungsbauten, sondern kleinere Festungen oder typische Landwirtschaftsbetriebe. Die besondere Topografie veranlasste die Tempelritter, Verteidigungsanlagen in Sümpfen, Mooren oder Flussbiegungen zu errichten. Nur beim Bau von Kapellen und Kirchen wurden die aus dem Westen übernommenen Formen verwendet.

Der Tempelberg ist geheimnisumwittert. Im Internet finden sich viele Beschreibungen von fast paranormalen Phänomenen. Es gibt eine Legende über einen Hund mit einem Feuer im Maul und einem Schlüssel um den Hals, dessen Abreißen das Schloss wiederherstellen soll, man hört Ketten gegen Bäume schlagen, Menschen, die den Ausgang nicht finden, verschwindende Treppen, leuchtende Gestalten… Und für diejenigen, die nicht an solche Dinge glauben, ist der Tempelberg vor allem ein wunderbarer Ort, um Zeit in der Natur zu verbringen, am Rande der Oder, umgeben von Wäldern und Feldern.

Andrea Polański

 

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