Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Das Fipper-Palais

Wussten Sie, dass das Neorenaissance-Palais in Linden (so heißt der Stadtteil von Neustadt, in dem sich das Gebäude befindet), das heute Sitz der Verwaltung des Gestüts Neustadt ist, an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert erbaut wurde und bis zur Mitte der 1940er Jahre im Besitz der Familie Fipper war, die auch ein Vorwerk, eine Ziegelei und 162 Hektar Ackerland in der Nähe der Villa besaß?

Das zweigeschossige Backsteingebäude mit nahezu rechteckigem Grundriss ist heute eines der reizvollsten Bauwerke in Neustadt und Umgebung. An das Palais schließt sich ein kleiner Baumbestand an, der ein Überbleibsel des ehemaligen Parks und Gartens ist. Gleich daneben befinden sich landwirtschaftliche Gebäude, deren Geschichte bis zum Beginn des 18. Jahrhunderts zurückreicht. Um ca. 1750 errichteten die Fippers in Linden eine der schönsten Bauten im Oppagebirge, die barocke St.-Antonius-Kapelle.

Villa der Familie Fipper in Lindenvorwerk (Lipno, część Prudnika)
Foto: Wikipedia

Sie waren auch Wohltäter des Sanktuariums der Schmerzensmutter, im Volksmund als „abgerissenes“ oder „altes Kloster“ bezeichnet, das sich auf einem nahe gelegenen Hügel, dem Kapellenberg, befand und heute nicht mehr existiert. Der letzte Vertreter der Familie Fipper, der das Lindenvorwerk leitete, war Bruno, der dort mit seiner Frau Elsa lebte. Er bekleidete u. a. das Amt des Vorsitzenden des 1911 in Neustadt gegründeten Rübenzüchterverbandes. 1942 wurde sein Palais in die Liste des deutschen Kunsthistorikers und Restaurators Günther Grundmann aufgenommen, die so genannte „Grundmann-Liste“, eine verschlüsselte Liste von Kulturgutlagern, die von den Nationalsozialisten zusammengestellt wurde, um Schätze vor der Kriegszerstörung zu schützen. Das Neustädter Kulturgutlager wurde mit dem Buchstaben „B“ verschlüsselt. Die Kunstsammlungen der Stadt Breslau, darunter die größte Sammlung schlesischer mittelalterlicher Skulpturen, wurden in die Villa gebracht. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurden die Sammlungen 1945 nach Beuthen transportiert und kehrten zwei Jahre später in die Hauptstadt Niederschlesiens zurück.

Nach den Grenzänderungen ging das Palais in den Besitz des polnischen Staates über. Die ehemalige Residenz der Fippers wurde in den letzten Jahren gründlich renoviert und erfreut das Auge der Touristen und Spaziergänger auf dem Weg von der Stadt zur Wallfahrtskirche St. Joseph in Neustadt-Wald.

Marcin Domino

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