Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Deutsch-polnische Freundschaft großgeschrieben

In den letzten Monaten versuchen manche politische Akteure die deutsch-polnische Freundschaft zu stören. Mehr als 40 junge Deutsche und Polen wollten ein Zeichen dagegen setzten – und organisierten gemeinsam eine Konferenz.

Zu den Vorzeigeprojekten des Bundes der Jugend der Deutschen Minderheit (BJDM) gehört die Jugendkonferenz. Jedes Jahr widmet sie sich einem anderen Thema, das die Jugendlichen und jungen Erwachsenen bewegt. Die diesjährige Auflage fand unter dem Thema der deutsch-polnischen Freundschaft statt. Dabei organisierte der BJDM die Konferenz nicht allein, sondern gemeinsam mit dem Jugendforum der Selbstverwaltung der Woiwodschaft Oppeln und der Studentenselbstverwaltung der Universität Oppeln.

„In unserer Region Oppeln spielen die deutsch-polnischen Beziehungen eine große Rolle für die Jugendlichen,“ so Maksymilian Polis, Vorsitzender des Jugendforums. „Wir wachsen in einer vielfältigen Gesellschaft auf, in der viele einen Bezug zu Deutschland haben. Deswegen wollen wir auch gegen die negative PR wirken, die seitens sehr konservativer Politiker geäußert wird. Ich denke hier an das Thema der Reparationen oder der Kürzungen für den minderheitensprachlichen Unterricht. Die Region Oppeln war und soll auch weiterhin als eine friedliche deutsch-polnische Region bekannt sein.“

Bei der Jugendkonferenz diskutierten auch der deutsche Generalkonsul Martin Kremer und der Koordinator für deutsch-polnische Zusammenarbeit Dietmar Nietan mit den Teilnehmenden.
Foto: Andrea Polański

Clou der Sache: Kommunikation

Alles ist eine Frage der Interpretation – so könnte man die Workshops, die während der Jugendkonferenz angeboten wurden, abschließend zusammenfassen. Beim Workshop von Karolina Osietzki, der unter dem Titel „Kooperation und Kommunikation“ stattfand, betrachteten die Teilnehmenden die Prozesse, die bei verschiedenen Gruppenaufgaben und Simulationen vorkamen. Vor allem in der Jugendarbeit ist es enorm wichtig, bewusst und deutlich Dinge zu äußern – und das lernten die Jugendlichen auf kreative Weise.

Den zweiten Workshop zur interkulturellen Kommunikation bot Szymon Kopiecki an. „Ich glaube, ganz spannend ist für die Jugend der deutschen Minderheit in Polen die Tatsache, dass sie Menschen sind, die im Grunde genommen zwischen zwei Kulturen leben. Das heißt, identitätsmäßig fühlen sie sich als Deutsche, leben aber in Polen – und dabei vereinigen sie die beiden Kulturen in sich, das ist dann ganz spannend zu sehen, welche Prägungen sie von der einen oder der anderen Seite haben. Dem haben wir uns auch angenommen und haben dies analysiert“, so Kopiecki.

Deutsche in Polen, Polen in Deutschland

Was die lokale Sicht auf das Thema der deutsch-polnischen Beziehungen ist und wie die Jugendlichen dies selbst sehen, wussten die Teilnehmenden schon oder haben es spätestens bei der Konferenz erfahren. Aber wie sieht es auf staatlicher beziehungsweise diplomatischer Ebene aus? Die Antwort auf diese Frage bot eine Debatte mit Dietmar Nietan, dem Koordinator der Bundesregierung für die deutsch-polnische zwischengesellschaftliche und grenznahe Zusammenarbeit, und Martin Kremer, dem Deutschen Generalkonsul in Breslau. Die Fragen, die Moderator Lucjan Dzumla vom Haus der Deutsch-Polnischen Zusammenarbeit stellte, waren jedoch nicht zufällig, denn die Gruppe hatte sie selbst vorbereitet. Die Teilnehmenden wollten wissen, welche konkreten Schritte die Bundesregierung im Hinblick auf die Diskriminierung der deutschen Minderheit einleiten will, ob die Treffen mit Bildungsminister Przemysław Czarnek irgendwelche Ergebnisse brachten, wie die Reparationsforderungen seitens Polens auf die zivilgesellschaftlichen Beziehungen beider Länder Einfluss nehmen oder wie die Panelisten die Rechte der Polen in Deutschland einschätzen.

„Das Thema der Debatte interessiert mich ziemlich stark“, erzählt Teilnehmer Marcin Hellbach aus Nakel. „Da ich aus der deutschen Minderheit bin, sehe ich mich irgendwie dazwischen, zwischen Deutschland und Polen. Wir sind ja Nachbarn und gute Beziehungen sind sowohl politisch als auch wirtschaftlich von großer Relevanz“, meint Marcin. Auch Natalia Kowerek aus Neisse sagt, dass Deutsche und Polen eine Freundschaft pflegen sollten. „Für uns junge Menschen ist Vielfalt immer eine Bereicherung. Die Betrachtung der Deutschen in unserer Region durch das negative Prisma der Geschichte bringt uns nichts als Hass zu schüren – und das ist genau das, was wir gemeinsam verhindern sollten“, betont Natalia.

Andrea Polański

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