Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Die G7-Länder haben eine Idee

Deutschland, die USA, Frankreich, Japan, Kanada, das Vereinigte Königreich und Italien, also die G7-Staaten, könnten ihren Erdgasbedarf deutlich reduzieren, so ein Gutachten des renommierten Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) im Auftrag der Umweltorganisation Greenpeace.

In dem Dokument heißt es, dass der Gasverbrauch in diesen Ländern bereits ab 2025 um insgesamt 18 Prozent gesenkt werden könnte. Auf diese Weise könnten 264 Milliarden Kubikmeter Gas eingespart werden. Das ist mehr als der gesamte jährliche russische Export dieses Rohstoffs! Den Autoren der Analyse zufolge kann eine solche Verringerung des Gasverbrauchs in den G7-Ländern erreicht werden, ohne die Stromerzeugung in Kernkraftwerken zu erhöhen und ohne den Verbrauch von Kohle oder Biomasse zu steigern. Auch ihre Industrieproduktion müssten die G7-Länder nicht einschränken.

Ehrgeizige Ziele

Den Forschern zufolge kann dieser Effekt auch durch andere Maßnahmen erreicht werden, wie z. B. durch den flächendeckenden Einsatz von Wärmepumpen oder die Optimierung der Heizsysteme in Gebäuden bei gleichzeitiger Verbesserung der Wärmedämmung. Außerdem müsste die Standard-Raumtemperatur um durchschnittlich ein Grad Celsius gesenkt werden. Die zweite Säule wäre ein beschleunigter Ausbau der Wind- und Solarenergie. Wie wir lesen, würden allein diese Maßnahmen 80 Prozent der diskutierten Einsparungen gewährleisten. Auch in der Industrie und im Energiesektor kann viel Gas eingespart werden, aber dafür ist mehr Zeit erforderlich. Bei der industriellen Wärmeversorgung geht es um die Umstellung auf Großwärmepumpen und Photovoltaik. In dem Bericht wird auch die Nutzung von Wärme aus industriellen Prozessen erwähnt. „Der Anteil des Energieverbrauchs im Prozess der Wärmeerzeugung in der Industrie in den EU-Ländern wird auf 70 Prozent geschätzt und bis zu einem Drittel davon geht als ungenutzte Wärme verloren“, heißt es. Der Bericht wurde zuerst von der „Süddeutschen Zeitung“ und der „DPA“ veröffentlicht.

Greenpeace warnt vor neuer Abhängigkeit

Im Rahmen der deutschen G7-Präsidentschaft trafen sich in der vergangenen Woche die für Energie, Klima und Umwelt zuständigen Minister der Länder der Gruppe in Berlin. Greenpeace verband die Veröffentlichung des Berichts mit einem Appell an die Mitgliedsstaaten, eine gemeinsame Initiative zur Reduzierung des Gasverbrauchs zu ergreifen. Der Greenpeace-Energieexperte Gerald Neubauer wies darauf hin, dass die geplante Abkehr vom russischen Gas nicht durch Lieferungen aus anderen Ländern ersetzt werden sollte. Seiner Ansicht nach würde dies das Risiko neuer Gasbohrungen mit sich bringen, die bereits seit Jahrzehnten genutzt werden. „Die Folge wäre eine dramatische Verschärfung der Klimakrise“, so Gerald Neubauer. Seit Beginn des russischen Krieges gegen die Ukraine suchen die westlichen Länder nach Möglichkeiten, sich vom russischen Gas unabhängig zu machen. Die Europäische Union will bis spätestens 2030 keine fossilen Brennstoffe mehr aus Russland beziehen. Wie man sieht, rückt die Verwirklichung dieses Ziels immer näher.

Johann Engel

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