Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Die Zukunft liegt in Brandenburg

Nach knapp 30 Monaten Bauzeit wurde letzte Woche die Tesla-Elektroautofabrik in Grünheide bei Berlin in Brandenburg eröffnet. Laut Spiegel Online wurde die Anlage in Rekordzeit errichtet.

„Man kann über Elon Musk denken, was man will, aber der Tesla-Chef ist wohl der Rekordhalter, wenn es darum geht, Visionen in die Realität umzusetzen“, meint Spiegel Online und fügt hinzu: „Tesla kann ein Vorbild sein in einer Zeit, in denen Reformen und Revolutionen nicht schnell genug gehen.“ Das Rekord-Investitionstempo hebt auch der Berliner Tagesspiegel hervor und lobt das effiziente Handeln der Brandenburger Landesregierung und der lokalen Ämter. „Von der ersten Bauerklärung für das Werk in Grünheide im November 2019 bis zum Eröffnungstag vergingen weniger als 30 Monate. Und das in Deutschland, einem Land mit komplizierten behördlichen Verfahren und langsamen Planungsentscheidungen!“, schreibt Gerd Appenzeller im „Tagesspiegel“. Und weiter: „In Ostdeutschland ist man offensichtlich gewillt, die Entwicklungsdefizite zu kompensieren, die sich aus den Jahren der Teilung, aber auch aus dem Zusammenbruch der Industrie nach dem Fall der Berliner Mauer ergeben haben.“

 

TAZ kritisch über Tesla
„Die Tageszeitung“ (TAZ) vertritt eine andere Meinung. Nach Ansicht dieser Zeitung sollten die Brandenburger Behörden prüfen, ob die Konzentration auf die Automobiltechnik und einen Arbeitgeber mit einer Zielgröße von bis zu 12.000 Beschäftigten der richtige Weg ist. „Fahrzeuge wie die von Tesla sind nicht die Lösung für die Klimakrise und das Verkehrsproblem in den europäischen Städten und auf den Verbindungsstraßen. Im Gegenteil. Sie sind zu groß, zu schwer, zu teuer und verkörpern damit ein überholtes Mobilitätskonzept, das sich darin ausdrückt, dass sie in der Regel mit nur einem Fahrer, gesichert wie in einem Panzer, unterwegs sind. Das ist eine absurde Verschwendung von Ressourcen“, heißt es in der „TAZ“. Die Zeitung stellt auch fest, dass die wachsende Beliebtheit von Elektroautos trotz ihres ökologischen Charakters nicht zur Verringerung der Probleme beitragen wird. Um die Klima-, Energie- und Verkehrskrise zu überwinden, müsse der private Pkw-Verkehr drastisch reduziert werden. „Damit Städte lebenswert sind, müssen Parkplätze verschwinden und Platz für Fußgänger und Radfahrer geschaffen werden. All dies führt zu einer Forderung: Kaufen Sie keine Autos, vor allem keine großen! Mit anderen Worten: keine Teslas“, so die „TAZ“.

 

Elon Musk (rechts)
Foto: NASA / Joel Kowsky

 

Probleme mit Rohstoffen
Am Tag der Eröffnung der Tesla-Fabrik machte das „Handelsblatt“ noch auf einen weiteren Aspekt aufmerksam. Infolge des Krieges in der Ukraine ist die Verfügbarkeit von Rohstoffen, die für die Herstellung von Batterien für Elektroautos benötigt werden, zurückgegangen. Dazu gehören Lithium, Nickel und Kobalt. Ein Teil dieser Rohstoffe wurde aus Russland importiert, das sie aufgrund der verhängten Sanktionen nun nicht mehr liefern kann. Darüber hinaus ist ihr Preis sogar um ein Vielfaches gestiegen.

 

Wie das „Handelsblatt“ schreibt, bringt die Rohstoffknappheit die Hersteller von Elektroautos in eine äußerst schwierige Situation und bedroht die Klimapolitik der wichtigsten Industrieländer. „Angesichts der steigenden Rohstoffpreise ist es unklar, ob die Hersteller von E-Autos ihre ursprünglichen Produktionspläne einhalten können. Vor zwei Jahren kündigte Tesla an, im Jahr 2023 ein Basismodell für weniger als 25.000 Dollar zu produzieren. Der Unternehmensgründer Elon Musk gab jedoch kürzlich zu, dass die Arbeit an diesem Modell noch nicht einmal begonnen hat. „Nach dem jüngsten massiven Preisanstieg aufgrund des Krieges in der Ukraine könnte die Entwicklung eines solchen Modells, das die Produktionskosten deckt, noch schwieriger werden“, betont das „Handelsblatt“.

 

Johann Engel
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