Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Gedenktafel – aus heiterem Himmel…

Der Bürgermeister von Oberglogau, Piotr Bujak, wollte mit einer Gedenktafel am Denkmal auf dem Plac Wolności an die polnischen Patrioten anlässlich des 100. Jahrestages des Dritten Schlesischen Aufstandes erinnern. Der Stadtrat widersprach, nicht nur weil es sich um ein einseitiges Gedenken handelte, sondern auch wegen der Form des Versuchs, den entsprechenden Beschluss „durchzudrücken“.

 

Die Frage des Gedenkens an die Ereignisse der Jahre 1919 bis 1921 in Oberschlesien ist seit Jahren Gegenstand vieler Diskussionen, insbesondere wegen der Einseitigkeit des Gedenkens an die polnischen Helden und Opfer. Die Oberschlesier, die damals für den Verbleib der Region innerhalb der deutschen Grenzen eintraten, werden als Feinde betrachtet – und so ist ihre Erinnerung in der Öffentlichkeit unerwünscht.

Letzte Woche (14. April) sollte auf einer außerordentlichen Sitzung des Stadtrates in Oberglogau, die auf Antrag des Bürgermeisters Piotr Bujak einberufen wurde, ein Beschluss über die Anbringung einer Tafel mit folgender Inschrift am Denkmal auf dem Plac Wolności gefasst werden: „Zum Gedenken an die polnischen Patrioten zum 100. Jahrestag des Dritten Schlesischen Aufstandes. Bürger der Gemeinde Oberglogau”.

 

An dem Denkmal sollte eine Tafel für polnische Patrioten aufgehängt werden. Der Stadtrat hat dies verhindert. / Na tym pomniku miała zostać powieszona tablica upamiętniająca polskich patriotów. Rada Miejska się temu sprzeciwiła.
Foto: Dragomir Rudy/facebook.com

 

Bei der Abstimmung votierten allerdings die meisten Ratsmitglieder dagegen, auch die von der Deutschen Minderheit. Der wichtigste Grund war die Aussage der geplanten Gedenktafel, die, statt zu vereinen, entzweit, so Róża Zgorzelska, stellvertretende Vorsitzende des Stadtrates von Oberglogau im Auftrag der Deutschen Minderheit. „Meine erste Sorge ist es, den Frieden in unserer Gemeinde zu bewahren. Eine solche Gedenktafel, die die Vorfahren nur eines Teils der Gemeinde ehrt, würde alte Ressentiments schüren“, sagt Zgorzelska.

Es war aber nicht nur der unversöhnliche Eintrag über polnische Patrioten, der zur Ablehnung des Beschlusses führte. Der Zankapfel für die Ratsmitglieder war auch der Eintrag über die Stifter, welche die Bürger der Gemeinde Oberglogau sein sollten. „Die ursprüngliche Fassung des Beschlusses erwähnte Patrioten, ohne ihre Nationalität zu spezifizieren. Das wäre eine Lösung gewesen, die alle angesprochen hätte, denn jeder könnte seine eigenen Patrioten an diesem Denkmal ehren und die gemeinsamen Feiern würden von Offenheit geprägt sein. Das war die ursprüngliche Bestimmung, um die ich appelliert und den Bürgermeister gebeten habe. Da aber seine Position, dass nur eine Inschrift über polnische Patrioten in Frage komme, unbeugsam war, sollten meiner Meinung nach nicht die Bürger, sondern der Bürgermeister die Gedenktafel unterschreiben“, sagt Zgorzelska.

 

Das Denkmal wird renoviert, die vom Bürgermeister geplant Tafel wird aber nicht aufgehängt. / Pomnik przejdzie renowację, ale wnioskowana przez burmistrza tablica tam nie zwiśnie.
Foto: Dragomir Rudy/facebook.com

 

Um eine Stellungnahme zu dieser Aussage baten wir auch den Oberglogauer Bürgermeister Piotr Bujak. Da er auch Mitglied des DFKs Fröbel ist, haben wir ihn u.a. gefragt, ob ihm in der ganzen Angelegenheit nicht auch der Minderheitenansatz bei Gedenkfeiern, bei denen beide Seiten gewürdigt werden, näher liegen sollte. „Als DFK-Mitglied bin ich empört über die kommunistische Rhetorik der aktuellen Tafeln am Denkmal, die nichts mit dem multikulturellen und multiethnischen Charakter unserer Region zu tun hat. Ich bedaure, dass die mit der deutschen Minderheit verbundenen Ratsmitglieder dies adäquater fanden. Ich bin nach wie vor der Meinung, dass der 100. Jahrestag des 3. Schlesischen Aufstandes ein Anlass war und ist, alle polnischen Patrioten zu ehren, nicht nur diejenigen, die im Aufstand gekämpft haben“, lesen wir in der Antwort, was uns zu der Annahme veranlasst, dass der Oberglogauer Bürgermeister die Schuld an der Situation den beiden Ratsmitgliedern aus der Minderheit zuschiebt und sich gleichzeitig weigert, die Existenz einer anderen als der polnisch-patriotischen Perspektive auf die Ereignisse von 1921 zur Kenntnis zu nehmen.

Letzten Endes soll das Denkmal restauriert werden, aber es wird in naher Zukunft keine neue Gedenktafel daran hängen.

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Rudolf Urban

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