Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Gemütlich mit Gesang und Wärme

Endlich wieder zusammen sein, endlich wieder gemeinsam feiern und den Advent genießen: Für viele, gerade die älteren Mitglieder der Gesellschaften der deutschen Minderheit in Ermland und Masuren, sind die Adventstreffen ein wichtiger Mutmacher in der heutigen Zeit. Aber auch ein Moment des nachdenklichen Innehaltens.

Wo auch immer man in dieser Vorweihnachtszeit bei einem Verein der deutschen Minderheit in der Woiwodschaft Ermland-Masuren zu einem Treffen vorbeischaut, sieht man das gleiche Bild: Menschen, die sich freuen, in einem warmen Raum gemütlich beisammenzusitzen und sich oft seit langem endlich einmal wiederzusehen, dabei weihnachtliche Köstlichkeiten genießen und gemeinsam Advents- und Weihnachtslieder singen.

Sebastian Jabłoński und der Sensbürgermeister Stanisław Bułajewski (v.l.)
Foo: Uwe Hahankamp

Dabei sind die Gesangseinlagen durchaus unterschiedlich. Während in Ortelsburg (Szczytno) die Teilnehmer der Adventsfeier die Lieder ohne jegliche Instrumente – angeführt von der neuen Vorsitzenden Monika Krzenzek, die mit ihrer Stimme früher beim Wettbewerb des deutschen Liedes überzeugen konnte – in Angriff nahmen, ließen sich die Mitglieder der Sensburger Deutschen Gesellschaft „Bärentatze“ dabei von einem Akkordeon begleiten. In Lötzen (Giżycko), bei der dortigen Deutschen Sozial-Kulturellen Gesellschaft, sangen alle Gäste gemeinsam die Weihnachtslieder; zusätzlich gab der Chor des Vereins „Stimme der Heimat“ noch weitere winterliche Lieder zum Besten. Doch wie auch immer gesungen wurde: Die Wärme der gemeinsamen Momente war in jedem Raum zu spüren.

Gemeinsames Singen bei der Adventsfeier in Sensburg
Foto: Uwe Hahnkamp

Nachdenkliche Momente
In der Adventszeit dürfen bei diesen Treffen auch die lokalen Geistlichen nicht fehlen. Im masurischen Teil der Woiwodschaft – wie in Neidenburg (Nidzica), Lötzen und Ortelsburg – sind das die evangelischen Pfarrer; in Sensburg (Mrągowo) waren es sogar zwei, weil das Gebiet der deutschen Minderheit die Pfarrgemeinden in Nikolaiken (Mikołajki) und Sensburg umfasst. Interessant war, dass sowohl die evangelischen Pastoren wie Pfarrer Bogusław Juroszek aus Nikolaiken als auch die katholischen wie Domherr André Schmeier, der Seelsorger der deutschen Minderheit in der Region, bei der Adventsfeier des Verbandes der deutschen Gesellschaften in Ermland und Masuren (VdGEM) ähnliche Themen für ihre Ansprachen wählten. Zum einen die Besinnung auf die schwierige Zeit mit der Pandemie, aber auch den Flüchtlingen an der belarussischen Grenze, deren Schicksal aufgrund der eigenen Geschichte den älteren Ostpreußen bekannt ist und nahegeht; zum anderen das Licht der Hoffnung auf eine Besserung der Situation.

 

Der Lötzener Chor “Stimme der Heimat” singt Weihnachtslieder
Foto: Uwe Hahnkamp

Eine Hoffnung auch auf häufigere und fröhlichere Treffen im kommenden Jahr 2022, nicht nur im Rahmen des eigenen Vereins, sondern auch mit dem Umfeld in der Stadt oder im Landkreis oder mit deutschen Partnern. In Sensburg etwa konnte der dortige neue Vorsitzende Sebastian Jabłoński die Partner vom Verein „Freunde Masurens“ aus Deutschland begrüßen und mit etwas Verspätung auch den Bürgermeister der Stadt, Stanisław Bułajewski. Dieser hatte sich nach zwei standesamtlichen Hochzeiten und einer karitativen Veranstaltung auch Zeit für die deutsche Gesellschaft „Bärentatze“ genommen. Ein positives Signal für die Zukunft, denn isoliert für sich können die Vereine der deutschen Minderheit weniger auf die Beine stellen als in Kooperation mit anderen. Es ist ein Geben und Nehmen, wie eben auch an Weihnachten – und im Advent Zeit für eine Besinnung auf das Wesentliche.

Uwe Hahnkamp

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