Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Handarbeit und Instagram

„Das Zusammenbringen der Generationen ist mir ein sehr wichtiges Anliegen“, sagt Julia Herzog – und organisierte deshalb einen Kennenlern- und Bastelnachmittag mit den Handarbeitsfrauen der Allensteiner Gesellschaft Deutscher Minderheit (AGDM) und den Jugendlichen des dortigen Deutschklubs. Während der gemeinsam verbrachten Zeit wurde deutlich, wie viel Jung und Alt voneinander lernen können.

 

Das Treffen fand im Allensteiner Haus Kopernikus statt. Die Handarbeitsfrauen und die Jugendlichen des Deutschklubs sind dort zwar unter einem Dach aktiv, wussten bisher aber nur sehr wenig voneinander. Auf Initiative von Julia Herzog, Kulturmanagerin des Instituts für Auslandsbeziehungen (ifa) sowohl bei der AGDM als auch beim Verband der deutschen Gesellschaften in Ermland und Masuren (VdGEM), sind die beiden Generationen nun zusammengekommen, haben sich ausgetauscht und wurden sogar gemeinsam kreativ.

 

Die Handarbeitsfrauen der AGDM und die Jugendlichen des dortigen Deutschklubs.
Foto: Julia Herzog

Julia Herzog und die jungen Teilnehmerinnen und Teilnehmer des vor rund zwei Jahren von der Kulturmanagerin ins Leben gerufenen Deutschklubs luden die Handarbeitsfrauen nämlich zum gemeinschaftlichen Bemalen und Verzieren von Blanko-Stoffbeuteln ein. Diese wurden der Gruppe schon vor einiger Zeit vom VdGEM-Vorsitzenden Henryk Hoch gespendet und bildeten für die Jugendlichen nun den willkommenen Anlass, endlich einmal etwas mit den Handwerksfrauen zusammen zu machen. Schließlich sind die Damen Expertinnen, was das Basteln und Gestalten angeht und können viel von ihrer Erfahrung weitergeben. Und so nahmen sie die Einladung der jungen Leute mit Freuden an.

Die Handarbeitsfrauen zeigen den Teenagern, was sie in ihrem “Arbeitsyimmer” im Haus Kopernikus alles basteln und gestalten.
Foto: Julia Herzog

Kennenlernen und gemeinsames Gestalten
Zunächst mussten und wollten sich die 14- bis 17-jährigen Jugendlichen und die älteren Handarbeitsfrauen aber natürlich erst einmal näher kennenlernen – und das geht ja bekanntlich am besten beim Essen. Und so wurden bei Spaghetti Bolognese – gekocht von Julia Herzog – und daran anschließenden heißen Waffeln, Kuchen und Kaffee nett geplaudert und die vermeintlichen Mauern zwischen den Generationen eingerissen.

Foto: Conartti Design

Während des gemütlichen Beisammenseins nutzten die Handarbeitsfrauen auch die Gelegenheit, den jungen Leuten ihr „Arbeitszimmer“ im oberen Teil des Hauses Kopernikus zu zeigen, wo sie einmal in der Woche unterschiedlichste Gebrauchs- und Dekogegenstände basteln, nähen, stricken, häkeln oder sticken. Die Damen erzählten von ihrer Arbeit und präsentierten ihre Werke, die Teenager hörten begeistert zu. „Ich war positiv überrascht, wie interessiert die Jugendlichen an der Arbeit der Handarbeitsfrauen sind“, erzählt Julia Herzog. „Die Mädchen des Deutschklubs haben viel gefragt und wollten mehr über die verschiedenen Techniken und Arbeitsweisen der Frauen wissen – und diese haben ihnen natürlich auch alles bis ins Detail erklärt.“

 

Später machten sich Jung und Alt dann an das Gestalten und Verzieren der Stoffbeutel. In zwangloser Atmosphäre wurden die Taschen mit verschiedensten Motiven bemalt, mit Perlen und Federn beklebt oder es wurden Sprüche wie „If you know you can do better, then do better“ darauf gepinselt. Nebenbei zeigten die Jugendlichen den Damen, wie Instagram und Facebook funktionieren und wie sie diese Kanäle auch für ihre Tätigkeiten nutzen können. Auch über Rezepte wurde sich ausgetauscht. „Die Jüngeren haben von den Älteren gelernt und die Älteren von den Jüngeren – und das ganz ungezwungen“, sagt Julia Herzog. „Es wurde viel kommuniziert und das gegenseitige Interesse war da.“

 

Folgetreffen geplant
Alle Beteiligten dieser generationenübergreifenden Zusammenkunft hatten viel Spaß miteinander und die Zeit verging wie im Flug. Das Treffen soll aber keineswegs nur eine einmalige Sache bleiben, wie Julia Herzog betont: „Die Jugendlichen wollen sich unbedingt noch mal mit den Handarbeitsfrauen treffen, um an das gemeinsame Basteln anzuknüpfen – denn das Nikolausfest und Weihnachten sind nicht mehr weit und kleine Geschenke möchten kreiert werden.“ Noch in diesem Monat ist deshalb ein Folgetreffen geplant. Außerdem will man bald auch zusammen Weihnachtsplätzchen und andere Leckereien backen. Kurzum: Die Annäherung zwischen Jung und Alt war ein voller Erfolg und schaffte die Grundlage für weitere Aktivitäten in dieser Richtung.

Die ifa-Kulturmanagerin Julia Herzog.
Foto: privat

Julia Herzog freut sich darauf: „Es ist immer eine Bereicherung, voneinander zu lernen – besonders generationenübergreifend“, sagt sie. Die Jugendlichen sehen, dass die alten Traditionen weiterhin gepflegt werden; und auf der anderen Seite sehen die Älteren, dass auch die jungen Leute noch aktiv sind.“ Dies sei auch und gerade in Bezug auf die deutsche Minderheit von großer Bedeutung: „Denn wenn die Jugend der deutschen Minderheit nicht mehr aktiv ist, wird auch die organisierte deutsche Minderheit selbst irgendwann verschwinden“, so die Kulturmanagerin. „Deshalb ist es der älteren Generation wichtig zu sehen, dass es auch ‚Nachfolger‘ für ihre Arbeit gibt. Und gleichzeitig ist es essenziell, den Jugendlichen bewusst zu machen, was die deutsche Minderheit eigentlich ausmacht. Und sich direkt mit den Leuten auszutauschen, ist doch viel schöner, als alles nur aus Erzählungen zu hören. Die Dinge selbst zu sehen und zu erleben, schafft Bewusstsein. Und dieses Bewusstsein führt zu weiterem Engagement. Dies ist das Ziel vieler meiner Projekte“, sagt Julia Herzog.

 

Lucas Netter

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