Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Keine Angst vor der Rationalisierung

Koordinator Michał Golenia. Foto: Łukasz Biły.
Koordinator Michał Golenia. Foto: Łukasz Biły.

Schon seit einiger Zeit besuchen Vertreter des Verbandes der deutschen Gesellschaften (VdG) verschiedene Deutsche Freundschaftskreise (DFKs) in ganz Polen. Das Projekt „Rationalisierung der Strukturen“ soll Aufklärung über den Stand der Ortsgruppen bringen, löst aber bei so manchem Vertreter Verwunderung aus.

 

Initiiert wurde die „Rationalisierung“ schon vor einiger Zeit. Da die enorme Größe (ungefähr 500 Begegnungsstätten) der Strukturen der deutschen Minderheit nur schwer einen ständigen Überblick über jede einzelne Ortsgruppe erlaubt, entschied sich der VdG ein Team von Projektleitern zu beauftragen und sich damit einen Überblick zu beschaffen.

 

Hauptkoordinator wurde Michał Golenia, ehemaliger Chef der Studentenverbindung Salia Silesia. In einigen Monaten besuchten Golenia und seine Mannschaft Vereine der deutschen Minderheit sowohl in der Woiwodschaft Oppeln, Schlesien wie auch im Norden Polens.

 

Strukturen misstrauisch

 

Da man vor dem Projekt aber keine große Aufklärungskampagne durchgeführt hat, gab es bei vielen DFKs reichlich Verwunderung, als man von den Vertretern des Projektes einen Anruf bekam. Der Kern der „Rationalisierung“ sind nämlich Interviews, welche Michał Golenia und seine Mitarbeiterinnen unmittelbar in den Begegnungsstätten durchführen. Gefragt wird man nach der allgemeinen Aktivität, Mitgliederzahl sowie Projekten, die im jeweiligen DFK durchgeführt werden.

 

Die Tatsache, dass die Treffen im DFK stattfinden, sind eine Schlüsselangelegenheit, denn es geht auch darum zu wissen, ob der Verein die nötigen Räumlichkeiten hat, um auch die Tätigkeit zu führen, die man anstrebt. Da aber in vielen Organisationen Besuche „von außen“ eher selten sind, wurden manche Vorsitzende sogar etwas misstrauisch. Die Wohltätigkeitsgesellschaft der Deutschen in Schlesien wurde beispielsweise von einem DFK-Vorsitzenden angerufen, der um Rat fragte, ob er denn die Gäste, die mit ihm ein Interview führen wollen, überhaupt in den DFK reinlassen sollte. Der Anrufer hatte nämlich den Verdacht, dass beim Schlagwort „Interview“ es sich um eine Zeitung oder ein anderes Medium handeln könnte, das vielleicht interne DFK-Informationen gegen die deutsche Minderheit nutzten will. Auch andere Ortsgruppen waren nach dem ersten Anruf überrascht.

 

Keine Angst

 

Die Besuche selber waren dann aber ein Bewies dafür, dass man vor der Rationalisierung keine Angst haben sollte. Koordinator Michał Golenia sagt, dass es vor allem darum geht zu erfahren, was die Vereine der deutschen Minderheit brauchen, um ihre tägliche Tätigkeit bestmöglich zu betreiben.

 

Eine Zusammenstellung der Bedürfnisse verschiedener DFKs ist etwas, was zuvor noch niemals gemacht wurde, deswegen sei die Initiative so wichtig. Die Treffen selber verlaufen in guter und freundlicher Atmosphäre. Oft trifft die Mannschaft der „Rationalisierung“ auf sehr aktive Ortsgruppen, die nur wenig Hilfe von außen brauchen.

 

Abschlussbericht

 

Welche Schlussfolgerungen hat man nach einiger Zeit des Projektes? Vor allem diese, dass die Situation verschiedener Vereine sehr unterschiedlich ist. Eine interessante Schlussfolgerung ist auch die Tatsache, dass in den Regionen, in denen die Deutschen die „wahre Minderheit“ sind, das Gefühl der Zusammengehörigkeit oft viel stärker ist, als in den Regionen, in denen es viele Mitglieder gibt. Diese Vereine schätzen viel mehr die Möglichkeit sich zu treffen oder an verschiedenen Initiativen teilzunehmen.

 

Nach dem Abschluss des Projektes „Rationalisierung“ soll ein Bericht vorbereitet werden, der als Handbuch der Bedürfnisse des Ortsgruppen der deutschen Minderheit dienen soll. Anhand des Berichtes wird der VdG dann nicht nur weitere Zukunftsstrategien vorbereiten können, sondern auch in den Ortsgruppen reagieren, die Unterstützung für die weitere Tätigkeit brauchen. Bis dahin sollte kein DFK Angst haben die Gäste aus dem VdG zu empfangen, denn weitere Treffen im Rahmen des Projektes sind noch geplant und diesen Impuls von außen können die kleinsten Strukturen der deutschen Minderheit sicherlich gebrauchen.

 

Łukasz Biły

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