Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Schlesien im Fokus

 

Die Deutschen Kulturtage in der Woiwodschaft Oppeln haben offiziell begonnen. Das Forschungszentrum der deutschen Minderheit lud am 1. Oktober zu einem Autorentreffen mit Dr. Bernard Linek nach Leschnitz ein. Der Bund der Jugend der deutschen Minderheit veranstaltete eine Stadtrallye und im Oppelner Marschallamt wurde eine Ausstellung eröffnet.

 

Dr. Bernard Linek, Historiker am Schlesischen Institut in Oppeln, brachte in diesem Jahr seine Publikation “Die deutsche Frage im Nachkriegsoberschlesien (1945-1960). Eine Auswahl von Artikeln.” heraus. In zahlreichen Texten beleuchtet der Autor das weitgefasste Thema der Entdeutschung aus unterschiedlichen Perspektiven. Angefangen mit den Lagern in Lamsdorf und Schwientochlowitz, über den Kampf gegen den deutschen Revisionismus, bis hin zur Beseitigung deutscher Spuren.

Das Treffen mit Dr. Bernard Linek fand in Leschnitz statt.
Foto: Andrea Polański

Entdeutschung Schlesiens
„Wenn wir wissen wollen, warum die Gesellschaft in Oberschlesien in solche und nicht in andere Identitäten gespalten ist, warum Hunderttausende von Schlesiern unsere Region verlassen haben, dann werden wir diese Situation in der Region und die zahlreichen gespaltenen Familien nicht verstehen, solange wir nicht die antideutsche, negative, diskriminierende Politik des polnischen Staates in dieser Zeit von 1945 bis 1960 verstehen“, befindet Linek. Bei der Autorenlesung stellte der Historiker sein Werk genauer vor und ging auf die einzelnen Kapitel detailliert ein. Anschließend gab es einen Gedankenaustausch mit dem Publikum, welches eigene Sichtweisen in die Diskussion miteinbrachte. „Die Publikation gehört nicht zum Mainstream,“ erklärt Tobiasz Janikowski, Forschungsleiter im Forschungszentrum der deutschen Minderheit. „Ich denke, dass Inhalte, die mit Geschichte und Sozialwissenschaften zu tun haben, sowohl für Akademiker und Wissenschaftler als auch einfach für jeden mit Interesse an geschichtlichen Prozessen erkenntnisgewinnend sein können. Bernard Linek ist es hervorragend gelungen, das komplizierte Thema der Entdeutschung auf eine verständliche Art und Weise zu erfassen.“

 

100 Jahre Volksabstimmung
Am Montag gab es gleich drei Veranstaltungen im Rahmen der Deutschen Kulturtage. Bei der Stadtrallye des Bundes der Jugend der Deutschen Minderheit entdeckten Schüler die deutsche Geschichte von Oppeln, die in der Architektur der Stadt immer noch zu sehen ist. Am Abend konnte man in der Österreich-Bibliothek einen Vortrag über Deutschland hören und im Marschallamt der Woiwodschaft Oppeln wurde eine Ausstellung präsentiert.

 

 

2021 jähren sich die Volksabstimmung in Oberschlesien und der so genannte Dritte Schlesische Aufstand zum 100. Mal. Das Haus der Deutsch-Polnischen Zusammenarbeit hat zum Thema des Plebiszits eine Ausstellung vorbereitet. „Die Ausstellung zeigt so viel Trennendes – umso mehr freut es mich, dass sie nun an diesem Ort, an dem Vertreter der deutschen Volksgruppe mit ihren polnischen Partnern zusammen regionale Politik betreiben und die Woiwodschaft leiten, einem breiten Publikum präsentiert wird“ sagte bei der Vernissage am Montag Konsulin Birgit Fisel-Rösle.

Im Marschallamt der Woiwodschaft Oppeln ist die Ausstellung über die Volksabstimmung in Oberschlesien noch bis zum 11. Oktober zu sehen.
Foto: Manuela Leibig

„Ich habe versucht, die Fakten so darzustellen, wie sie waren. Ich wollte, dass die Message ganz klar ist: Deutschland hat die Volksabstimmung gewonnen. 60 Prozent der Oberschlesier haben sich gewünscht, dass ihre Heimat bei Deutschland verbleibt, 40 Prozent hatten den Wunsch, dass Oberschlesien Teil des polnischen Staates wird. In der kommunistischen Zeit, aber auch später, findet man die Information, das Deutschland zwar die Volksabstimmung gewonnen hat, allerdings kommt danach ein „aber“ und es wird erklärt, warum das eigentlich nicht so wichtig ist. Solche Kuriositäten versuche ich, in der Ausstellung zu zeigen“, so Dawid Smolorz, Kurator der Ausstellung „1919-1922. Konflikt um Oberschlesien. Volksabstimmung und Teilung der Region“.

 

Es gibt noch etliche weitere Veranstaltungen im Rahmen der Deutschen Kulturtage, wie den Deutsch- Stammtisch am 12. Oktober um 17 Uhr, zahlreiche Bibliotheksstunden in der Zentralen Joseph von Eichendorff Bibliothek in Oppeln oder Liederabende, wie am 15. Oktober in Neustadt.

Es gibt auch Vorträge in der Österreich Bibliothek für Schülergruppen: „Wir haben uns entschieden einige Vorträge als Premieren bei den Deutschen Kulturtagen zu präsentieren, wie z.B. über Sophie Scholl, Albert Einstein oder Johann Sebastian Bach. Viele unserer Angebote sind schon von Schulgruppen belegt, aber wir organisieren sie gerne erneut wenn sich die Lehrer bei uns melden“ so Joanna Waleska von der Österreich Bibliothek. Das gesamte Programm der Kulturtage gibt es unter www.skgd.pl

 

Andrea Polański
Manuela Leibig

 

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