Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Schlesien Seminar 2020 (+Video)

Im Jahr des 75. Jahrestages des Kriegsendes konnte das Schlesienseminar kein anderes Thema behandeln. Dabei geht es bis zum 30. Oktober um die Folgen des Kriegsende für Polen, Deutschland und vor allem die deutsche Bevölkerung, die sich nun östlich von Oder und Neisse in einem neuen Staat wiedergefunden hat.

 

Sehen Sie hier LIVE das letzte Panel des diesjährigen Schlesienseminars:

 

 

 

Das diesjährige Schlesienseminar, dass vom Haus der deutsch-polnischen Zusammenarbeit veranstaltet wird und von unterschiedlichen Partnern, wie der Konrad Adenauer Stiftung, dem Verband deutscher Gesellschaften und seit einiger Zeit auch vom Freistaat Sachsen unterstützt wird, feiert aber auch selbst ein Jubiläum. Seit 25 Jahren wird nämlich diese Vortrags- und Diskussionsreihe organisiert, die mittlerweile zum festen Bestandteil des Veranstaltungskalenders in der Region geworden ist. „ Daher möchte ich an dieser Stelle auch den Initiatoren herzlich danken, und zwar dem ehemaligen Minderheitenseelsorger Pfr. Wolfgang Globisch sowie Dr. Adolf Kühnemann (+), dem langjährigen Chef des Eichdendorff-Konversatoriums in Oppeln, denn sie beide haben das Schlesienseminar ins Leben gerufen, es auch einige Jahre organisiert, bis das HDPZ diese Aufgabe schließlich übernommen hatte“, sagte zu Beginn des Seminars Ryszard Galla, Sejmabgeordneter der deutschen Minderheit und zugleich Vorstandsvorsitzendes des Hauses der deutsch-polnischen Zusammenarbeit.

 

 

Oberschlesische Tragödie

Zum Auftakt des besonderen Schlesienseminars, das wegen der Coronapandemie nicht wie gewohnt in Groß Stein sondern nur online stattgefunden hat, sprach Dr. habil. Adam Dziurok von der Kattowitzer Abteilung des Institutes des Nationalen Gedenkens über die Oberschlesische Tragödie. Darin versuchte er den Begriff und die damit verbundene Erinnerung wissenschaftlich zu ordnen. So konzentrierte er sich nicht nur darauf, in welchen Zeiträumen welche Bevölkerungsgruppen an ihr Leid erinnert haben und es heute tun, sondern auch darauf, wie der Begriff politisch genutzt wird. Ein anderes Thema dabei war auch die Benennung der Täter sowie die zeitliche Begrenzung. „Während der Beginn der Tragödie klar ist und mit dem Einmarsch der Roten Armee datiert wird, ist deren Ende offen und hängt davon ab, was in den Katalog der Repressalien gegenüber den Oberschlesiern mit aufgenommen wird. Geht es also nur um die unmittelbare Nachkriegszeit, oder auch weitere Jahre bis hin zum Jahr 1956, als die letzten national und ethnisch geprägten Repressionen offiziell beendet wurden“, sagt Prof. Adam Dziurok.

 

Das Leben danach

Nach dem Einleitungsvortrag folgte die erste Diskussion über das europäische Geschichtsgedenken und die Oberschlesische Tragödie. Die Historiker Piotr Madajczyk und Eugeniusz Król sprachen dabei über Gemeinsamkeiten, die die Oberschlesische Tragödie und das Schicksal der Menschen in anderen Grenzgebiet aufweisen. „Wenn wir eben auf die europäische Perspektive schauen, Elsass/Lothringen oder das deutsch-dänische und andere Grenzgebiete, dann sehen wir, dass die Oberschlesische Tragödie nicht eine marginale Erscheinung irgendwo am Rande Europas gewesen ist, sondern in den europäischen Diskurs des Schicksals von Grenzgebieten und ihrer Bewohner gehört“, sagte Prof. Piotr Madajczyk,

Prof. Eugeniusz Krol dagegen hat dagegen neben der europäischen auch die innerpolnische Perspektive angesprochen, denn auch hierzulande sei die Oberschlesische Tragödie wenig bekannt. „Wir alle sind nämlich Opfer von Lehrbüchern, in denen generelle Themen behandelt, manchmal auch verallgemeinert werden, dagegen keine oder nur wenig Zeit für die regionale Thematik bleibt, wobei es auch darum ginge die Eigenheiten der anderen Regionen kennenzulernen“, meint prof. Krol und sagt, es fehlen neben differenzierten Geschichtsbüchern auch richtige Studienreisen für Schüler in die unterschiedlichen Regionen, um dort vor Ort die Spezifik kennenzulernen.

 

 

 

 

In den weiteren Tagen sprechen Wissenschaftler und Publizisten u.a. über die neue Ordnung in Mittel- und Osteuropa, das sich nun faktisch unter sowjetischer Besatzung befand. Ein weiteres Thema war die Tragödie des Jahres 1945 im gesellschaftlichen Diskurs. So geht es um Gedenkorte, Erinnerungsliteratur oder die Aufarbeitung der Tragödie z.B. im Kino.

 

Rudolf Urban

 

 

 

 

 

 

 

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