Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Sommerlich heißes Sommerfest

Ins Freilichtmuseum von Hohenstein (Olsztynek), das schon früher häufig der Veranstaltungsort für das Sommerfest der deutschen Minderheit in der Region war, kehrte nach zweijähriger Pandemiepause der Verband der deutschen Gesellschaften in Ermland und Masuren (VdGEM) mit eben jenem Sommerfest zurück – und erwischte am 25. Juni einen ausgesprochen heißen Sommertag.

Wenn man den historischen Aufzeichnungen und Berichten der früheren Einwohner Glauben schenkt, war und ist Ostpreußen nicht gerade eine besonders heiße Gegend. Es gehörte damals genauso zu den kältesten Regionen des Landes wie heute die Woiwodschaft Ermland-Masuren in Polen. Zwar kamen Hitzegewitter während der sommerlichen Getreideernte hin und wieder vor und waren daher gefürchtet – sie waren aber alles andere als die Regel.

Der Chor der Neidenburger Gesellschaft der Deutschen Minderheit beim Singen der Europahymne

Schirme und Suche nach Schatten
„Wir haben bei der Ankündigung des Sommerfests die Mitglieder der Vereine darauf aufmerksam gemacht, dass wir unter freiem Himmel sitzen werden – und als wichtiges Utensil einen Schirm empfohlen“, erklärt der VdGEM-Vorsitzende Henryk Hoch. Gedacht als Schutz vor Regen, da das Amphitheater des Freilichtmuseums in Hohenstein nicht überdacht ist, mutierten die Schirme zum Schutz gegen die Sonne, die während des ganzen Sommerfests vom wolkenlosen Himmel strahlte. Wer keinen Schirm dabei hatte, suchte sich einen Platz im Schatten. Stephan Grigat, der Vorsitzende der Landsmannschaft Ostpreußen (LO) mit Sitz in Hamburg, spielte darauf in seinem Grußwort an: „Ostpreußen lebt – auch wenn es heute in den Schatten flüchtet“, merkte er humorvoll an – und suchte nach seiner Rede selbst Schutz unter einem Schirm in den ostpreußischen Farben Schwarz und Weiß.

In Ostpreußen geht die Sonne auf: Ulf Püstow, Stephan Grigat und Herbert Monkowski (v. l.) von der Landsmannschaft Ostpreußen

Bekenntnis zu Europa
Auch wenn die Bühne als schattiger Platz zum längeren Verweilen einlud, fassten sich die Gäste in ihren Reden kurz. Birgit von Hellfeld vom Generalkonsulat der Bundesrepublik Deutschland in Danzig (Gdańsk) lobte die 30-jährige Tradition der Minderheit als Brückenbauer zwischen Polen und Deutschland in Europa. Als Zuständige für die deutsche Minderheit in der Region freute sie sich auch auf zahlreiche Gespräche mit den Anwesenden. Das klare Bekenntnis der regionalen deutschen Minderheit zu Europa, das zu Beginn des Sommerfests mit der Europahymne und dem Ostpreußenlied zum Ausdruck kam, griff Jarosław Słoma, der Vorsitzende der Minderheitenkommission im Sejmik der Woiwodschaft Ermland-Masuren, auf. „Es gibt Menschen, die dieses geeinte Europa untergraben wollen. Gerade im Hinblick auf den Krieg in der Ukraine machen sie sich damit zu Handlangern Putins“, plädierte er für ein starkes Europa.

Die Kindergruppe des Tanzensembles „Perła Warmii“ aus Heilsberg präsentierte Tänze aus der Gegend um Łowicz in der Woiwodschaft Łódź sowie aus der Region Kujawien (Kujawy) mit den dazugehörenden Trachten.

Starke Stimmen aus der Region – und aus der Ukraine
Besonderer Gast des Sommerfests war eine junge ukrainische Sängerin aus der umkämpften Stadt Saporischschja (Zaporoże) im südöstlichen Teil des Landes. Marynka Prytuła hatte zuletzt das Festival „Die Ukraine vereint die Welt“ in Thorn (Toruń) in der Woiwodschaft Kujawien-Pommern gegenmehr als 100 weitere Künstlerinnen und Künstler für sich entschieden – und überzeugte auch auf der Bühne in Hohenstein. Die zweite starke Stimme war jene von Magdalena Lobert aus Schönbrück (Sząbruk) bei Allenstein (Olsztyn), die die Zuhörerinnen und Zuhörer unter anderem mit dem Lied „Das Farbenspiel des Lichts“ (Originalname: „Colors of the Wind“) aus dem Disney-Film „Pocahontas“ (1995) in ihren Bann zog.

Marynka Prytuła aus Saporischschja
Magdalena Lobert aus Schönbrück

Zwar fielen zwei Gruppen der deutschen Minderheit kurzfristig aus, aber auch so präsentierte sie ihre Kultur und ihr Können auf wunderbare Art und Weise. Die Chöre der deutschen Gesellschaften aus Neidenburg (Nidzica), Lötzen (Giżycko) und Heilsberg (Lidzbark Warmiński) trotzten der Hitze ebenso wie die Jugendtanzgruppe „Saga“ aus Bartenstein (Bartoszyce). Auch Weronika und Monika Krzenzek aus Lipowitz (Lipowiec) bei Ortelsburg (Szczytno) zeigten – diesmal bei getrennten Auftritten – ihre ausgezeichneten Gesangskünste. Ergänzt wurde das Programm durch die Kindergruppe des Tanzensembles „Perła Warmii“ aus Heilsberg, das eng mit der dortigen deutschen Gesellschaft „Warmia“ verbunden ist. Die Kinder präsentierten Tänze aus der Gegend um Lowitsch (Łowicz) in der Woiwodschaft Łódź sowie aus der Region Kujawien (Kujawy) mit den dazugehörenden Trachten. Und wie immer seit bereits 30 Jahren sorgten gegen Ende die Mitglieder der Landsmannschaft Ostpreußen aus Mecklenburg-Vorpommern unter der Leitung von Manfred Schukat und Friedhelm Schülke für gute Stimmung.

Die Gäste aus Mecklenburg-Vorpommern

Alles in allem ein gelungener und fröhlicher Samstagnachmittag für die deutsche Minderheit in der Woiwodschaft Ermland-Masuren – mit ein klein wenig zu viel Sonne.

Uwe Hahnkamp

Keine Arbeit ohne finanzielle Unterstützung: Das Sommerfest der deutschen Minderheit in Ermland und Masuren wurde mit Mitteln des polnischen Ministeriums für Inneres und Verwaltung, des Generalkonsulats der Bundesrepublik Deutschland in Danzig sowie des Marschallamts der Woiwodschaft Ermland-Masuren organisiert.

Fotos: Uwe Hahnkamp

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