Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Tradition schmeckt nach Wein

Im Weinkeller von Krzysztof Fedorowicz findet sich so einiges für jeden Weinliebhaber
Im Weinkeller von Krzysztof Fedorowicz findet sich so einiges für jeden Weinliebhaber

Es ist eines der größten Feste im heutigen Polen und doch geht die Geschichte der Veranstaltung bis weit in die Vorkriegszeit und die heutige Grenzen zurück, denn das Grünberger Weinfest knüpft an eine Tradition an, die sich bis 1945 die nördlichste Weinbaustadt Deutschlands zu eigen machte.

Diese Weintradition liegt dem Chef der deutschen Minderheit in Grünberg (Zielona Gora), Bolesław Bernaczek, besonders nahe. Der Unternehmer und Hobbymusiker schrieb sogar ein ganzes Lied zum jährlichen Fest der Weinstadt: „Die grüne Stadt, die innerhalb der Hügel liegt, ist mit Wein vertraut. Und Weinreben gibt’s da genug, bis die den Ruf der Stadt machen laut“ – singt Bernaczek jedes Jahr während seine Gäste – Polen wie auch Deutsche – lauten Beifall von sich geben. Beamte, Künstler, Politiker – so konservativ wie auch liberal – kommen jährlich auf Bernaczeks Einladung in den Weinkeller des deutschen Winzers Krzysztof Fedorowicz, um den bekannten Wein aus alten deutschen Lagen zu probieren. Deutsch-polnische Vorurteile? Ein No-Go bei der Veranstaltung. Tradition verbindet, heißt die Devise, besonders wenn sie nach gutem Wein schmeckt.

Ginge es nach den polnischen Kommunisten, wäre diese Tradition aber heute längst in Vergessenheit geraten. Zu Zeiten des Sozialismus ist der Grünberger Weinbau fast vollkommen heruntergekommen, wo doch die Region einmal eine der reichsten des preußischen Schlesiens war. Seit 1990 wird wieder verstärkt Weinbau betrieben. Mühsam versuchen Krzysztof Fedorowicz und seine Kollegen den alten Glanz der Region wiederzubeleben und tun das mit Erfolg. Auf 200 Hektar eines der größten zusammenhängenden Weinanbaugebiets Polens, wird zum Beispiel der Monte Verde produziert, den Kenner für den charakteristischen, starken Geschmack schätzen.

Doch das heutige Weinfest ist mehr als nur ein geschichtliches Andenken. Jedes Jahr wird Grünberg dank der alten deutschen Weintradition zu einem der kulinarischen, kulturellen und touristischen Zentren Polens, es finden Spiele und Konzerte bekannter Bands statt, das Stadtzentrum ist voll von Menschen.

Allein dem Wein will sich die deutsche Minderheit in Grünberg bei der Veranstaltung am 11. September im Keller von Krzysztof Fedorowicz aber nicht widmen. Man habe Vertreter der Selbstverwaltung eingeladen, um mit ihnen über die Wiederherstellung eines alten deutschen Denkmals auf dem Kaiserberg zu sprechen.

Jeder Wein-, Geschichts- oder Kulturliebhaber ist noch bis zum 13. September nach Grünberg eingeladen.

Łukasz Biły

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