Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Truppenübungsplatz mit besonderem Nachbarn

Im Interview mit Klaudia Kandzia spricht der Autor Frank Rohowski über sein aktuelles Buch „Kurze Geschichte des Truppenübungsplatzes Warthelager“, seine Vorliebe für Postkarten und das Besondere an dem Ort Golenhofen (Golęczewo) im Landkreis Posen (Poznań).

 

Herr Rohowski, Sie scheinen sich grundsätzlich für das Militärische zu interessieren. Auf YouTube haben Sie einen Clip zu den Festungswerken der Infanterie-Vereinigung Baselland in der Schweiz veröffentlicht. Ihre neueste Publikation erzählt die Geschichte des Truppenübungsplatzes Warthelager in der Nähe von Posen. Wie sind Sie zu diesem Thema gekommen?

Sie haben recht, ich befasse mich viel mit Militärgeschichte, der Schwerpunkt liegt aber auf der Schweizer Militärgeschichte. Der Abstecher nach Posen hat sich durch mein Hobby, das Postkartensammeln, ergeben. Irgendwann hatte ich mal eine größere Anzahl von Karten mit dem Motiv dieses Übungsplatzes und habe mich intensiver mit ihm beschäftigt, wobei mir der aus Oberschlesien stammende Dr. Stefan Pioskowik große Unterstützung bei der Recherche und Übersetzung geleistet hat.

Heute besitze ich neben der Warthelager-Sammlung noch eine umfassende Postkarten- und Dokumentensammlung von Kattowitz (Katowice). Die Veröffentlichung dieser Sammlung plane ich langfristig ebenfalls, jedoch ist es so viel Material, dass mehrere Einzelbände nötig sein werden. Planungen und erste Vorarbeiten laufen dahingehend aber schon.

Frank Rohowskis großformatiges Buch „Kurze Geschichte des Truppenübungsplatzes Warthelager … und seines aussergewöhnlichen Nachbarn“ (2020) hat 264 Seiten und wurde zweisprachig (auf Deutsch und Polnisch) veröffentlicht (ISBN: 978-3-033-07975-5).

Nun aber zum Warthelager-Buch. Darin erzählen Sie die Geschichte des Truppenübungsplatzes von seiner Entstehung am Ende des 19. Jahrhunderts bis kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges. An welche Leserschaft dachten Sie, als Sie daran gearbeitet haben?

Das Buch über das Warthelager richtet sich vor allem an die Bewohner des Dorfes Weißenburg (Biedrusko), zu dem der Übungsplatz auch heute noch gehört, sowie an alle, die sich für Militärgeschichte – vor allem jene des Deutschen Kaiserreichs – interessieren. Die Epoche bis 1918 bildet den Schwerpunkt des Buches, da in dieser Zeit auch die Blütezeit der Ansichtskarte war.

Frank Rohowski
Foto: privat

In Ihrer Publikation geht es auch um den Ort Golenhofen im Landkreis Posen. Was ist das Besondere an diesem Dorf?

Als kleines „Addendum“ hat mich ein Heimatsammler aus Golenhofen gebeten, die Ansichtskartensammlung über sein Heimatdorf in das Buch zu integrieren. Dies war ohne Probleme möglich, ist Golenhofen doch ein direkter Nachbarort des Warthelagers und besitzt eine außergewöhnliche Geschichte. Es war praktisch ein „künstliches“ Dorf, in dem gezielt evangelische Deutsche angesiedelt wurden. Damit sollte dem wachsenden Einfluss der polnischen Bevölkerung Einhalt geboten werden. Da die neuen Ansiedler aus verschiedenen Gegenden kamen, wurden die architektonischen Besonderheiten ihrer ursprünglichen Siedlungsregionen nach Golenhofen übernommen. So findet sich dort auch heute noch zum Beispiel das typisch thüringische Bauernhaus neben einem solchen aus der Region Franken. Der weit überwiegende Teil der damaligen Bauten existiert bis heute, ist in einem sehr guten Zustand und für Architekturinteressierte sicher eine Reise wert.

Frank Rohowski (links) am Denkmal für das 7. Großpolnische Schützenregiment, das im Warthelager (Biedrusko) stationiert war. (Foto: Privatarchiv)

Apropos Reisen: Sie leben in Baselland, aber Ihr Familienname verrät entweder eine polnische oder ostdeutsche Herkunft.

Familiengeschichtlich liegen Sie völlig richtig: Väterlicherseits stammt meine Familie aus der Stadt Ratibor (Racibórz) und den umliegenden Gemeinden Silberkopf (Strzybnik) und Gammau (Gamów). Mütterlicherseits kommen wir aus Merzwiese (Wężyska), einem Dorf auf halbem Wege zwischen Guben (Gubin) und Crossen an der Oder (Krosno Odrzańskie). Ich selbst stamme aus Dessau in Sachsen-Anhalt, lebe aber seit 14 Jahren in der Schweiz und habe auch die Schweizer Staatsangehörigkeit. Wie Sie sehen, bin ich im ganzen Osten unterwegs, sowohl schriftlich als auch persönlich.

Wenn Sie das Buch erwerben möchten, können Sie sich per E-Mail direkt an den Autor wenden: frank.rohowski@bluewin.ch

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