Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Von Kreuzburg bis Hollywood schaffte es Regisseur, Schauspieler und Theatergründer Walter Weinlaub

„Wenn Du nicht willst, dass ‚Bobbys letzte Nacht‘ auch deine letzte Nacht wird, dann sagst du die Premiere ab!“ – solche und andere Drohungen musste sich im Januar 1933 der jüdische Schauspieler, Regisseur und Theatergründer Walter Weinlaub anhören. Da konnte der am 24. Januar 1901 in Kreuzburg geborene Weinlaub noch nicht wissen, dass dies seine letzten Tage in seiner Heimatstadt sein werden.

Am Tag der Premiere seines Theaterstücks im Kreuzburger Konzerthaus wurde Weinlaub von SA-Männern angegriffen und erlitt schwere Verletzungen. Er floh in ein benachbartes Restaurant, wo er sich verstecken konnte. In einem Breslauer Krankenhaus konnte er sich von der Gehirnerschütterung und den anderen Verwundungen erholen. Bald danach wanderte er in die Vereinigten Staaten aus. Nach Kreuzburg kehrte er nie wieder.

 

Walter Weinlaub
Foto: Krzysztof Stręcioch

 

Die Stadt seiner Kindheit aber hat er nie vergessen. In seinem biografischen Buch „Von Kreuzburg bis Hollywood“ beschreibt er die große jüdische Gemeinde in Kreuzburg. Seine Eltern, Robert und Selma Weinlaub, waren Eigentümer des Hotels „Weißer Adler“ an der Milchstraße (heutige ul. Ściegiennego). Auch Walter machte zuerst eine kaufmännische Lehre, wollte aber nicht in die Fußstapfen seiner Eltern treten. Von Anfang an faszinierte ihn die große Bühne. 1920 begann er bescheiden, als Statist im Theater in Gleiwitz, wo er auch kostenlosen Schauspielunterricht erhielt. Zwölf Jahre später gründete er schon in seiner Heimatstadt Kreuzburg das erste Theater, die Gerhart-Hauptmann-Bühne. Mit dem Einverständnis des Dichters wohlgemerkt. Doch dann kamen die Nationalsozialisten an die Macht. Die tragische Nacht der Theaterpremiere machte alle Träume Walter Weinlaubs zunichte.

Über die Tschechoslowakei, Holland und England gelangte Weinlaub, dann schon als Walter Wicclair bekannt, in die USA. In Los Angeles gründete er die „Freie Bühne“, wo er Stücke in deutscher und englischer Sprache inszenierte.
Seine Eltern blieben in Kreuzburg. 1941 kamen sie im Konzentrationslager in Theresienstadt ums Leben. Weinlaub verstarb am 18. Januar 1998 nach einer langen und erfolgreichen Theaterkarriere in West Hollywood.

Anna Durecka

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