Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Was lange währt, wird endlich gut

Am 26. Januar hat der Stadtrat von Allenstein der Anbringung von Gedenktafeln zugestimmt, die an den früheren evangelischen Friedhof zwischen den Eisenbahngleisen und der heutigen Partisanenstraße (ulica Partyzantów) und die dort bestatteten ehemaligen Einwohner erinnern sollen. Eingebettet werden sie in einen Park, der an diesem Platz im Rahmen des Umsteigepunkts Allenstein-Stadtmitte (Olsztyn-Śródmieście) entstehen soll.

Anfang 2018 stießen Bauarbeiter im Rahmen des Umbaus der Partisanenstraße zwischen der Kommandantur der Woiwodschaftspolizei und dem Haus Kopernikus der Allensteiner Gesellschaft Deutscher Minderheit (AGDM) nahe der parallel verlaufenden Bahngleise auf menschliche Überreste. Die Arbeiten wurden daraufhin unterbrochen und archäologische Forschungen angeordnet – in deren Verlauf 27 Gräber gefunden wurden.

Empörung und Vereinbarung
„Das war kurz nach meiner Einführung ins Amt“, erinnert sich der Pastor der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Allenstein, Łukasz Stachelek. „Ich habe umgehend mit dem Stadtpräsidenten Kontakt aufgenommen, weil dort früher ein evangelischer Friedhof war.“

Nach der Aufregung um den Fund beruhigte sich die Lage allerdings schnell wieder, bis Teilnehmer eines Stadtspaziergangs mit Rafał Bętkowski vom Allensteiner „Museum der Moderne“ im Juli 2018 an jener Stelle zufällig auf freiliegende Knochen stießen. Als Folge der öffentlichen Empörung darüber stellte die Gesellschaft „Święta Warmia“ bei der Stadt einen Antrag auf Eintragung des ehemaligen Friedhofs ins Denkmalregister.

Es folgten mehrmonatige Verhandlungen bis in den November 2018. Dabei ging es um den Umgang mit der Fläche des früheren Friedhofs und den sterblichen Überresten. Im Rahmen einer Vereinbarung zwischen der Stadt Allenstein, der Gesellschaft „Święta Warmia“ und der Evangelisch-Augsburgischen Gemeinde wurde der Antrag, den Friedhof als Denkmal einzutragen, zurückgezogen. Im Gegenzug verpflichtete sich die Stadt zum pfleglichen Umgang mit den Gräbern und sterblichen Überresten sowie zu einem Gedenken an die Bestatteten.

Blick über die Gleise auf die Garagen, die bisher noch auf dem Gelände des früheren evangelischen Friedhofs in Allenstein stehen.
Foto: Uwe Hahnkamp

Sorglosigkeit und Gestaltung
„Der Friedhof war von 1873 bis1886 der evangelische Hauptfriedhof; hierher wurden auch vom ersten Friedhof unter dem heutigen Rathaus Tote überführt“, erklärt Pastor Stachelek. „Bis 1947 wurden dort mehr als 1.300 Menschen beerdigt.“ Doch seine Auflösung in den 1960er-Jahren erfolgte ohne jegliches Fingerspitzengefühl. Er wurde oberflächlich eingeebnet, die Grabsteine entfernt, aber „es gibt keinerlei Dokumente zu irgendwelchen Exhumierungen“, so Rafał Bętkowski. Er wurde von der AGDM, die die entsprechende Ausschreibung gewonnen hatte, damit beauftragt, die Namen der dort Beerdigten herauszufinden. Hauptquelle war dabei das Evangelische Zentralarchiv in Berlin.

Seine Arbeit war zusammen mit der erwähnten Vereinbarung die Grundlage für die Vorbereitung einer Konzeption. Andrzej Karwowski von der Stadt Allenstein gibt einen Überblick, wie das Gelände in Zukunft aussehen wird: „Es wird eine Grünanlage, einen öffentlichen Park mit unter anderem einem Erinnerungspavillon geben. An Gedenkwänden finden sich dann Tafeln mit den Inschriften der Namen der einst dort beerdigten Frauen und Männer.“ Die Garagen, die sich noch auf dem Gelände befinden, sollen – das ist die nächste Etappe – übernommen und entfernt werden. „Ich denke, es ist ein guter Kompromiss geworden“, freut sich Pastor Stachelek. „Dieser Park wird nicht nur ein angenehmer Ort zum Gedenken, sondern auch eine Visitenkarte der Stadt an diesem Bahnhof und Umsteigepunkt sein.“

Uwe Hahnkamp

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