Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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„Wir helfen, solange dies nötig ist“

Seit einigen Tagen ist viel los im Eichendorff-Zentrum in Lubowitz. Wo sonst Kulturveranstaltungen der deutschen Minderheit stattfinden, haben nun Flüchtlinge aus der Ukraine eine zeitweilige Unterkunft gefunden.

 

Bislang sind es 38 Menschen aus den umkämpften Gebieten des östlichen Nachbarlandes Polens, weitere 17 Plätze sind bereits für die nächsten Flüchtlinge reserviert. Diese sollen Anfang nächster Woche ankommen und dann werde alle Zimmer im Hotelteil des Eichendorff-Zentrums belegt sein. „Es war der Vorstand des Eichendorff-Zentrum, der entschieden hatte, dass man den Menschen in dieser schweren Zeit helfen müsse und so wurden die Hotelzimmer im Hauptgebäude den Flüchtlingen zur Verfügung gestellt“, sagt Paul Ryborz, Leiter des Eichendorff-Zentrums.

 

Hilfe von Außen

 

Den Flüchtlingen aus der Ukraine steht eine Ganztagsverpflegung zur Verfügung.
Foto: Schlesien Journal

 

Die Flüchtlinge erhalten aber nicht nur einen Schlafplatz, sondern auch eine Ganztagsverpflegung und für die Kinder stehen der Spielplatz und eine Spielecke bereit. Die Mitarbeiter des Zentrums allein würden die Arbeit aber nicht allein leisten können. Nicol Swandulla, verantwortlich für den Hotel- und Gastronomiebetrieb des Eichendorff-Zentrums, freut sich daher über jede Hilfe von Außen. „Wir haben bei Facebook einen Appell gestartet, dass wir Volontäre suchen. Es haben sich bislang 20 Personen gemeldet und sie helfen uns an der Rezeption, erledigen Liebesdienste oder sind Nachtwächter im Zentrum“, erzählt Nicol Swandulla.

 

Angst im Nacken

Die Menschen aus der Ukraine wollen nicht mit den Medien sprechen, zu groß sitzt bei vielen noch der Schock der letzten Tage, aber auch manchmal unbegründete Ängste vor dem vermeintlich langen Arm des russischen Staates. Die Mitarbeiter des Eichendorff- Zentrums sagen aber, dass die Ukrainer kontaktfreudig sind und man versucht sich so gut wie möglich zu verständigen. „Wir sprechen ja hier fast alle Deutsch, Nicol kann Englisch und ich spreche auch etwas Russisch. Das hilft uns aber nicht immer weiter, deshalb nutzen wir oft den Computer für Übersetzungen und sonst bedienen wir uns verschiedener Bilder von Gegenständen oder Situationen, um so uns zu verständigen“, sagt Paul Ryborz und fügt hinzu, den Menschen fehle es an vielem. Sie seien ja mit fast nichts in Lubowitz angekommen.

 

Spenden

Daher, so Nicol Swandulla, sei man im Zetrum froh über jede Spende: „Wir können von Gespendeten Sachen in der Gemeinde und dem Landkreis Gebrauch machen. Wir können in die Lager fahren und die Sachen mitnehmen, die wir oder unsere Gäste gerade brauchen. Wenn es aber um die finanzielle Seite geht, erhalten wir keine Staatliche Förderung oder Hilfe. Die einzige Finanzquelle sind unsere eigenen Mittel und die Spenden, die auf unser Konto fließen“.

Die Finanzierung wird allmählich zu einem immer größeren Problem für das Eichendorff-Zentrum. In Kürze soll auch das jährliche Kulturprogramm starten und auch einige Übernachtungen sind seit Monaten gebucht. Wie man das in Einklang bringen wird mit der Tatsache, dass das Zentrum nun ganz für die Flüchtlinge zur Verfügung gestellt wurde? „Das wissen wir noch nicht. Aber darüber denken wir derzeit nicht nach. Wichtig ist vor allem, dass wir den Menschen helfen können und für sie da sind. Und wir werden weiterhelfen, solange das nötig ist“, antwortet Paul Ryborz.

Wer das Eichendorffzentrum finanziell unterstützen möchte kann dies über die folgenden Kontodaten tun:

 – Für Überweisungen in PLN: (IBAN) PL 91 2030 0045 1110 0000 0425 6670
(BIC/SWIFT) PPABPLPK;

 – Für Überweisungen in Euro: (IBAN) PL 27 1600 1462 1031 1819 6000 0003
(BIC/SWIFT) PPABPLPK

 

Einige der Flüchtlingskinder besuchen seit Montag bereits die Schule.
Foto: Schlesien Journal

 

Und am Ende spricht mich dann doch noch eine Ukrainerin in den 30ern an. Ein Interview wolle sie nicht geben, für ein Bild stünde sie auch nicht bereit, ich solle aber unbedingt schreiben, dass alle Flüchtlinge dankbar sind, dass sie in Polen so aufgenommen wurden. Und die Ukrainer, die in Lubowitz untergekommen sind, danken natürlich vor allem ihren Betreuern vor Ort.

 

Rudolf Urban

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