Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Wir sagen ja

Anfang Februar sorgte die angebliche Illegalität der zweisprachigen Ortsschilder an den Bahnhöfen der Gemeinde Chronstaufür Schlagzeilen. Im April hat dann die Sozial-Kulturelle Gesellschaft der Deutschen im Oppelner Schlesien Gemeinden angeschrieben und sie informiert, wie sie solche Tafeln bei der polnischen Bahn beantragen können.

 

In 28 Gemeinden der Woiwodschaft Oppeln stehen Schilder mit polnischen und deutschen Ortsnamen, aber nur in einer – Chronstau – findet man solch auch an den dortigen Bahnstationen. Den Sturm über deutsch-polnische Ortsschilder an den Bahnhöfen in Chronstau und Dembiohammerhatte Janusz Kowalski, Abgeordneter der Partei Solidarisches Polen ausgelöst. In den sozialen Medien und in einer Interpellation an den Minister für Infrastruktur erklärte er, dass zusätzliche Ortsnamen auf Bahnhofsschildern illegal seien und die internen Dokumente der Polnischen Staatsbahn, die deren Anbringung regeln, geändert und die Schilder entfernt werden müssten.
Diese Dokumente erleichtern den Gemeinden sehr die Beantragung zweisprachiger Schilder auf den Bahnstationen. Anders nämlich als im Fall der GemeindeChronstau, die derartige Bahnhofsschilder über das Innenministerium beantragt hat, können sich andere Gemeinden somit auf die Vorschriften der Polnischen Staatsbahn berufen und die Aufstellung deutsch-polnischer Schilder direkt dort beantragen. Über eine solche Möglichkeit informierte die SKGD im April die Bürgermeister von 14 Gemeinden, die sowohl Bahnhöfe als auch bereits zweisprachige Ortsschilder haben. Damals sagte Joanna Hassa,stellvertretende Geschäftsführerin der SKGD: „Das ist aber nicht eine Forderung, die Schilder einzuführen. Von unserer Seite aus weisen wir die Gemeindeverwaltungen zwar auf diese rechtliche Möglichkeit hin, aber ob sie davon Gebrauch machen oder nicht, bleibt ihre Entscheidung“.

Wir haben drei Bürgermeister gefragt, wie sie zu dieser Möglichkeit stehen.

 

Vor der Renovierung sieht der Bahnhof in Colonnowska so aus.
Foto: www.inz-bud.pl

 

Warten wir auf die Renovierung des Bahnhofs

Norbert Koston, Bürgermeister von Colonnowska: „Wir sagen ja und werden bestimmt bei der Polnischen Bahn solche zweisprachigen Schilder für die Stationen in Vossowska und Colonnowska beantragen. Wir müssen uns aber noch ein wenig gedulden. Der Bahnhof in Colonnowska stand über Jahre leer und verwahrloste, sein neuer Besitzer will ihn nun renovieren und darin Räume für kleine Firmen schaffen. Auch die Bahn selbst plant Arbeiten an den Gleisen. Beide Investitionen sollen innerhalb eines Jahres abgeschlossen sein, und dann wird die Gemeinde einen Antrag auf Aufstellung von Tafeln mit polnischen und deutschen Namen an beiden Stationen stellen. Beim renovierten Bahngebäude in Colonnowska werden die Tafeln auf jeden Fall besser aussehen.“

 

Natürliche Konsequenz

Sybilla Stelmach, Gemeindevorsteherin von Poppelau: „Zweisprachige Ortsschilder gibt es bei uns schon seit Jahren und auch in der Welt sind sie nichts Neues. Sie haben einen historischen Hintergrund, spiegeln aber auch die menschlichen Empfindlichkeiten wider. Und es ist eine natürliche Konsequenz, wenn man zweisprachige Schilder an den Ortseinfahrten hat, dass man diese auch an den Bahnstationen aufstellt. Die Tafeln informieren uns ja über den Namen des jeweiligen Ortes, sie erfüllen also denselben Zweck an der Bahnstation wie am Ortseingang. Wenn es um unsere Gemeinde geht, haben wir bei den vielen aktuellen Aufgaben noch keine konkreten Schritte infolge des Schreibens der SKGD unternommen. Unsere Bahnlinie wird auch eher für den Güter- als für den Personenverkehr genutzt. Aber ich schließe nicht aus, dass wir in der kommenden Zeit einen solchen Antrag stellen werden.“

 

Symbolischer Charakter

Tomasz Kandziora, Gemeindevorstaher von Reinschdorf: „In unserem Fall handelt es sich nur um eine Bahnstation in Nesselwitz, zweisprachige Schilder hätten daher bei uns einen rein symbolischen Charakter. Ich habe aber schon erste Gespräche mit den Mitgliedern des Gemeinderates geführt, die dieser Initiative positiv gegenüberstehen. In den kommenden Wochen, sobald wir die größeren Investitionen und andere aktuelle Herausforderungen in der Gemeinde abgeschlossen haben, werden wir uns um dieses Thema kümmern und einen Antrag an die Polnische Bahn richten.“

 

Neben Collonnowska, Reinschdorf und Poppelaukönnten zweisprachige Schilder an Bahnstationen in Birawa, Leschnitz, Tarnau, Murow, Oberglogau, Comprachtschütz, Groß Döbern, Lugnian, Gogolin, Groß Lassowitz und Turawa angebracht werden.

 

Rudolf Urban

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