Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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„Wir sind die Exoten.“

Die Danziger Deutsche Minderheit wartet mit einer aufwendigen Filmreihe auf. Vor Kurzem hat sie einen 35-minütigen Film produziert, der den Anfang einer ganzen Filmreihe machen soll. Der Film mit dem Namen „Große Lindenallee in Danzig“ ist auf Youtube zu sehen und macht den Anfang der „Danziger Erzählungen“.

„Wir wollen eine ganze Serie machen mit Erzählungen von Danzig. Dieses Video ist der erste Teil.“ so Krzysztof Jachimowicz, Erzähler im Film und zugleich Vorsitzender der Danziger Deutschen Minderheit. Zwei weitere Filmprojekte sind schon in Planung, erzählt der studierte Historiker Jachimowicz. In einem zweiten Film soll es um die Danziger Brüderschaften, Freimaurer, Burschenschaften und Studentenverbindungen gehen. Männerbünde sozusagen.
In einem dritten Film will Jachimowicz die zwei Danziger Originale „Bollermann und Welutzke“ genauer unter die Lupe nehmen. Die zwei Danziger Originale sind sowas wie „Tünnes und Schäl“ in Köln oder „Hein und Fietje“ in Hamburg. Ein Beispiel: ein Witz, der gerne in Danzig erzählt wird und Bollermann und Welutzke als Protagonisten hat, geht so: „Welutzke: “Bevor ich heit abends wächjing, hab ich mit meine Ollsche um’n Julden jewettet, dass ich vor zwelf zu Haus bin! “Bollermann: “Ja, und? “Welutzke: “Ick lass se jewinnen!”

 

Regisseur und stellvertretender Vorsitzender, Henryk Janusch, mit dem Erzähler und Vorsitzenden der Danziger Deutschen Minderheit, Krzysztof Jachimowicz (Foto: Mirosław Koźbiał)

 

Film für alle Danziger
Das Besondere an dem Film „Große Lindenallee in Danzig“ ist, dass er durchweg zweisprachig gehalten ist. Protagonist Krzysztof Jachimowicz, der hauptberuflich für das Muzeum Gdańska arbeitet, wechselt während des Films immer zwischen dem Deutschen und Polnischen und öffnet den Film so für ein zweisprachiges Publikum: „Wir wollen alle Danziger erreichen. Und ich denke, das Interesse an der Geschichte der Stadt geht über die alltagspolitischen Fragen hinaus“, so Jachimowicz. „Dafür lieben die Danziger ihre Stadt zu sehr.“

Lebendige Zeugen aus einer alten Zeit
Inhaltlich geht es in dem ersten Film um die Geschichte der großen Lindenallee in Danzig. Historiker Jachimowicz steht im Film an unterschiedlichen Orten entlang der Lindenallee. Die Bäume im Hintergrund seien dabei „immer etwas Lebendiges aus der alten Zeit, stille Zeugen, die bis heute überdauert haben“. Die Danziger Lindenallee sei früher die größte Verbandsstraße in Danzig gewesen. Und im Vergleich zur Berliner Lindenallee stünden auf der Danziger Lindenallee mit 1800 Bäumen fünfmal so viele wie in Berlin.
Krzysztof Jachimowicz erzählt, dass der Film „Große Lindenallee in Danzig“ bisher großes Interesse erfahren habe und viel Zuspruch erhalte. Nicht zuletzt die Oberschlesier seien besonders interessiert an dem Film. Jachimowicz erklärt sich deren Interesse so: „Wir sind die Exoten für die Oberschlesier. Schon immer gewesen.“

Für das Jahr 2021 gäbe es auch weitere Pläne bei der Danziger Deutschen Minderheit. Aber auch hier mache Corona den Planungen derzeit einen Strich durch die Rechnung. „In den künftigen Büroräumen unseres Bundes beabsichtigen wir, sobald das möglich ist, ein Dokumentations- und Ausstellungszentrum der Danziger Deutschen Minderheit einzurichten“, so Jachimowicz.

Der Film „Große Lindenallee in Danzig“ ist 35 Minuten lang und unter diesem Artikel zu sehen.

Leon Schwarzenberg

 

 

 

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