Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Wort zum Palmsonntag von Bischofsvikar Peter Tarlinski

Der Palmsonntag – Lesejahr C
Einzug Christi in Jerusalem: Lk 19,28-40
1. Lesung: Jes 50,4-7
2. Lesung: Phil 2,6-11
Die Passion: Lk 22,14-23,56

Der Palmsonntag eröffnet die Karwoche und richtet unsere Gedanken und Herzen auf die heiligen drei Tage (das Triduum Pas-chale) hin. Die Liturgie stellt am Palmsonntag in ihren Bibeltexten zwei Ereignisse nebeneinander: Den festlichen Einzug Christi in Jerusalem und sein Leiden bis hin in den Tod am Kreuz. Auf den Jubelgruß folgt die Ablehnung, Verurteilung und Hinrichtung. Das alles vor den Augen der Menschen und mit ihrer Beteiligung. Jesus entblößt ihre Verlogenheit und Unaufrichtigkeit. „Wie gegen einen Räuberseid ihr mit Schwertern und Knüppeln ausgezogen.Tag für Tag war ich bei euch im Tempelund ihr habt nicht Hand an mich gelegt.Aber das ist eure Stundeund die Macht der Finsternis.“ Pontius Pilatus, der römische Statthalter in der Provinz Judäa, fand keine Schuld an Jesus und wollte ihn freilassen. Die Menschenmenge setzte sich mit ihrem Geschrei durch und forderte die Kreuzigung Christi. Zum Pascha-Fest ließ Pilatus einen Häftling namens Barrabas frei, der wegen Aufruhrs und Mordes im Gefängnis saß. Der Gerechte Jesus musste sterben. Der Evangelist Lukas hält die letzten Worte Christi am Kreuze fest. Unter ihnen finden wir diese zwei: „Vater, vergib ihnen,denn sie wissen nicht, was sie tun!“ und „Vater, in deine Hände lege ich meinen Geist.“

In Bezug auf unsere gegenwärtige Lage in Europa und in der Welt, leidet der menschgewordene Gottessohn vor unseren Augen. Wir sind die Menschenmenge, die nicht weiß, was sie tut oder tun soll. Christus wird vor unseren Augen abgelehnt, seine Botschaft verkrümmt, verspottet und verachtet. Wir sind diejenigen, die zusehen, wie er in dem Schicksal der Menschen von heute das Kreuz trägt und stirbt. Das sind die Menschen, die hungern, die ausgebeutet werden, die am Rande der Gesellschaft um ihre Existenz bangen. Das sind die Unschuldigen, die unter angewandter Gewalt nie zu Ruhe kommen. Das sind diejenigen, die im Krieg misshandelt und getötet werden. Wir sehen die Verbrechen unserer Zeit und bleiben dennoch beinahe untätig.

In kritischen Situationen, wie in der Zeit des Holocausts oder jetzt in der Ukraine, wird oft gefragt: Unser Gott, wo bist Du und warum hast du uns verlassen? Sollten wir nicht andersherum fragen: Gott, unser Vater, warum haben wir uns von dir abgewandt? Warum haben wir dich aus unseren Parlamenten und aus dem öffentlichen Leben verbannt? Warum haben wir die Naturgesetzlichkeit des Lebens auf Erden verworfen und uns Ideologien und Theorien zugewandt, die so oft jeglicher Vernunft fern sind? Warum hat Barrabas einen freien Lauf und die Gerechten kein Recht?

Die Zeit auf Ostern zu war immer eine nachdenkliche und eine hoffnungsvolle, eine besinnliche und zur Freude führende. Sie leitet uns auch heute zu Hoffnung und Freude, zum Neubeginn im Frieden des Ostermorgens. Von uns hängt es ab, ob wir in unser persönliches und gesellschaftliches Leben Jesus, den gekreuzigten und auferstandenen Gottessohn, aufnehmen.

 

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