Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Wort zum Sonntag

Drittletzter Sonntag im Kirchenjahr 07.11.2021

Lesungen: Römerbrief 8,18-25;
Lukasevangelium 17,20-30
Predigttext: Psalm 85

Wort zum Sonntah von Pastor Wojciech Pracki aus der Evangelischen Pfargemeinde in Oppeln. 

Erneuerung in Gott
Immer, wenn ich mir ein neues Hemd oder ein Paar neue Schuhe kaufe, landen die Sachen bei mir im Schrank und lagern dort für einige Wochen. Die Freude an dem, was neu ist, ist bei mir so groß, dass es mir zu schade ist,sie gleich zu tragen. Anders ist es bei meiner Frau und meiner Tochter. Wir gehen meistens an Samstagen einkaufen. Der Gottesdienst am Sonntag wird gleich zur ersten Gelegenheit, die neuen Kleidungsstücke zu tragen. Unabhängig aber von den Mustern unseresVerhaltens teilen wir als Familie die gemeinsame Freude andem, was neu ist.

Im Psalm 85, in den Versen 5 bis 6,lesen wir Folgendes:„Hilf uns, Gott, unser Heiland und lass ab von deiner Ungnade über uns! Willst du denn ewiglich über uns zürnen und deinen Zorn walten lassen über uns?“ Die polnischeÜbersetzung lautet aber anders – sie beginnt mit dem Satz – „Schaffe uns Erneuerung, du Gott unserer Erlösung!“ Woher kommt dieser Unterschied? Manche hebräischen Texte lassen sich nicht direkt 1 zu 1 übersetzen und der Dolmetscher hat die schwierige Aufgabe, sich für eine der Übersetzungsoptionen zu entscheiden. Mir ist aber in diesem Fall die polnische Fassung viel lieber. Schaffe uns Erneuerung – also.

Wenn ich durchs Fenster schaue, genieße ich den blauen Himmel mit der schönen Herbstsonne. Ich bin mir aber sicher, dass ich mich in wenigen Wochen nach der Frühlingserneuerung der Natur sehnen werde. Wenn ich die steigenden Zahlen der vierten Coronaviruswelle beobachte, sehne ich mich nach einer gesundheitlichen Erneuerung der Situation der Welt. Wenn ich, was damit verbunden ist, die niedrigen Zahlen der Impfungen beobachte, ärgere ich mich über die Verantwortungslosigkeit der Nichtgeimpften und hoffe auch auf Erneuerung in diesem Bereich. Ähnlich ist es mit den steigenden Lebenshaltungskosten und der Inflation. Große Emotionen erlebe ich beim Beobachten der Situation der Migranten an der Polnisch-Weißrussischen Grenze und hoffe auf eine positive Einstellung unserer Behörden diesen Menschengegenüber.

Wir erleben alle unsere kleinen und großen Freuden verbunden mit dem, was neu ist. Wir erleben aber umso mehrEnttäuschungen bei Themen, wo wir nur einen sehr begrenzten Einfluss haben. Da wünschen wir uns eine Erneuerung.

„Schaffe uns Erneuerung“ betrifft uns auch sehr persönlich im Bereich unserer Sündhaftigkeit. Weniger lügen, weniger Falschheit. Viele von uns denken auch oft – wenn ich nur jüngerwäre, aber mit der Erfahrung von heute…
Schaffe uns Erneuerungüberall dort, wo wir scheitern. Wo wir nicht in der Lage sind, unsere Schwachheit zu überspringen. Wo wir versagen und uns selbst sowie auch unsere Nächstenenttäuschen…

Bald werden wir den Schluss des Kirchenjahres erleben und danach beginnt die Adventszeit – Zeit der Erwartung auf Erneuerung in Jesus Christus. Auf diese hoffe ich von Herzen. Amen

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