Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Wort zum Sonntag von Bischofsvikar Peter Tarlinski

 

 

1. Lesung: Apg10, 25–26.34–35.44–48
2. Lesung: 1 Joh 4,7-10
Evangelium: Joh 15,9-17

 

Der 6. Sonntag der Osterzeit stellt die Liebe in den Mittelpunkt. Ob sie in unserer Zeit ausreichend verstanden und gelebt wird, scheint fraglich zu sein. Die Wissenschaft betont in der Pandemie, dass die Infektionen durch enge Kontakte von Mensch zu Mensch entstehen. Die Forscher rufen ständig dazu auf, die gegenseitigen persönlichen Verbindungen zu reduzieren. Der Schwerpunkt bei der Bekämpfung des Viruswurde in der Berichterstattung auf die Politikerund ihre Entscheidungen gesetzt. Die Überwindung der Pandemie wird grundsätzlich bei den Impfstoffen und ihrer schnellen Verabreichung gesehen. In den Nachrichten und Diskussionen wird jegliche Zunahme an der öffentlichen Unzufriedenheit hoch gepuscht. Vorwürfe gegen die Entscheidungsträger werden verbreitet. Sogar Klagen gegen Einschränkungen im öffentlichen Leben werden vor das oberste Gericht getragen, um die gesetzliche Freiheit zu schützen. Kann diese über die Sicherheit, die Gesundheit und das Leben der Mitmenschen gestellt werden?

 

Die hohen Infektionszahlen entstehen unter den Menschen. Die persönlichen Freiheiten enden dort, wo der andere Mensch gefährdet wird. Die persönliche Freiheit muss ich beschränken, wenn von meinem Verhalten für die Mitmenschen eine Gefahr ausgeht. Dazu sind die Menschen auch mehrheitlich bereit. Lieber intensiver und länger im Lockdown bleiben, als das ständige Hin und Her, das Lockern und Begrenzen, hinnehmen zu müssen. Die Verantwortung für das Ausbreiten der Infektionen liegt bei jedem persönlich und beim gescheiten Verwalten des öffentlichen Lebens. Solange die Intensivstationen beinahe am Limit arbeiten, solange die Mediziner und das Pflegepersonal kaum zum Verschnaufen kommen, solange die Menschen durch Covid-19 sterben und die Angehörigen trauern, solange die Herdenimmunität durch Impfungen nicht erreicht wird – solange kann man den Menschen zumuten, dass sie sich weiterhin in ihren Kontakten zurücknehmen. Die Mitmenschlichkeit ruft innerlich dazu auf.

 

Die Liebe, welche das höchste Gut unter den Menschen ist, weckt Selbstverpflichtung, um sich und die anderen zu schützen. Werden dabei öffentliche Regeln aufgestellt, wird die Freiheit den Menschen nicht weggenommen. Die in Liebe gelebte Freiheit setzt sich selbst Grenzen, wenn der andere Mensch gerettet und die Gefahr für alle verhindertwerden kann. In diesem Sinne wird selten argumentiert. Der Genuss-Egoismus wird vorgeschoben. Wie schade!

 

Der Apostel Johannes schreibt: „Geliebte, wir wollen einander lieben;denn die Liebe ist aus Gottund jeder, der liebt, stammt von Gott und erkennt Gott. Wer nicht liebt, hat Gott nicht erkannt; denn Gott ist Liebe“.Und Jesus sprach zu seinen Jüngern: „Wie mich der Vater geliebt hat,so habe auch ich euch geliebt.Bleibt in meiner Liebe! (…) Das ist mein Gebot, dass ihr einander liebt, so wie ich euch geliebt habe. Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt“. Das wäre der Weg einer wahren Freiheit. Wären wir bereit, ihn zu gehen?

 

Die Lesungen finden Sie hier:

VI Niedziela Wielkanocna – B

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