Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Der Anfang in der Germanistik

Professor Anna Dargiewicz bei der Begrüßung der Absolventen am dritten Tag.
Professor Anna Dargiewicz bei der Begrüßung der Absolventen am dritten Tag.

Vor 20 Jahren begann die Existenz der germanistischen Philologie in Allenstein, anfangs an der Pädagogischen Hochschule, später an der Ermländisch-Masurischen Universität (UWM). Das akademische Jahr 2015/16 steht also für den heutigen Lehrstuhl für Germanistik unter diesem Motto. Vom 14.-16. April organisierte er daher eine internationale wissenschaftliche Konferenz zum Thema „Anfang“.

 

Bis 1995 gab es zwar Deutschunterricht in Ermland und Masuren, doch keine Ausbildung für Lehrer. Anstoß und Förderung der Germanistik verdankte die Stadt Allenstein unter anderem ihrem Ehrenbürger Georg Dietrich, einem Unternehmer aus der Partnerstadt Offenburg. Der erste Leiter des Lehrstuhls wurde Professor Christofer Herrmann, der Betrieb wurde zum 1. Oktober 1995 aufgenommen. „Inzwischen haben etwa 1.150 Personen ein Studium bei uns beendet. Sie arbeiten als Lehrer, in internationalen Firmen und im Ausland“, fasst die derzeitige Leiterin der Germanistik Professor Anna Dargiewicz zusammen, „einige sind bei uns im Lehrstuhl und viele Absolventen konnten wir auf unserer Konferenz als Vortragende begrüßen.“

 

Thematische Vielfalt von Philosophie bis Sprachunterricht

 

Eine von ihnen ist Anna Dajlidko, die in ihrer Doktorarbeit die „Strategie der positiven Selbstdarstellung bei Angela Merkel“ sprachlich untersucht hat: „Es geht um die Kommunikation eines günstigen Eigenbildes, das nicht nur inhaltlich, sondern auch sprachlich gezielt vermittelt werden soll.“ In der Sektion ´Sprachwissenschaft´ berichtete in einem weiteren Vortrag Dr. Joanna Szczęk aus Breslau über Absagen auf Bewerbungen, die sie analysiert hat: „Es gab früher verschiedene Versionen von schonenden Formulierungen. Heute findet man Standardschreiben im Internet, oder es wird gar nichts mehr verschickt.“ Den schwierigen Zugang zu Material erwähnte auch die Literaturwissenschaftlerin Dr. Anna Gajdis aus Breslau. In ihrem Fall, beim „Schreiben von deutschen Autorinnen im südlichen Ostseeraum um 1800“, ging es mehr um den zeitlichen Abstand zum Forschungsobjekt und die Suche in Archiven. „Es gibt noch unbekannte Autorinnen aus dieser Zeit für wissenschaftliche Untersuchungen“, gibt sie einen Anreiz zur Beschäftigung mit dieser Epoche. Auch sonst boten die über 75 Referenten aus Deutschland und Polen, aber auch aus Litauen, Russland und Schweden, ein weites Spektrum an Themen, von philosophischen Ansätzen bis zur praktischen Sprachvermittlung. Hier soll der Vortrag von Anna Hopp aus Bad Oldesloe erwähnt werden. Sie hat sich privat und beruflich mit „Bilingualem Erstsprachenerwerb und mehrsprachiger Kindererziehung“ auseinandergesetzt und schilderte die dabei auftretenden möglichen Komplikationen sehr bildhaft.

 

Erfahrungen und Jubiläumsbuch

 

Am letzten Tag berichteten sechs Germanisten darüber, wie ihre individuellen Werdegänge nach dem Studium aussahen und ihr Wissen ihnen geholfen hat. Noch mehr schriftliche und bildliche Erinnerungen aus 20 Jahren hat Małgorzata Derecka vom Lehrstuhl für Germanistik der UWM gesammelt. Dieses Material wurde zu einem Jubiläumsbuch zusammengefasst, das im Rahmen der Konferenz „Anfang“ vorgestellt wurde und inzwischen auf der Internetseite des Lehrstuhls www.uwm.edu.pl/germanistyka einsehbar ist.

 

Uwe Hahnkamp

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