Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Die Würfel sind gefallen

Gestern wurde die Verordnung des Bildungsministers zum Unterricht von Deutsch als Minderheitensprache veröffentlicht. Die Politik der Diskriminierung einer bestimmten Minderheit ist Tatsache geworden.

 

Am 4. Februar 2022 erließ der Minister für Bildung und Wissenschaft Przemysław Czarnek eine Verordnung, durch die die Zahl der Unterrichtsstunden für Deutsch als Minderheitensprache von drei auf eine Stunde wöchentlich reduziert wurde. Aus der veröffentlichten Verordnung geht hervor, dass die Frage der Kürzung der Subvention nur die deutsche Minderheit betrifft. In dem Dokument lesen wir: “Der § 8 Abs. 3 wird nach den Worten “im Umfang von 3 Wochenstunden” um die Worte “und bei Schülern, die der deutschen Minderheit angehören, im Umfang von 1 Wochenstunde” ergänzt”. Die Verordnung tritt am 1. September, also mit dem Beginn des neuen Schuljahres in Kraft. (Die gesamte Verordnung in polnischer Sprache gibt es HIER)

 

Ministerialverordnung vom 4.02.2022

 

Die Sozial-Kulturelle Gesellschaft der Deutschen im Oppelner Schlesien kommentiert dies auf ihrer Internetseite folgendermaßen: „Trotz zahlreicher Aktionen der Vertreter der deutschen Minderheit sowie von Eltern und Lehrern, trotz zahlreicher Proteste, Treffen und Gespräche hat die polnische Regierung beschlossen, eine Lösung einzuführen, die eine nationale Minderheit – die deutsche Minderheit – offen diskriminiert“. Gleichzeitig appelliert aber die Oppelner deutsche Minderheit weiterhin die Petitionen der Eltern, Wissenschaftler und Vertreter der Wirtschaft zu unterzeichnen. “Das wichtigste ist jedoch, dass wir GEMEINSAM für die Zukunft und die sprachliche Bildung unserer Kinder eintreten. Wir können diesem Problem nicht gleichgültig gegenüberstehen, lassen Sie uns handeln“, lesen wir auf der Seite der SKGD.

Vor der Veröffentlichung der Verordnung wandte sich bereits der Verband deutscher Gesellschaften in Polen an den Europarat wegen der geplanten Neuregelung des Unterrichts von Deutsch als Minderheitensprache in Polen. Bernard Gaida, Vorsitzender des VdG, schrieb heute:

 

„Die neue Situation macht unsere Klage vor dem Europarat in der von uns verschickten Form obsolet und müsste viel drastischer klingen. (…) Jetzt bin ich schockiert, wie ich von dem Staat, in dem ich geboren wurde, lebe und meine Steuern zahle, behandelt werde. Ich habe in der Volksrepublik Polen gelebt und mich nur einmal so tief verletzt gefühlt: als der Schulleiter meiner Schule in Guttentag auf der Schulversammlung sagte, dass die Lehrer auf dem Flur in der Pause genau hinhören würden, ob alle Polnisch sprechen und alle bestrafen würden für die Nutzung deutscher oder schlesischer Wörter. Aber das war im Jahr 1969“.

 

Das Problem der Kürzung der Mittel für den Minderheitensprachenunterricht in den Schulen, die nur für die deutsche Sprache gelten soll, wird Thema von Gesprächen zwischen Vertretern der deutschen Minderheit und dem Bundesbeauftragten für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, Bernd Fabritius, sein, der nächste Woche in Oppeln sein wird.

ru

 

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