Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Ein gewagtes Projekt

In seiner Zeit war Julius Schottländer einer der reichsten Gutsbesitzer Niederschlesiens. Er zeichnete sich aber auch als Philanthrop und Stifter aus. Allein in Breslau besaß Schottlänger um das Jahr 1900 dreißig Häuser. Er finanzierte die Gründung des Südparks in Breslau. Ohne seinen Einfluss wäre das heutige Stadtbild Breslaus völlig anders.

Eines der interessantesten Gebäude, das Breslau Julius Schottländer zu verdanken hat, ist ein Kaufhaus. Er trägt den Namen „Sankt Hieronymus“ und wurde durch Schottländers Auftrag zu Beginn des 20. Jahrhundert gebaut. Das gewagte Projekt sorgte für Aufruhr. Aber im positiven Sinne. 1913 wurde es in der Prestige-Zeitschrift „Architektur des XX. Jahrhunderts – Zeitschrift für moderne Baukunst“ aufgelistet.

1913 wurde das Kaufhaus in der Prestige-Zeitschrift „Architektur des XX. Jahrhunderts – Zeitschrift für moderne Baukunst“ aufgelistet.
Foto: Volens nolens kraplak/Wikipedia

Das Kaufhaus wurde anstelle eines fünfstöckigen Mietshauses gebaut. Den Namen verdankt es aber einem anderen Gebäude, das sich hier noch vor dem Mietshaus befand: Dem Sankt-Hieronymus-Krankenhaus, das im Mittelalter auf diesem Grundstück stand. Julius Schottländer hatte das Grundstück 1911 gekauft und den Gebrüdern Ehrlich den Auftrag erteilt, eine modernes Kaufhaus zu entwerfen. Schon nach einem Jahr wurden die Bauarbeiten abgeschlossen und das fünfstöckige Gebäude war fertig. Die Außenfassade wurde mit Skulpturen von Richard Schipke geschmückt. Schipke war Professor an der Breslauer Kunstakademie und nahm oft Aufträge der Brüder Ehrlich an. Für das Kaufhaus schuf er eine Hermes-Skulptur mit einem Hermes-Stab und der Erdkugel, die den Handel symbolisieren sollte, sowie die Skulptur eines Mannes, der einen Hammer und ein Zahnrad hält – beides Industriesymbole. Beide Skulpturen kann man von der Świdnicka-Straße aus bewundern. Die Fassade, die sich gegenüber dem Theaterplatz befindet, zeigt Reliefs von Zeus und einer rasenden Eisenbahn, was wiederum die Ära der Dampfmaschinen und der Elektrizität symbolisieren sollte.

Im Kaufhaus befanden sich Geschäfte, eine Kunstgalerie sowie das Modehaus Caspari. Im ersten Stock zog das „Café Palais“ ein. Im Keller und auf dem Dachboden befanden sich Lager und technische Räume. Im Kaufhaus gab es sowohl einen Aufzug für Kunden als auch einen Lastenaufzug. Heute fungiert das Gebäude nicht mehr als Kaufhaus. Man kann dort Büroräume mieten.

Anna Durecka

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