Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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„Ein würdiger Ort“

Irena Szulc zeigt den Namen ihres Angehörigen Franz Kubosch. Foto: Łukasz Biły.
Irena Szulc zeigt den Namen ihres Angehörigen Franz Kubosch. Foto: Łukasz Biły.

Die eine oder andere Träne im Auge ließ sich am 22. April auf dem Soldatenfriedhof in Groß Nädlitz (Nadolice Wielkie) sehen. Über 600 Mitglieder der Interessengemeinschaft der Soldaten und Veteranenvereine aus dem bayrischen Kreis Rosenheim (IG Rosenheim) kamen nach Niederschlesien um den dort beigesetzten Opfern von Krieg und Gewalt zu gedenken. Mit dabei war auch die Deutsche Minderheit.

 

„Für die Arbeit bei den Exhumierungen und für die Einrichtung dieses Friedhofs, gebührt dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge dank. Es ist fast ein Wunder, dass hier in Polen nach den nationalsozialistischen Verbrechen ein deutscher Soldatenfriedhof entstehen konnte“, sagte die Breslauer deutsche Vizekonsulin Breslau Christine Botschen bei der Gedenkveranstaltung am Freitagmorgen. Es ist der von der Konsulin angesprochene Volksbund, der den Soldatenfriedhof in Groß Nädlitz angelegt hat und betreut, auf dem mittlerweile schon die sterblichen Überreste von schätzungsweise über 18.000 Soldaten beigesetzt wurden. Gemäß des deutsch-polnischen Nachbarschaftsvertrages, sollen alle sterblichen Überreste von deutschen Soldaten, insbesondere aus dem Zweiten Weltkrieg, die in nicht gepflegten Gräbern liegen, exhumiert und zu speziellen Friedhöfen des Volksbundes gebracht werden, um dort würdig beigesetzt zu werden.

 

In ungepflegten Gräbern liegen nirgends noch so viele Kriegsopfer wie im heutigen Polen. Auf dieses Phänomen wurde auch die IG Rosenheim aufmerksam, die jedes Jahr eine Reise zu deutschen Gedenkstätten in ganz Europa veranstaltet: „Es ist ein würdiger Ort hier. Wenn man das so sagen kann, ist der Platz ideal für einen Soldatenfriedhof“, meint der Chef der IG Pius Graf. Über 600 Mitglieder der Gemeinschaft reisten zusammen mit Graf nach Niederschlesien. Aufgrund der Vielzahl von Menschen wurde die Reise „Sonderzug“ genannt. Im Rahmen der Gedenkveranstaltung wurde eine zweisprachige Andacht gehalten, der Kranzniederlegungen polnischer und deutscher Delegationen folgten.

 

Besonders sentimental wurde die Veranstaltung aber für die mitgereiste Gruppe der Deutschen Minderheit. Außer Vertretungen des Verbandes deutscher Gesellschaften und der Deutschen Sozial-Kulturellen Gesellschaft aus Breslau war auch eine Gruppe der SKGD Rosenberg nach Groß Nädlitz mitgekommen. Unter den Mitgliedern befand sich auch die Vorsitzende des DFK Groß Borek Irena Szulc. Gleich nach der Hauptveranstaltung ging Szulc mit einem eigenen Kranz zum Eingang des Friedhof. Mit dem Finger zeigte sie auf einen der Gedenksteine, auf den man die Namen der beigesetzten Soldaten lesen kann: „Hier ist er, Franz Kubosch, es ist der Großvater meines Mannes. Wir haben lange nach ihm gesucht, nicht gewusst wo er begraben liegt. Jetzt, dank des Volksbundes, haben wir einen Ort, wo wir einen Kranz niederlegen oder eine Kerze anzünden können. Mir war es sehr wichtig heute hier zu sein“, so Irena Szulc.

 

Außer Groß Nädlitz gibt es in Polen noch weitere neun Sammelfriedhöfe des Volksbundes, u.a. in Großpolen oder Ostpreußen.

 

Łukasz Biły

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