Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Endlich wieder persönlich

Es ist lange her, dass sich die Vertreter der nationalen und ethnischen Minderheiten Polens, vor allem aus der Woiwodschaft Ermland-Masuren, persönlich treffen konnten. Am 10. Juli kamen sie daher zahlreich zum Tag der Minderheiten, den die Allensteiner Gesellschaft Deutscher Minderheit nach einem Jahr wieder in der Kosakensiedlung „Ataman“ in Allenstein-Göttkendorf organisierte.

Minderheiten präsentieren sich im Netz – hieß es vor einem Jahr, als die Corona-Pandemie die Live-Ausgabe des Tags der nationalen und ethnischen Minderheiten des Jahres 2020 unmöglich machte. Die damalige Online-Version hatte die Allensteiner Gesellschaft Deutscher Minderheit als Ersatz auf die Beine gestellt. Doch persönliche Begegnungen machen einfach mehr Spaß, wie Anna Kazańska vom Organisationsteam bestätigte. „So eine lebendige Stimmung, mit Gesprächen von Angesicht zu Angesicht, dafür lohnt sich der Aufwand“, atmete sie auf, nachdem sich die erste Anspannung zu Beginn des Festes gelegt hatte und schaute besorgt gen Himmel, „hoffentlich bleibt das Wetter lang genug trocken.“

 

Auftritt von „Chanajki“ aus Bialystok
Foto: Uwe Hahnkamp

 

Persönliche Gespräche
Ihr Wunsch wurde erfüllt, die durchziehenden Wolken sorgten lediglich für eine angenehme Temperatur. Zwar waren nicht alle eingeladenen Minderheiten gekommen, zu unsicher war vielen noch die allgemeine Situation, dafür waren sämtliche mit Fragen der Minderheiten befassten Vertreter der Woiwodschaftsverwaltung anwesend. Auch der Stadtpräsident von Allenstein, Dr. Piotr Grzymowicz, ließ es sich nicht nehmen, persönlich vorbeizuschauen. Er nutzte die Gelegenheit, in seiner Ansprache auf die laufenden Arbeiten im historischen evangelischen Friedhof in der Nähe des Sitzes der Allensteiner Gesellschaft Deutscher Minderheit in der ulica Partyzantów hinzuweisen. Dort lagen viele bedeutende Allensteiner begraben, deren sterbliche Überreste, die bei Bauarbeiten gefunden wurden, sollen jetzt wieder eine entsprechende würdige Ruhe finden.

Dass auch die heutigen Menschen mit anderer Nationalität, anderer Ethnie oder anderem Bekenntnis sich in der Region wohlfühlen und in Ruhe leben können, war der gemeinsam vorgetragene Wunsch der Repräsentanten der öffentlichen Hand. Dass sie sich wohlfühlen, konnten sie im „Ataman“ hautnah erleben. Gerade in persönlichen Gesprächen, die endlich wieder möglich waren, entdeckte man Gemeinsames und Interessantes, wie auch die Delegation aus Oppeln vom Haus der Deutsch-Polnischen Zusammenarbeit, dem Bund der Jugend der deutschen Minderheit und dem Projekt „Bilingua“ feststellen konnte. Sie waren ein Teil der Organisationen, die sich mit Infomaterialien an Ständen auf dem Gelände präsentierten.

Die Musik lud dazu ein, auch mal ein Tänzchen zu wagen Foto: Uwe Hahnkamp

Zentraler Punkt des Festgeländes und des Programms war die Bühne, auf der die einzelnen Minderheiten ihr Können zeigten. Solo-Sänger der ukrainischen Minderheit, die Tanzgruppe „Saga“, die Chöre aus Neidenburg und Osterode von deutscher Seite und zum Abschluss die in Allenstein ansässige ukrainische Gruppe „Horpyna“ gehörten dazu. Ehrengäste waren die Musiker der Gruppe „Chanajki“ aus Białystok, die jüdische Musik, unter anderem mit jiddischen Texten regionaler Dichter, spielte. „Wir haben auch Lieder anderer Nationalitäten im Programm, denn Chanajki war ein Stadtteil von Białystok mit vielen Einwanderern“, erklärte die Sängerin und Leiterin der Gruppe Alicja Grabowska, „wir singen auch Esperanto, denn wir kommen schließlich aus der Stadt von Ludwig Zamenhof.“

Vielfältige Musik, zu der das Publikum zwischendurch auch das Tanzbein schwang, familiäre Atmosphäre mit manchem Wiedersehen und einigen neuen Bekannten, eine Betreuung für die Jüngsten, sodass die Eltern etwas freiere Hand hatten und eine gute Versorgung – der Tag der Minderheiten war gelungen. Gäste und Organisatoren dankten den Sponsoren, ohne die der schöne Samstag nicht möglich gewesen wäre. Allen voran dem Ministerium für Inneres und Verwaltung in Warschau sowie dem deutschen Generalkonsulat in Danzig, aber auch der Kreisgemeinschaft Allenstein, deren Vertreter den weiten Weg nicht gescheut hatten, um beim Fest dabei sein zu können.

 

Uwe Hahnkamp

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