Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Erhalt durch lokales Engagement

Diskussion vor den Ausstellungstafeln
Diskussion vor den Ausstellungstafeln

Im Rahmen des Veranstaltungszyklus´ „Swoje nie znacie“ des Allensteiner Kulturzentrums gab es am 9. März im Museum für Moderne einen Vortrag und die Eröffnung einer Ausstellung über die Festungsbauten in Thomareinen. Lokale Aktivisten wollen die Bauwerke vor dem Verfall retten und setzen sich seit einem Jahr dafür ein.

 

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts erbaut, stehen die Türme der Festungsanlage in Thomareinen (Tomaryny), die die Brücke der Eisenbahn über die Passarge schützen sollte, bis heute. Anfangs noch eine Anlage unter vielen, sind sie heute, so Wojciech Gudaczewski, ein weltweites Unikat. Der langjährige Soldat mit Interesse an historischen Festungen in Ermland und Masuren wurde vom Direktor der Polnischen Bahn PKP in Allenstein auf den Bau in Thomareinen aufmerksam gemacht, der Eigentum der PKP ist. „Es handelt sich um ein System aus den mit einem Tunnel verbundenen Türmen nördlich und südlich der Eisenbahn“, erklärt Wojciech Gudaczewski, „besonders interessant ist der acht Meter hohe unterirdische Saal direkt im Bahndamm, der mehreren Dutzend Personen der Besatzung als Quartier- und Ruheraum diente.“ In seinem Vortrag war er auch voll des Lobes für die damalige Baukunst, da trotz der Lage direkt am Fluss kein Grundwasser eingedrungen ist und die Fundamente stabil sind.

 

In gutem Zustand

 

Der gute Zustand hängt auch damit zusammen, dass Thomareinen nie in Kriegshandlungen einbezogen war. Einzig im Zusammenhang mit der Schlacht bei Tannenberg 1914 kam es zu einem kuriosen Zwischenfall, von dem der Regionalhistoriker Rafał Bętkowski vom Museum für Moderne berichtete: „In der Nacht vom 27. auf den 28. August kam eine Abteilung der Division von der Goltz im nahe gelegenen Bahnhof von Biessellen an. Im ungewissen Licht hielt die Besatzung der Türme sie für Russen und beschoss sie. Die Hälfte einer Schwadron verlor damals ihre Pferde.“

 

Legenden darüber kursieren und erhalten das Interesse am Bauwerk. Verstärkt wurde es durch die Gründung des Vereins „Łączą nas wieże“ („Die Türme verbinden uns“), der sich für deren Rettung stark macht.

 

Aufmerksamkeit gewinnen

 

Vorsitzende ist die Ortsbürgermeisterin von Thomareinen Bernadeta Mielnik. Sie freut sich über viele Mitstreiter: „Mit einer größeren Gruppe wird es gelingen, dieses Objekt der Geschichte der Region zu bewahren. Wir wollen, dass Menschen zu einem gepflegten Ort kommen und sich entsprechend kultiviert benehmen.“ Eine weitere Zerstörung durch Kletterer lässt sich so eindämmen, aber fast alle beweglichen Metallteile sind verloren, so Rafał Bętkowski: „Anfang der 90er-Jahre wurden sie abmontiert und als Schrott verkauft, sogar der Wasserstandsmesser der Passarge.“ Dank des derzeitigen Engagements lässt sich vielleicht ein weiterer herber Verlust ausgleichen. „Die Waffenkuppeln der Türme wurden mit Genehmigung ausgebaut, aber illegal exportiert“, beschreibt Wojciech Gudaczewski, „wir verhandeln gerade über die Herausgabe einer ähnlichen Kuppel.“

 

Ziel ist derzeit, Aufmerksamkeit für das Bauwerk zu gewinnen. Mit Erfolg: ein Militärpicknick im letzten Jahr lockte bereits 500 Personen an, die Veranstaltung „Bunker bei Nacht“ 100, und ins Museum der Moderne waren am 9. März 60 Zuhörer gekommen. Die dort eröffnete Fotoausstellung ist noch bis Ende März zu sehen.

 

Uwe Hahnkamp

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