Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Europäisches Jahr der Jugend – auch in der Deutschen Minderheit?

Mit Oskar Zgonina, Vorsitzender des Bundes der Jugend der deutschen Minderheit in Polen, sprach Andrea Polański über das bevorstehende Jubiläumsjahr des BJDM und die Rolle der Jugend in der Deutschen Minderheit


Wenn man über die Beteiligung der Jugend am politischen und gesellschaftlichen Leben spricht, auch innerhalb der deutschen Minderheit, begegnet man oft der Aussage: „Die Jugend ist unsere Zukunft“. Was denkst du über diesen Satz und wie verstehst du ihn im Zusammenhang mit der Deutschen Minderheit?
Ich denke, dass heute niemand mehr Zweifel an der Richtigkeit dieser Aussage haben sollte. Jede Organisation und erst recht die deutsche Minderheit braucht eine junge Generation, die eine Garantie für Kontinuität, für das Fortbestehen und für die Wahrung der Identität ist. Wir müssen jedoch darauf achten, dass diese Worte nicht leer sind. Wenn sie nicht durch konkrete Maßnahmen untermauert werden, die diese jungen Menschen mobilisieren und sie in die Entscheidung über eine gemeinsame Zukunft einbeziehen, dann wird diese Aussage zu einer banalen Floskel.

 

Oskar Zgonina, Vorsitzender des Bundes der Jugend der Deutschen Minderheit in Polen
Foto: HDPZ

Auch die Europäische Union will der jungen Generation in diesem Jahr besondere Aufmerksamkeit schenken und hat das Jahr 2022 zum Jahr der Jugend erklärt. Dies überschneidet sich mit dem Jubiläumsjahr des Bundes der Jugend der Deutschen Minderheit, der in diesem Jahr sein 30-jähriges Bestehen feiert. Wie wollt ihr dieses Jahr zu einem besonderen machen?
Das Europäische Jahr der Jugend ist genau die richtige Gelegenheit, um unsere Aufmerksamkeit auf die junge Generation zu richten. Daran werden auch wir als BJDM in der Deutschen Minderheit erinnern, indem wir das ganze Jahr über unser 30-jähriges Bestehen feiern. Es wird dabei keinen Mangel an großen Veranstaltungen, Konferenzen, Galas und vielen kleineren Aktionen geben, die uns an unsere langjährigen Aktivitäten erinnern. Wir haben jedoch nicht die Absicht, nur zurückzublicken. Denn es liegen weitere Jahre vor uns und ebenso wichtige Aufgaben für die Zukunft. Deshalb werden wir in diesem Jahr unsere neue Strategie und unser aufgefrischtes Logo vorstellen, als symbolischen Beginn des nächsten Jahrzehnts des BJDM.

Es wird also eine Menge los sein. Habt ihr vor, auch international aktiv zu werden?
Unser Jubiläum möchten wir natürlich auch mit Freunden aus anderen Jugendorganisationen der deutschen Minderheit in Europa sowie mit Partnern wie der JEV, der AGDM, der Kulturstiftung und Vertretern der Landsmannschaften feiern.

30 Jahre sind eine lange Zeit, seit Jugendliche in der Deutschen Minderheit aktiv sind. Was hat die Minderheit durch ihre Aktivität gewonnen?
Ich denke, die Jugend ist der Faktor, der die Minderheit ständig antreibt und sie nicht stillstehen lässt. Dies ist sehr wichtig in einer Welt, die sich so schnell verändert. Festzuhalten ist auch, dass es junge Menschen sind, die zunehmend Führungsaufgaben übernehmen, lokale DFK-Gruppen unterstützen, sich aktiv für Minderheitenrechte einsetzen und hinter vielen attraktiven Projekten in der deutschen Minderheit stehen. In die Jugend zu investieren, bringt immer gute Ergebnisse, die meiner Meinung nach schon jetzt zu sehen sind.

Glaubst du, dass jeder diese wichtige Rolle junger Menschen anerkennt?
Die Rolle junger Menschen wird nur dann anerkannt, wenn sie eine Stimme haben, die nötige Unterstützung erhalten und die Möglichkeit zur Mitbestimmung haben. Allein über die Jugend zu sprechen, wird nichts bringen und sie vielleicht sogar entmutigen. Es ist sehr wichtig, jungen Menschen zu vertrauen, ihnen Handlungsfreiheit zu geben und sie als Partner zu behandeln. Die Rolle junger Menschen wird sehr gut erkannt vom Haus der Deutsch-Polnischen Zusammenarbeit, das für viele Projekte wie ELOm und die Akademie verantwortlich ist, welche heute für die Ausbildung junger Führungskräfte notwendig sind.

Welche Lehren lassen sich also aus den letzten drei Jahrzehnten ziehen, was habt ihr gelernt und wie wollt ihr es nutzen, umsetzen, um die Organisation in den nächsten 30 Jahren noch besser zu machen?
Die 30-jährige Tätigkeit des BJDM beweist vor allem, wie wichtig diese Organisation für junge Menschen ist. Für viele ist es der Ort, an dem ihr Abenteuer mit der Deutschen Minderheit, das bis heute andauert, begann. Die Werte, die uns wichtig sind, die Botschaft, die wir vermitteln und der Auftrag, den wir verfolgen, sind universell und sollten unverändert bleiben. Die Erfahrung von 30 Jahren ermöglicht es uns auch, die Organisation besser zu verwalten, den Bedürfnissen unserer Mitglieder gerecht zu werden und ihre Interessen mutiger zu vertreten. Es sind zudem abschließende Arbeiten an unserer neuen Strategie im Gange, mit der wir die Lehren aus den vergangenen drei Jahrzehnten ziehen wollen.

Welches sind die aktuellen Herausforderungen für den Bund?
Sicherlich besteht eine der Herausforderungen darin, unser Angebot ständig attraktiver zu gestalten, um alle zu erreichen, die sich für unsere Aktivitäten interessieren. Es ist auch sehr wichtig, dass der BJDM wieder polenweit aktiv wird, vor allem in Pommern, Ermland und Masuren sowie Niederschlesien. Die jüngsten Ereignisse und die wachsende Abneigung der polnischen Regierung gegen die deutsche Minderheit machen den BJDM auch zu einem aktiven Sprachrohr aller deutschstämmigen Jugendlichen in Polen. Dieses politische Engagement des BJDM ist gewiss eine neue Herausforderung, die wir bisher gut gemeistert haben.

Trotz vieler unangenehmer Situationen gebt ihr als junge Menschen nicht auf. Was motiviert euch und was gibt euch Kraft?
Was uns am meisten motiviert, sind die Ergebnisse unserer Aktivitäten und die Anerkennung der enormen Arbeit, die junge Menschen heute für die Entwicklung der gesamten Minderheit leisten. Gute Worte, die sich an junge Menschen richten, ihre Bedürfnisse erkennen und ihre Rolle stärken, geben Kraft für weitere Aktivitäten. Deshalb sind Menschen, die uns Jugendliche unterstützen, so wichtig. Besonderer Dank gilt hier u. a. Magda Prochota, die die letzten Jahren ihrer Arbeit in der Deutschen Minderheit fast ausschließlich den Jugendlichen gewidmet hat.

Was wünschst du dir für die Jugend der Deutschen Minderheit?
Wir haben heute bereits das Europäische Jahr der Jugend erwähnt. Ich wünsche mir vor allem, dass dieses Jahr auch für die Deutsche Minderheit ganz im Zeichen der jungen Generation steht. Vielleicht müssen wir uns fragen, ob wir wirklich alles tun, um sicherzustellen, dass junge Menschen frei handeln können, sich als Teil der Minderheit fühlen und mitbestimmen können. Einen besseren Zeitpunkt werden wir nicht finden, also fangen wir an, daran zu arbeiten. Machen wir „Jugend ist Zukunft“ zu einem Leitprinzip der deutschen Minderheit.

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