Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

Gegen den Bürgerwillen

Vom Denkmal ist nur eine Löwenstatue geblieben

Wie vor einiger Zeit von unserer Zeitung berichtet wurde, waren in der ostpreußischen Ortschaft Hohenstein (Olsztynek) archäologische Arbeiten am ehemaligen Hindenburgdenkmal geplant. Nun hat der Bürgermeister diese abgesagt und das gegen den Willen der Bürger.

 

Die archäologischen Ausgrabungen sollten im Rahmen des sogenannten Bürgerbudgets in Hohenstein durchgeführt werden. Solche Gelder werden von den Verwaltungen der polnischen Städte zu Verfügung gestellt, um davon durch Abstimmungen der Bürger ausgewählte Projekte durchzuführen. Abstimmen kann dabei jeder Bewohner der jeweiligen Stadt, unabhängig von der Herkunft oder vom Alter. In Hohenstein wurden diese Gelder zum ersten Mal zur Verfügung gestellt und prompt hat ein Geschichtsprojekt gewonnen: Dabei sollten archäologische Ausgrabenden am sogenannten Hindenburgdenkmal durchgeführt werden. Das Denkmal, das einer mittelalterlichen Burg ähnelte, wurde 1925 erbaut und diente  als Gedenkstätte für die gefallenen deutschen Soldaten der Schlacht bei Tannenberg. Später, 1934, wurde noch ein Mausoleum für den verstorbenen Generalfeldmarschall und Reichspräsidenten Paul von Hindenburg und seine Frau sowie für 20 deutsche Soldaten, die im Ersten Weltkrieg ihr Leben gelassen haben, gestaltet. Vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 wurde das Bauwerk von der sich auf dem Rückzug befindenden Wehrmacht gesprengt und danach von der kommunistischen polnischen Verwaltung geplündert.

 

Obwohl die Särge von Paul von Hindenburg uns seiner Frau vor Kriegsende in den Westen des Reiches gebracht wurden, befinden sich die Überreste der 20 Soldaten sowie Artefakte immer noch unter der Erde am Platz, wo sich das Denkmal befand. Nicht abgeneigt von der Tatsache, dass es sich um ein deutsches Erbe handelt und interessiert an der Geschichte ihrer Stadt, wählten die Bürger von Hohenstein mit großem Vorsprung das „Hindenburg-Projekt“ zur Realisierung aus dem Bürgerbudget.

 

Nun hat jedoch der Bürgermeister von Hohenstein, Artur Wrochna, etwas gegen das Projekt, für das er selber Mittel bewilligt hat. Wie er unlängst den Medien mitgeteilte, werden die Ausgrabungen abgesagt und die Initiative komplett gestrichen, obwohl sogar die entsprechende Erlaubnis z.B. vom regionalen Denkmalschutz vorliegen. Wrochna habe sich nach eigenen Aussagen einige Gutachten über das Projekt ausstellen lassen, die alle – wie er sagte – „negativ ausfielen“. Anscheinend habe man in den Gutachten vor Verbindungen des Denkmals zum Nationalsozialismus gewarnt. Demnach könnte die Erforschung des Denkmals als „Glorifizierung des Nationalsozialismus verstanden werden“. Tatsächlich wurde das Bauwerk Mitte der 30er-Jahre zum Nationaldenkmal des Dritten Reiches gemacht, doch sein Ursprung reicht noch bis in die Weimarer Republik und hat nichts mit dem Nationalsozialismus zu tun. Dies aber überzeugt den Bürgermeister wenig, deswegen werden die Reste des Denkmals – zumindest vorerst – unerforscht bleiben.

 

Łukasz Biły

Show More