Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Gemütlich Deutsch lernen

Die Österreich-Bibliothek in Oppeln hat eine neue Leseecke bekommen. Die regelmäßigen Sprachkurse werden deshalb künftig noch etwas gemütlicher. Zur Eröffnung am vergangenen Mittwoch gab es praktische Tipps für das Berufsleben.

„Wir sind eine Anlaufstelle für Leute mit guten Deutschkenntnissen“, sagt Monika Wójcik-Bednarz. Sie leitet die Österreich-Bibliothek in Oppeln und gibt dort auch deutsche Sprachkurse. Jeden Herbst startet das neue Semester, wie an der Uni.
Aktuell betreut sie drei Gruppen auf unterschiedlichen Sprachniveaus. Die 24 Teilnehmerinnen und Teilnehmer treffen sich zweimal wöchentlich und lernen unter ihrer Leitung anderthalb Stunden lang Deutsch. „Den Fortschritt sieht man am besten in der Anfänger-Gruppe. Nach ein paar Monaten reden die Menschen und können sich zu vielen Themen ausdrücken. Das ist nett zu hören“, erzählt die Leiterin.

Aleksandra Lewandowska gab Tipps für die Bewerbung.
Foto: Moritz Zajonz

Tipps für die Bewerbung
Dieses Publikum war wohl mit ausschlaggebend dafür, dass die Firma Capita der Bibliothek die neue Leseecke spendiert hat. Sie sucht Mitarbeiter mit guten Deutschkenntnissen und will mit den neuen Sesseln und Sitzwürfeln mit ihrem Firmenlogo für sich werben. Sie hat für die Eröffnung der Leseecke in Absprache mit der Bibliothek auch Programm organisiert: Aleksandra Lewandowska ist Junior Recruiter bei Capita und hat eine Präsentation mit Tipps für eine Bewerbung gegeben.
Für Monika Wójcik-Bednarz ist der Vortrag ebenfalls hilfreich, sagt sie selbst. Es sei wichtig für sie zu wissen, auf welche Aspekte sie einen stärkeren Fokus legen sollte, beispielsweise bei der Gestaltung von Kursen.
Die Menschen kommen mit ganz unterschiedlichen Erfahrungen mit der deutschen Sprache zu den Kursen. Zuzanna war bei der Eröffnung der Leseecke dabei und hat an dem Abend einen Rabatt für den Sprachkurs der Bibliothek gewonnen. Sie belegt den Sprachkurs gerade zum ersten Mal: „Ich habe Deutsch in der Schule gelernt, aber das war vor zehn Jahren. Ich möchte die deutsche Sprache auffrischen.“ Ihr gefällt, dass sie in dem Kurs viel sprechen: „Die Lehrerin spricht mit uns, zeigt uns wo wir Fehler machen, und wir können in kleiner Gruppe über verschiedene interessante Themen sprechen.“

Sie kommunizieren viel
Das hebt auch Monika Wójcik-Bednarz hervor: Man schreibt viel, liest viel, übt auch Hörverstehen über das Semester. Aber der Vorteil sei vor allem, dass sie kommunikativ sind, was in der Schule zu kurz komme. Dort werde mehr auf Grammatik geachtet, die Schüler sprächen nicht so oft. „Zum Kurs kommen manche Menschen ganz ohne Kenntnisse, manche hatten fünf Jahre Deutsch in der Schule. Nach einem Monat sind sie aber schon auf dem gleichen Niveau“, sagt die Leiterin. Dabei spielten die sprachliche Begabung, die Motivation und auch, wie fleißig die Teilnehmer arbeiten, natürlich auch eine wichtige Rolle.
Ein weiterer Vorteil der Österreich-Bibliothek: Es gibt direkt Literatur, mit der man lernen kann. Deutsche Romane, Sachbücher und viele Lernbücher füllen die Regale rund um die Leseecke. Neben Vorträgen, wie jenen zu Bewerbungs-Tipps, organisieren sie auch weitere ergänzende Programme, Konzerte und Lesungen. „Wir versuchen auch, sehr viel Landeskunde zu machen. Beispielsweise machen wir an deutschen Feiertagen auch Verkostung von Speisen. Man soll das mit verschiedenen Sinnen erleben.“

Für die etwa 100 Unterrichtseinheiten pro Semester zahlen Schüler mit Rabatt etwa 620 Złoty. Die Österreich-Bibliothek bietet im Sommer aber auch kostenlose Konversationsstunden an. Will man erst einmal nur die Bibliothek kennenlernen, lohnt sich eine Mitgliedschaft: Für sechs Złoty im Jahr bekommt man gegen Vorlage des Personalausweises eine Mitgliederkarte. Mit der hat man nicht nur Zugriff auf die Österreich-Bibliothek, sondern auf die gesamte Woiwodschaftsbibliothek mit einigen hunderttausend Artikeln.

Moritz Zajonz

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