Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Hochkarätige Gäste für eine aktive Organisation

30 Jahre ist es her, nämlich am 23. April 1991, dass die Gesellschaft der deutschen Minderheit „Tannen“ bei Gericht registriert wurde. Das Tauwetter in Europa, das unter anderem in den Vertrag über gute Nachbarschaft und freundschaftliche Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Polen mündete, machte es möglich. Auf diese lange und doch so kurze Zeit wurde vor kurzem zurückgeblickt.

Der Rahmen, in dem das 30-jährige Bestehen der Gesellschaft der deutschen Minderheit „Tannen“ in Osterode (Ostróda) gefeiert wurde, fiel etwas bescheidener aus als erhofft. Dafür waren die Ehrengäste, die die etwa 70 Mitglieder des Vereins bei der Feier begrüßen konnten, umso hochkarätiger. Weder der Abgeordnete im polnischen Sejm, Zbigniew Babalski, noch der Marschall der Woiwodschaft Ermland-Masuren, Gustaw Marek Brzezin, die beide mit Osterode und der dortigen deutschen Minderheit verbunden sind, hatten es sich nehmen lassen, vorbeizukommen; das Generalkonsulat der Bundesrepublik Deutschland in Danzig war durch den Kulturattaché Jörg Fahland vertreten.

Erinnerung und Lob
Der Vorsitzende der „Tannen“, Henryk Hoch, erinnerte an den Enthusiasmus der ersten Stunde, das erste ostpreußische Sommerfest und die Freude darüber, wieder die eigene Sprache sprechen und singen zu dürfen. „Viele der damals Aktiven sind nicht mehr unter uns. An sie erinnern wir in einem Gedenkgottesdienst“, ergänzte er im Andenken an die Toten. Doch was sie zeit ihres Lebens geleistet haben, fand und findet die Anerkennung auch auf der polnischen Seite.
Zbigniew Babalski, früher Bürgermeister von Osterode und Woiwode von Allenstein, dachte zurück an gemeinsame Projekte wie die Renovierung der Burg in Osterode und lobte Henryk Hoch: „30 Jahre lang hat er alle um sich herum und um Ihre Ziele vereinigt: die Bewahrung der Kultur und Bräuche. Wir haben in diesen Jahren gezeigt, dass wir nicht nur Nachbarn sein, sondern auch zusammenwirken können.“ Gustaw Marek Brezin, ehemals Wójt der Gemeinde Osterode, schlug mit seinem Dank in die gleiche Kerbe: „Das war auch ein Wegweiser zum Beitritt zur EU und ein Wegweiser zu weiterem gemeinsamen Handeln in einer multikulturellen, multinationalen Region.“

 

Die Osteroder bei der 30-Jahr-Feier.
Foto: Uwe Hahnkamp

Viele Aktivitäten aus langer Zeit kurzgefasst
Während Jörg Fahland neben der Anerkennung von Seiten des Generalkonsulats Unterstützung für weitere Pläne zusagte, beschrieb Henryk Hoch einige bisherige Erfolge wie die Neuerrichtung des alten Rathauses auf dem Marktplatz oder den Wiederaufbau der Kirche in Marienfelde/Glaznoty. „All dies wäre ohne die – auch finanzielle – Hilfe der ehemaligen Einwohner des Kreises Osterode nicht möglich gewesen“, betonte er, fasste sich dann aber kurz: „Zum Jubiläum haben wir ein Buch mit genaueren Informationen und vielen Bildern herausgegeben. Dort ist noch viel mehr zu finden.“

Für die früheren Bewohner des Kreises, also die Kreisgemeinschaft Osterode/Ostpreußen, war ihr Vorsitzender Burghard Gieseler gekommen. Auch er erinnerte an das gemeinsam Erreichte, aber: „Nach 30 Jahren kommt eine neue Generation. Wir sind – so ein Zitat aus dem Buch – nicht nur die Wächter der Gräber unserer Vorfahren, sondern bauen vor allem die Zukunft für die Kinder. Daher bringe ich einen Toast auf unsere Kinder aus.“ Und das geschah dann zu musikalischer Begleitung durch die Jugendgesangsgruppe des Vereins „Tannen“ und die Musikgruppe „Ostródzianie“ vom Kulturhaus in Osterode, die den weniger formellen Teil der Feier einleiteten.
Die Veranstaltung wurde gefördert aus Mitteln des Bundesministeriums des Inneren, für Bau und Heimat über Vermittlung des Verbandes der deutschen sozial-kulturellen Gesellschaften in Polen (VdG).

Uwe Hahnkamp

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