Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Immer noch faszinierend

Jolanta Ilnicka von der Gesellschaft der Oppelner Genealogen erklärte den Stammbaum von Muriel White
Jolanta Ilnicka von der Gesellschaft der Oppelner Genealogen erklärte den Stammbaum von Muriel White

Obwohl vom alten Glanz des neogotischen Palastes in Dobrau (Gemeinde Klein Strehlitz) nicht viel geblieben ist, findet er auch heutzutage zahlreiche Liebhaber, wie ein Treffen in der Ortschaft am Freitag zeigte. Magnet ist hier aber nicht nur das Schloss an sich, sondern auch seine geheimnisvolle Hausherrin.

„Es freut mich sehr, dass heute so viele zu unserer Veranstaltung gekommen sind. Ich glaube, man kann schon sagen, dass hier Vertreter von drei Generationen sind“, sagte bei der Eröffnung des zweiten Treffens der Palastliebhaber in Dobrau (Dobra) DFK-Chefin Ma³gorzata Nocoñ. Tatsächlich bekamen die Veranstalter des Treffens den Saal mit Jung und Alt voll. Während der eineinhalbstündigen Veranstaltung wurde nicht nur über die Architektur und die Geschichte eines der schönsten schlesischen Paläste gesprochen (Referat von Paweł Kołekvon der Technische Hochschule in Oppeln), sondern auch über die Geschichte seiner ehemaligen Besitzer, der Familie Seherr-Thoss.

Besonders geheimnisvoll war das Leben der Gräfin Seherr-Thoss, die als Muriel White geboren wurde. Trotzdem, dass Muriel Tochter eines amerikanischen Diplomaten war und nicht aus ganz freien Stücken, sondern auf das Drängen ihrer Mutter, einen preußischen Adeligen heiratete, war die Gräfin verliebt in Schlesien und wird bis heute mit dem Palast in Dobrau assoziiert, schrieb ein Urenkel der Gräfin in einem Brief, der während der Veranstaltung verlesen wurde.

Über den mysteriösen Tod der Gräfin sind sich die Lokalhistoriker bis heute uneinig. Tatsache ist, dass sie als Amerikanerin und gut ausgebildete Diplomatentochter bkennende Antifaschistin war. Es heißt, Muriel wählte den Freitod, da sie mit einer längeren Verfolgung durch die Gestapo nicht leben konnte. Andere meinen wiederum, schuld war kollektive Depression, deren Wurzeln nicht nur im Nationalsozialismus lagen. Klar ist jedenfalls, dass über das Schicksal von Muriel sowie zum Thema einer möglichen Erneuerung des Palastes, der im Zweiten Weltkrieg niederbrannte, es noch viel aufzuklären gibt.

Gesprächsthemen für diesbezügliche weitere Treffen sind sicherlich keine Mangelware.

Łukasz Biły

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