Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Internet und die Würde des Menschen

Das WaMa Filmfestival in Allenstein hat sich die Multikulturalität auf die Fahnen geschrieben. Im Rahmen der fünften Ausgabe wurde außer Konkurrenz unter anderem der Film „The Cleaners“ der deutschen Regisseure Hans Block und Moritz Riesewieck gezeigt. Über den Film sprach mit Karol Piekarczyk, dem Selektor des Dokumentarfilm-Festivals Millenium Docs Against Gravitiy in Polen, Uwe Hahnkamp.

 

 

Karol Piekarczyk
Foto: Uwe Hahnkamp

 

 

 

Sie suchen für das Festival Docs Against Gravity die Filme aus, die dort gezeigt werden. Sie haben drei Filme zum WaMa Filmfestival in Allenstein beigesteuert, unter anderem „The Cleaners“. Womit befasst sich der Film?

 

Der Film „The Cleaners“ ist ein weitere Dokumentarfilm aus deutscher Produktion, der sich mit der Sicherheit im Internet in der modernen Welt oder mit unseren Beziehungen zu großen Social Media Firmen befasst, aber auch mit denen zum Staat, der das Internet nutzt, um uns zu überwachen. Im letzten Jahr gab es den hervorragenden Film „Pre-Crime“ darüber, wie der Staat uns immer mehr über das Internet kontrollieren will, und vor drei Jahren die französisch-deutsche Koproduktion „Democracy – im Rausch der Daten“ über das Lobbying zur EU-Richtlinie zum Datenschutz im Internet.
„The Cleaners“ ist eine Fortsetzung dieser Filme und geht darüber hinaus. Er bringt uns Menschen näher, die das Internet säubern und im Grund dafür verantwortlich sind, welche Inhalte ins Netz gestellt werden. Sein menschlicher Hauptaspekt ist aber, dass diese Menschen tagtäglich riesige Mengen schrecklicher Bilder und Filme ansehen müssen.

 

 

Welche Bedeutung hat „The Cleaners“ als filmisches Werk?

 

Der Film „The Cleaners“ wurde von zwei jungen deutschen Regisseuren, Hans Block und Moritz Riesewieck, gedreht, hatte seine Weltpremiere auf dem Festival in Sundance, einem der wichtigsten Filmfestivals der Welt, und hat die Zuschauer dort sehr bewegt. Danach wurde er auf mehreren Festivals gezeigt, unter anderem als polenweite Premiere beim Festival Millenium Docs Against Gravity.
Die beiden Regisseure hatten zwar zuvor bereits gemeinsam Kurzfilme gedreht, „The Cleaners“ ist aber ihr Debüt mit einem abendfüllenden Film. Sie haben einen reifen, thematisch detaillierten Film hingelegt, er geht auch über die normalen Erwartungen hinaus, die bei einem Erstling an Ästhetik oder Nutzung von Metaphern gestellt werden – ein sehr gut durchdachter Film.

 

 

Das WaMa Filmfestival fand in diesem Jahr unter dem Motto „Würde“ statt. Wie lässt sich „The Cleaners“ hier einordnen?

 

Das war ein weiteres Argument zur Wahl dieses Films. „The Cleaners“ hat viele globale und internationale Aspekte, aber was mir persönlich am meisten aufgefallen ist, war die Frage der persönlichen Würde dieser Menschen, dieser „Reiniger des Internets“. Sie wohnen auf den Philippinen, erhalten einen Lohn, der etwas über dem dortigen Durchschnittslohn liegt, und müssen praktisch diese Arbeit annehmen, um ihre Familien zu erhalten. Sie erhalten weder eine vernünftige Schulung noch psychologische Hilfe bei ihrer sehr schwierigen Tätigkeit. Manchmal geht es bei den Säuberungen um Pornographie oder Gewalt, aber häufig sind diese auch von der Politik diktiert. Sie werden als Spielfiguren genutzt und sind Symbol eines moralischen Bankrotts der Internetfirmen, die für Geld alles machen.

 

 

Hin und wieder treibt die Moderation der Inhalte der Social Media seltsame Blüten – künstlerische Satire verschwindet, rassistische Äußerungen bleiben…

 

Der Film „The Cleaners“ zeigt, mit wie wenig Vorbereitung und Wissen um Kontexte in anderen Kulturen die Entscheider arbeiten müssen. Dabei sollte aber klar sein, dass zwar die Freiheit des Wortes Priorität hat, es aber gesellschaftliche Prinzipien geben muss, die wir gemeinsam – ich betone: gemeinsam – festlegen. Regeln und Moderation sind notwendig und Social Media Firmen dürfen da keine Ausnahme sein. Die Behauptung eines Protagonisten im Film, rassistische Äußerungen seien Meinungen und daher nicht zu löschen, ist einfach total absurd. Das kann man so nicht stehen lassen.

 

 

Die Werkzeuge der Social Media verbinden Menschen, können aber auch, wie das im Film erwähnte Beispiel der Rohingya in Myanmar zeigt, zu einer Propaganda-Waffe werden. Wäre so ein Einsatz gegen Minderheiten auch hier in Polen möglich?

 

Schwierig zu sagen, aber zu befürchten ist so etwas leider überall. Zum einen gibt es ja nicht nur nationale, sondern auch sexuelle, religiöse und andere Minderheiten; Personen, die unbedingt einen Feind finden wollen, können leicht einen finden. Zum anderen sind die Werkzeuge der Social Media unerhört effizient im Kontext von Propaganda im negativen Sinn dieses Wortes. Bei manchen Kommentaren in den Social Media bekomme ich Angst vor ihrer Nutzung zu negativen Zielen. Doch auch wenn auf einmal – sogar in Europa – die Idee der universellen Menschenrechte als angebliche Idee bestimmter gesellschaftlicher Gruppen angegriffen wird, hoffe ich, dass Polen ein Land ist, in dem so etwas nie passieren wird und wo es viele vernünftige Menschen gibt, für die die in der polnischen Verfassung verankerte Würde des Menschen unantastbar ist und bleibt.

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