Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Keine haltlosen Versprechen

Der aus Cosel stammende Josef Gröger bekam von Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland überreicht. Er erhielt die Ehrung für die Forschungen über seine Heimatstadt Cosel und seine Verdienste um die deutsch-polnische Aussöhnung.

 

Foto: Thüringer Staatskanzlei

 

 

Josef Grögers Kindheit und frühe Jugend im Küsterhaus in Cosel waren geprägt von Weihrauchduft und Weihwasser. Diese Idylle endete abrupt in den letzten Wochen des Zweiten Weltkriegs. Im März 1945 musste er als 14-Jähriger ohne seine Eltern aus seiner Heimat fliehen. Er fand in Heiligenstadt in Thüringen ein neues Zuhause. Die Erfahrungen des Krieges und des Heimatverlustes prägten Josef Gröger nachhaltig, doch seine Heimat Oberschlesien hat er nie vergessen. Er widmete sich der Erforschung seiner Heimatstadt und deren Kirchengeschichte. „Ich habe immer ein gutes Verhältnis zu meiner Heimat gehabt und den Gedanken daran nie verloren“, so Josef Gröger. Er publizierte mehrere Bücher, die sich mit Cosel befassen. Darüber hinaus erschienen bislang 50 Einzelveröffentlichungen in Fachzeitschriften. Für seine Verdienste um die deutsch-polnische Aussöhnung wurde er nun mit dem Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland geehrt.

 

 

Arbeit für gute Nachbarschaft

Im Namen von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (SPD) überreichte Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) die Ehrung in der Thüringer Staatskanzlei in Erfurt. „Ich bin stolz drauf, denn meine ganze Arbeit in den vielen Jahren machte sich jetzt bemerkbar. Ich habe nicht umsonst gearbeitet und immer wieder darauf hingearbeitet, dass sich das Verhältnis zwischen Deutschen und Polen normalisiert“, so Gröger. Bodo Ramelow sieht im Wirken von Josef Gröger einen unverzichtbaren Beitrag zur historischen Aufarbeitung von Krieg, Heimatverlust und Vertreibung, die ein zutiefst europäisches Trauma im 20. Jahrhundert darstellen. „Deutsche und Polen brauchen fundiertes Wissen um unsere gemeinsame Geschichte, damit das Verständnis füreinander weiter wachsen kann. Verständigung und Versöhnung sind keine Selbstläufer, sondern ein ständiger Prozess. In diesem Prozess müsse man deutlich machen: Trotz der Bürde des Zweiten Weltkrieges sind wir nicht zum Konflikt verurteilt. Aufgeklärte Erinnerung, historische Verantwortung und wirklichkeitsbewusste Versöhnung stärken Friedensfähigkeit und Konfliktprävention zwischen Staaten“, so Ramelow.

 

 

Der aus Cosel stammende Josef Gröger aus Heiligenstadt bekam von Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland überreicht
Foto: Thüringer Staatskanzlei

 

 

 

Kirchenschatz von Cosel

Bevor Josef Gröger seine Heimatstadt verlassen musste, war er im Januar 1945, also mit 14 Jahren, maßgeblich an einer risikoreichen Aktion zur Rettung des Sakralschatzes der Pfarrkirche in Cosel beteiligt. Als einer der Überlebenden der Aktion wurde er bei Besuchen seiner Heimat immer wieder von polnischen Sicherheitsorganen bedroht und bedrängt. Seinen Höhepunkt fand das Ganze 1975, als von der Volkspolizei in Heiligenstadt, mit Wissen der Staatssicherheit, der Kreisleitung der SED sowie des polnischen Geheimdienstes, drei junge Polen unter falschen Angaben in seine Wohnung geschleust wurden.
„Sie sollten herausfinden, wo sich der Kirchenschatz von Cosel befand“, so Gröger. Aber erst nach der politischen Wende in Polen entschloss sich Josef Gröger, den bisher immer noch nicht aufgefundenen Sakralschatz aus dem sicheren Versteck zu bergen. 1992 fuhr er mit Sohn Karl-Heinz nach Cosel und überreichte den Schatz unbeschädigt dem Pfarrer und dem Kirchenvorstand der mittlerweile polnisch gewordenen Gemeinde.

 

 

Erforschung der Geschichte des St. Annaberges

Neben seiner schriftstellerischen Tätigkeit, unterrichtete Josef Gröger als Diplom-Handelslehrer 42 Jahre an der Berufsschule in Heiligenstadt, deren Direktor er 1990 wurde. Als seine Maxime betrachtet Josef Gröger die Versöhnung zwischen Deutschen und Polen statt Entfaltung nationaler Egoismen. Vor kurzem erschien der sechste Band seiner Reihe „Historisches und Erlebtes“ – „Flucht und Wiederkehr. Ein oberschlesisch-eichsfeldisches Schicksal“. Derzeit arbeitet er an einer Studie über den St. Annaberg. „Eigentlich wollte ich meine schriftstellerische Tätigkeit mit dem Band abschließen, doch wie meine Partnerin sagt: „Mach keine haltlosen Versprechungen. Es kommt bestimmt wieder etwas“, so Gröger. Seine Recherchen möchte er in Cosel und Umgebung in Form eines Vortrages präsentieren.

 

 

Karina Niemiec

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