Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Lebensthema

Zum Auftakt der 19. Deutschen Kulturtage im Oppelner Schlesien lud die Österreich-Bibliothek in Oppeln ins kürzlich eröffnete Dokumentations- und Ausstellungszentrum der deutschen Minderheit in Polen (DAZ) ein. Im Mittelpunkt stand dabei die Vorstellung eines Buches der Journalistin Christiane Hoffmann. Daneben wurde auch eine Ausstellung eröffnet.

Am vergangenen Sonntag (02.10.) konnte sich der Himmel über Oppeln nicht entscheiden, ob er es regnen oder die Sonne scheinen lassen wollte. Aber vielleicht passte dieses wechselhafte Wetter ja ganz gut zur ersten Veranstaltung der diesjährigen Deutschen Kulturtage im Oppelner Schlesien, bei der ein Buch vorgestellt wurde, in dem es nicht an Traurigkeit fehlt, aber auch Freude und Humor nicht zu kurz kommen, wie Monika Wójcik-Bednarz, die Leiterin der Österreich-Bibliothek in Oppeln, feststellte.

Christiane Hoffmann stellte ihr Buch „Alles, was wir nicht erinnern – Auf dem Fluchtweg meines Vaters“ vor.
Foto: Lucas Netter

Neben ihr auf dem Podium in den Räumlichkeiten des DAZ hatte Christiane Hoffmann Platz genommen, die Autorin jenes Buches, das unter dem Titel „Alles, was wir nicht erinnern – Auf dem Fluchtweg meines Vaters“ bereits im Februar dieses Jahres erschienen ist. „Ein sehr persönliches, literarisches Buch über Flucht und Heimat, über die Schrecken des Krieges und über das, was wir verdrängen, um zu überleben“, heißt es Klappentext der 279-Seiten-Lektüre.

Christiane Hoffmann (links) mit Monika Wójcik-Bednarz, Leiterin der Österreich-Bibliothek in Oppeln
Foto: Lucas Netter

Christiane Hoffmanns Vater war Anfang 1945 als damals Neunjähriger aus dem schlesischen Dorf Rosenthal (Różyna) vor der anrückenden Roten Armee in Richtung Westen geflohen. Sein Fluchtschicksal hat ihn sein Leben lang begleitet; es blieb, wie bei so vielen Familien, eine Wunde. 75 Jahre später, im Januar 2020, geht Christiane Hoffmann denselben Weg, 550 Kilometer durch Polen und Tschechien bis nach Deutschland. Sie sucht nach der Geschichte und ihren Narben – und bringt ihre Gedanken, Begegnungen und Gespräche von unterwegs zu Papier. Ihr Buch ist zugleich Reisebericht, Familiengeschichte und die Erzählung einer Vater-Tochter-Beziehung.

Christiane Hoffmann arbeitete viele Jahre als Journalistin, unter anderem für die FAZ, und ist derzeit die Erste Stellvertretende Sprecherin der Bundesregierung.
Foto: Lucas Netter

„Die Flucht meines Vaters war für mich ein Lebensthema; ich habe mich immer wieder damit beschäftigt. Und nach seinem Tod kam mir dieser Gedanke, den Fluchtweg, den er im Januar 1945 mit seiner Mutter und dem Treck aus seinem Dorf gelaufen ist, noch einmal nachzugehen. Das war für mich einfach eine Art, mich noch mal anders mit dieser Geschichte zu beschäftigen“, sagt Christiane Hoffmann, die viele Jahre als Journalistin unter anderem für die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) sowie für das Magazin Der Spiegel arbeitete und derzeit Erste Stellvertretende Sprecherin der Bundesregierung ist. Mit ihrem Buch holt sie die Erinnerung an Flucht und Vertreibung ins 21. Jahrhundert. „Zugleich wollte ich auch etwas über die Länder erfahren, durch die [die] Fluchtroute [meines Vaters] führte, über das heutige Polen und Tschechien, darüber, wie die Menschen dort jetzt mit der Vergangenheit leben, was sie für ihr Verhältnis zu Deutschland und zur EU bedeutet“, so die Autorin.

Im Anschluss an die Buchpräsentation wurde im DAZ noch die Ausstellung „Zu Hause und doch fremd – Vom Umgang mit Entwurzelung und Heimatverlust am Beispiel Schlesien” eröffnet.
Foto: Lucas Netter

Im Anschluss an das Gespräch mit Christiane Hoffmann wurde auf der (überdachten) Terrasse des DAZ noch die Ausstellung „Zu Hause und doch fremd – Vom Umgang mit Entwurzelung und Heimatverlust am Beispiel Schlesien” eröffnet. Die Ausstellung ist bis Ende Dezember im DAZ zu sehen.

Lucas Netter

Christiane Hoffmanns Buch erschien im Verlag C.H.Beck und ist bislang ausschließlich in deutscher Sprache erhältlich. Es kostet 22 Euro (Hardcover). Die ISBN lautet: 978-3-406-78493-4. Die Buchvorstellung in Oppeln können Sie sich auch online auf dem YouTube-Kanal der Sozial-Kulturellen Gesellschaft der Deutschen im Oppelner Schlesien (SKGD) ansehen:

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