Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Mit Chor, Geige und Orgel

Zur Adventszeit, meist gegen Anfang Dezember, kommen die Aktiven des Vereins „Freunde Masurens“ mit ihrem Weihnachtstransport nach Masuren. Die mitgebrachten Spenden werden verteilt und zudem findet ein Vortrag in der Reihe „Sorquitter Gespräche“ statt. In diesem Jahr gab es am 5. Dezember zusätzlich als ruhigen, besinnlichen Programmpunkt ein Konzert in der evangelischen Kirche in Warpuhnen (Warpuny), um die sich der Verein kümmert.

Die „Freunde Masurens“ mit Sitz im niedersächsischen Scharnebeck unterstützen seit zehn Jahren in Masuren zwischen Sorquitten (Sorkwity) und Lötzen (Giżycko) verschiedene Partnerorganisationen – darunter mehrere Schulen, soziale Einrichtungen und Gesellschaften der deutschen Minderheit – mit Sachspenden, vor allem für Kinder und Bedürftige. Auch in diesem Jahr besuchten sie die Freunde vor Ort und brachten die Gaben im Rahmen des Weihnachtstransports „Pakete der Liebe“ persönlich vorbei.

Von Kirche zu Kirche
Am 3. Dezember sprach der Vizevorsitzende der Organisation, Pastor Fryderyk Tegler, in der evangelischen Kirche in Sorquitten über Pastor Gustav Gisevius, der sich im 19. Jahrhundert für Masuren stark gemacht hat. Einen Tag später schaute er gemeinsam mit der Vorsitzenden Kerstin Harms bei der Adventsfeier der Sensburger Gesellschaft der Deutschen Minderheit „Bärentatze“ vorbei. Am 5. Dezember ging es dann nach Warpuhnen in die evangelische Kirche, zu der Pastor Tegler vor seiner Ausreise nach Deutschland gehörte. Früher war das Gotteshaus eigenständig, nunmehr gehört es aber als Filialkirche zur Gemeinde Sorquitten.

 

Adventsmusik mit Cezary Nowakowski und dem Chor „Schola Vocale“Foto: Uwe Hahnkamp

Im Sommer lädt eine von Pastor Tegler gestiftete Bank vor dem Eingang der Kirche zum Ausruhen ein, an diesem zweiten Adventssonntag war es jedoch deutlich zu kalt, um dort lange zu verweilen. Im Inneren der Kirche hatte Krzysztof Grygo, der sonst als Mann vor Ort die Renovierungen an dem seit Jahren kaum genutzten Gotteshaus betreut, ein Gebläse aufgestellt, das die Kälte vertreiben sollte. Zusätzlich hatte er mit seiner Frau Maria und Sohn Hubert für Kissen und Decken sowie für die weihnachtliche Dekoration der Kirche gesorgt.

Bischöfliche Bibelworte, christliche Chorlieder
Eingemummelt in Mäntel und dicke Jacken waren die Zuhörer gekommen: Einheimische aus dem Dorf sowie der näheren und weiteren Umgebung, Vertreter der Selbstverwaltung sowie die evangelischen Pfarrer aus Sensburg (Mrągowo) und Sorquitten. Die Lesung der Weihnachtsgeschichte während des Konzerts übernahm Paweł Hause, Bischof der Diözese Masuren der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen.

Der Kälte trotzten auch die Sängerinnen und der Sänger des Chors „Schola Vocale“ aus Sensburg unter der Leitung von Cezary Nowakowski, der auch die Orgelbegleitung für die Violine und die Solo-Sopranistin übernahm. Von der Empore herab begannen sie mit einer polnischen Hymne auf Masuren, dann folgten klassische Werke – unter anderem von Johann Sebastian Bach – für Violine und Orgel sowie für Sopran und Orgel. Im weiteren Verlauf wechselten die Choristen ins Lateinische und am Ende gab es eine ausführliche mehrsprachige und durch Violine, Solo-Sopran sowie den Gesang der Gäste mitgestaltete Version von „Stille Nacht“.

Die Stille der Berge, in der dieses Weihnachtslied entstanden ist, kann Warpuhnen nicht bieten. Der Chor und seine Zuhörer nahmen dennoch Ruhe im Herzen und – trotz etwas kalter Füße – viel Wärme aus diesem Lied und dem gesamten Konzert mit in die weitere Advents- und Weihnachtszeit.

Uwe Hahnkamp

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