Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Mutige Wortmeldung

Bei der gestrigen Sitzung des Stadtrates von Gleiwitz wurde ein Beschluss gefasst des III Schlesischen Aufstandes zu gedenken. Obwohl 19 Räte dafür stimmten, kommt eine besondere Bedeutung der Wortmeldung und Gegenstimme der Rätin Agnieszka Filipkowska zu.

 

Im Beschluss werden die Kampfhandlungen der Aufständischen in Gleiwitz zwischen Mai und Juni 1921 beschrieben und er endet mit den Worten: „Zum 100. Jahrestag des III Schlesischen Aufstandes muss an den Patriotismus, Heldentum und Aufopferung der Aufständischen erinnert werden, die für die Eingliederung Oberschlesiens und Gleiwitz zum wiederauflebenden Polen nach dessen über ein Jahrhundert dauernden Sklaverei gekämpft haben“.

 

Stadtratssitzung von Gleiwitz und Abstimmung [ber den Gedenk-Beschluss.
Foto: screenshot wochenblatt.pl

Kritik der Einseitigkeit

Stadträtin Agnieszka Filipkowska hat sich vor der Abstimmung kritisch zum Beschluss ausgesprochen und plädierte für ein Gedenken aller, die sowohl für das Polentum gekämpft haben, als auch in der Volksabstimmung die deutsche Option gewählt haben. „Als gebürtige Schlesierin, deren Großvater 1902 in Gleiwitz geboren wurde, habe ich den Eindruck dass wir hier in Oberschlesien wieder und vielleicht sollte ich auch sagen, immer noch versuchen, nur einen Teil der Geschichte dieser Region zu zeigen“, sagte Filipkowska und argumentierte weiter: „[Die Kultur Oberschlesiens] wurde in mir von meinen Großeltern geprägt, die trotz der Angst vor dem Neuen, vor dem Polentum, nicht nach Deutschland geflohen sind. Sie gingen nicht, weil sie Schlesier waren, die Glewitz liebten. Und angesichts der Ergebnisse der Volksabstimmung 1921, der historischen Integrität, der gerade stattfindenden Volkszählung, und der Geschichte meiner Familie, die in den 1920er Jahren des 19. Jahrhunderts in Gleiwitz lebte, kann ich diesen Beschluss daher nicht unterstützen. Trotzdem werde ich immer für das Lehren der historischen Fakten stehen, einschließlich der über die Kämpfe in Gleiwitz, die während des III Schlesischen Aufstandes vom 3. Mai bis 5. Juli 1921 in Gleiwitz ausgetragen wurden”.

 

Agnieszka Filipkowska
Foto: facebook.com

 

VdG-Resolution

Die Wortmeldung der Stadträtin fällt mit der 2019 verabschiedeten Resolution der Versammlung des Verbandes deutscher Gesellschaften in Polen zusammen, die aufgerufen hat, das Gedenken an die Opfer beider Seiten zu ehren, und die Errichtung eines Mahnmals forderte, “das im Geiste der Versöhnung und der Überwindung der Ursachen dieser Konflikte gewahrt wird”. Daher schreibt der VdG auch auf seiner Internetseite zu den Worten der Stadträtin: „Die ausgewogene Stellungnahme voller Verständnis für beide Seiten ist Ausdruck dessen, wie vielfältig und vielstimmig die Region ist und wie sehr sie ein gemeinsames historisches Gedächtnis braucht. Um die Worte Papst Johannes Pauls II. auf dem St. Annaberg zu zitieren: “Dieses Land braucht immer noch eine vielfältige Aussöhnung”.

 

Gleiwitz ist eine weitere Kommune, die vor dem 100. Jahrestag des Ausbruch des III Schlesischen Aufstandes Gedenken nur an die Aufständischen initiiert. Davor beschloss der Stadtrat von Oppeln ein Denkmal für 68 Aufständische aufzustellen und vor zwei Wochen sollte auf Initiative des Oberglogauer Bürgermeisters am dortigen Denkmal eine Tafel für polnische Patrioten aufgestellt werden. Im letzteren Fall stimmte der Stadtrat jedoch dagegen.

 

Rudolf Urban

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